|| Harry Pov ||
Beschämt sah ich auf meine Finger, die grundlos den Rasen abrupften und ihn dann wieder auf den Boden rieseln ließen.
Es war nun schon für einige Sekunden still und ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Ich war mir ja noch nicht einmal sicher, ob ich ihn nur hatte aufheitern wollen oder ob ich ihn vielleicht sogar wirklich wunderschön fand. Vorsichtig hob ich meinen Kopf, nur um Louis mit einem breitem Grinsen im Gesicht neben mir sitzen zu sehen. Als er meinen Blick bemerkte, schienen sich seine Mundwinkel noch weiter auseinander zu bewegen und er wackelte provozierend mit seinen Augenbrauen. Ich senkte meinen Blick schnell wieder, konnte aber nicht verhindern, dass meine Wangen geradezu zu glühen begannen. Wir schienen beide nicht zu wissen, was wir sagen sollten, also blieb es für einen weiteren Moment still. Louis schien diese Ruhe jedoch weitaus amüsanter zu finden als ich.
"Falls es dich besser fühlen lässt: Ich mag deine Locken", sagte Louis auf einmal so leise, dass ich für einen Moment dachte, es mir nur eingebildet zu haben. Doch als ich ihn ansah, lächelte er mich vorsichtig an. "Danke", flüsterte ich. Er mochte meine Locken. Und was mich mindestens genauso glücklich machte, war, dass er es mir tatsächlich gesagt hatte. Louis Fucking Tomlinson hatte mir ein Kompliment gemacht, der kalte, emotionslose Louis.
Wir saßen noch gemeinsam an dem See, als es schon dämmerte. Die meiste Zeit redeten wir kaum, stattdessen hing jeder seinen eigenen Gedanken nach und manchmal tauschten wir uns über unwichtige Themen aus. Zwischendurch ließ Louis einige zickigen Bemerkungen fallen, verdrehte seine Augen, wenn ich etwas sagte oder seufzte genervt auf, doch er entschuldigte sich jedes Mal danach, also war es okay.
Gerade schob ich Louis in seinem Rollstuhl durch die Straße, die direkt zu seinem Haus führte, und hopste dabei leicht auf und ab. Er beschwerte sich nicht, also ließ ich es auch nicht sein.
Normal gehen war einfach viel zu langweilig.
Wir waren nur noch wenige Meter von Louis' Zuhause entfernt, als ich einen Stein übersah und promt darüber stolperte. Erschrocken quietschte ich auf, versuchte mich am Rollstuhl abzustützen, doch fiel kurz darauf hin, den Griff des Rollstuhles noch in meiner Hand. Der Rollstuhl schwankte und kippte schließlich mit dem Mann darauf auf mein Knie. Louis stöhnte vor Schreck leise auf und kniff seine Augen zusammen, während ich in Schockstarre auf dem Boden blieb. "Harry, kannst du nicht...", er hielt an, als er sich angestrengte, um sich umzudrehen und mir ins Gesicht sehen zu können. "Fuck, Harry!" Besorgt sah er mich aus seinen blauen Augen an und versuchte, den Rollstuhl von mir zu schieben. "Ist okay", murmelte ich, den Schmerz in meinen Knöchel ignorierend. Vorsichtig hob ich den Rollstuhl an, ohne dabei aufzustehen. Schließlich stand der Rolli mit Louis darauf wieder. "Kannst du aufstehen?", fragte er und streckte mir seine Hand entgegen. "Werden wir gleich sehen." Ich grinste schief und ließ mir von ihm helfen. Als ich schließlich auf wackeligen Beinen stand, begann mein Knöchel zu pochen und ich fühlte mich als würde ich ihn nie wieder bewegen können. "Geht's?!", fragte mich Louis mit sorgenvoller Stimme. "Mhm..." Ich beschloss, dass es jetzt einfach okay sein musste und begann mit zusammengebissenen Zähnen loszuhumpeln. "Ich kann auch Mum anrufen, damit sie uns abholt", schlug Louis vor, doch ich schüttelte nur meinen Kopf, während ich ihn langsam weiter vor mir her schob. "Wir sind ja gleich da."
Warum musste ich immer so verdammt tollpatschig sein?
Genervt von mir selber klingelte ich an dem Tor der Tomlinsons' und brachte Louis und mich in die Villa. "Na, ihr beiden Süßen, alles klar?!", wurden wir von Louis' strahlender Mutter empfangen. "Harry hat sich am Fuß verletzt, hast du vielleicht ein Kühlpack für ihn?", fragte Louis sie ruhig und keine drei Sekunden später huschte die Frau aus dem Zimmer, um der Bitte nachzukommen.
