Harry POV:
Nach dem verunglückten Kochversuch schob ich uns kurzerhand eine Tiefkühlpizza in den Ofen, zog sie rechtzeitig heraus und schnitt sie dann für meine Schwestern und Louis zurecht. Anschließend räumten wir gemeinsam die Küche auf. Louis bemühte sich möglichst hilfreich zu sein, auch wenn er an die meisten Regale nicht herankam. Jedes Mal wenn er sich wieder streckte und dann doch zu klein war, hob ich ihn samt Rollstuhl hoch, bis er das Geschirr anstellen konnte. Seine Wangen verfärbten sich dabei immer wieder rot, er murmelte ein "Danke" und lächelte mich dann engelsgleich an.
Es war erstaunlich, wie unsicher der anfangs so selbstsicher und dominant wirkende junge Mann in Wirklichkeit war. Vermutlich hatte er über die Jahre eine Art Schutzhülle um sein Inneres gelegt, die ihn vor jeglichen Gefühlen bewahren sollte. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ihm zu zeigen, dass er weder Unsicherheiten noch Selbstzweifel verspüren musste. Er war perfekt so wie er war.Als es Zeit war für ihn zu gehen, umarmte ich ihn, küsste ihn und schloss dann die Tür hinter ihm. Es fühlte sich irgendwie schwerwiegender an als all die anderen, bisherigen Verabschiedungen.
Linus POV:
"Ich möchte, dass du die Angelegenheit morgen bereits klärst. Je früher desto besser." Ich nickte Richard zustimmend zu. "Wer zuerst?" Louis' Vater schien für einen Moment zu überlegen. "Harry. Wenn er nicht mehr kommt, wird Louis ihn vielleicht bald vergessen und du brauchst dich nicht mehr um ihn zu kümmern." Ich nickte erneut. "In Ordnung, ich werde jetzt alles vorbereiten. Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete ich mich von dem Älteren. Richard schüttelte mir zufrieden lächelnd die Hand. "Danke, bis morgen." Dann verließ er meine Wohnung. Ich blickte ihm noch kurz hinterher und machte mich anschließend an die Arbeit.
Abends stand ich vor dem Spiegel, um mich zu rasieren, und versuchte dabei meinen Blick im Spiegel nicht zu treffen. Für einen kurzen Moment sah ich mir in die eigenen Augen, verlor mich in ihnen, doch schaute schnell wieder weg.
Harry POV:
Pfeifend und mit zügigen Schritten verließ ich den Bus, lief zu Louis' Haus und klingelte. Anders als erwartet öffnete jedoch nicht mein Freund die Tür, sonder Linus. "Hi, Harry. Louis duscht gerade. Wenn du möchtest kann ich mit dir zusammen auf ihn warten", lächelte er und ich nickte sofort. Es entspannte mich aus irgendeinem Grund immer, wenn ich mit dem jungen Mann redete. Wir liefen in Stille zu einem Raum der Villa, den ich noch nie betreten hatte. Er war relativ klein, doch so einfach eingerichtet, dass man keinerlei Bewegungseinschränkungen verspürte. Das Licht strömte durch einen Spalt im Vorhang in das Zimmer und ließ die Atmosphäre warm und heimisch werden. Mit entspanntem Gesichtsausdruck ließ ich mich auf einem braunen Ledersofa fallen. Linus blieb mir gegenüber stehen. "Wie geht es dir, Harry?", fragte der Mann mit aufmerksamen Lächeln. "Gut, danke." Damit blieb es für einen Moment still.
"Was ist für dich das wichtigste in deinem Leben?", stellte er die nächste Frage und ich brauchte nicht zu überlegen, um sie zu beantworten. "Louis." Er nickte verstehend, scheinbar nicht wirklich zufrieden mit meiner Antwort. "Und dann? Wenn es Louis nicht geben würde, was wäre dann das wichtigste für dich?" Mit gerunzelter Stirn dachte ich nach. Warum wollte er das überhaupt wissen? Ich sah ihm für einen Moment in die Augen, bevor ich mit fester Stimme entgegnete, "Meine Familie."
Der