Louis schob sich in die Küche und ich folgte ihm schweigsam. "Harry, leg deinen Fuß ruhig auf den Tisch und setz dich hin", meinte Louis mit leiser, weicher Stimme und ich ließ mich auf einen der Küchenstühle fallen. Es herrschte Stille zwischen uns, bis seine Mutter wieder kam und mir das Kühlpack überreichte. Ich hörte, wie Louis neben mir scharf die Luft einzog, als ich meine Hose hochkrempelte. Mein Knöchel war beinahe um das doppelte angeschwollen und blau-lila verfärbt. "Oh Gott, Harry! Was hast du denn gemacht?!", fragte Louis' Mutter mit entsetzter Stimme. "Gestolpert", nuschelte ich beschämt. "Oh... naja das passiert ja jedem Mal", Ihr Blick fiel auf Louis, "Oder fast jedem", fügte sie leise hinzu. Louis verdrehte die Augen. "Danke auch, Mum", zischte er, bevor er entnervt aus dem Zimmer rollte. Seine Mutter fluchte leise vor sich hin und wandte sich dann mir zu. "Tut mir leid, Schätzchen. War er die ganze Zeit über so?" Ich schüttelte schnell meinen Kopf. "Ich mag ihn, er ist eigentlich ganz nett zu mir." Louis' Mutter grinste breit. "Wirklich?! Na, das ist ja toll! Möchtest du dann vielleicht zum Abendessen bleiben?" Diese Frau schaffte es tatsächlich sich noch viel enthusiastischer als ich zu verhalten. "Ähm, ich müsste meine Mutter fragen, weil ich mich Zuhause eigentlich noch um meine Geschwister kümmern sollte."-"Ich rufe sie gleich an!", damit verschwand sie und ich blieb alleine in dem Raum zurück. Meine Mutter würde es mir wahrscheinlich erlauben, aber auch nur um nicht unhöflich zu sein.
Ich tastete vorsichtig meinen Knöchel ab und summte dabei leise vor mich hin. Nach einigen Minuten klopfte es an der Tür und Louis schob sich in den Raum. "Ist es besser?", fragte er mit einem schüchternden Lächeln und ich grinste breit, während ich nickte. Ich wusste nicht, was es war, doch Louis' Lächeln machte mich immer unglaublich glücklich.
Louis nickte erleichtert, bevor er an ein extra tief gelegenes Regal rollte und zwei Gläser hinausholte. Sein Rollstuhl brachte ihn dann zum Kühlschrank, wo er nach einer Flasche Wasser griff. Er goss beide Gläser voll und reichte mir dann eins. Ich bedankte mich, bevor ich einen Schluck trank. Beinahe hätte ich es vor Schreck wieder ausgespuckt, als die Tür aufflog und Louis' Mutter lächelnd im Türrahmen erschien. "Du darfst bleiben, Harry", sagte sie grinsend und rief dann nach einer der Haushaltshilfen, um ihr mitzuteilen, dass wir zu Abend essen wollten. "Du bleibst zum Essen?", fragte Louis mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich wackelte unsicher auf meinem Stuhl herum. "Ist das ein Problem? Ich kann auch gehen, wenn du mich nicht da haben möchtest", nuschelte ich verlegen. Noch bevor Louis hätte antworten können, kam ihm seine Mutter zuvor. "Ach Quatsch! Wir haben dich gerne hier!"
Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. Ich wollte nicht, dass Louis aus Höflichkeit nichts sagte, ich wollte, dass er sich freute, wenn ich da war.
Wir begannen in unangenehmer Stille zu essen und mein Blick huschte immer wieder zu dem querschnittsgelähmten neben mir, doch Louis sah mich keine Sekunde an. Irgendwann, als Louis' Mutter gerade damit beschäftigt war, sich eine zweite Portion zu nehmen, lehnte er sich auf einmal zu mir. "Ich mag es, wenn du hier bist", flüsterte er leise und lächelte mir zu. Meine Augen weiteten sich. Das konnte er nie im Leben Ernst gemeint haben!
Ich sah ihn entgeistert an und er wurde rot. Schnell wandte er sich wieder dem Essen zu, während ich noch immer starr vor Schock war. "Ist etwas, schmeckt dir das Essen nicht? Ich bin mir sicher, dass wir auch noch etwas anderes im Haus haben."-"Nein, es schmeckt gut, also wirklich, das Gemüse, ich mag Kartoffeln, und es ist perfekt gesalzen, das Fleisch ist auch gut und so", unterbrach ich Louis' Mutter mit meinem verwirrten Gehaspel. Louis begann leise zu kichern und ich war mir sicher noch nie in meinem Leben etwas schöneres gehört zu haben.
O Gott...
Diese Geschichte macht gerade was sie will, eigentlich sollte Louis doch viiiiieeel gemeiner sein ._.Scheiße :D
Das nächste Update dauert noch bisschen weil ich nächste Woche auf Klassenfahrt bin... ich werde aber hoffentlich ein Kapitelchen als Mitbringsel schreiben ;)
Freu mich über Kommis und Vooooootes:D
XXXXX
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Ich bremse auch für Fußgänger | Larry
RomanceDie Räder seines Rollstuhls drehten sich beinahe lautlos auf dem glatten Steinboden, hinterließen feine Streifen und ein leises, quietschendes Geräusch. Manchmal dachte er sich, dass diese Räder wie sein Leben waren, eintönig und scheinbar endlos. A...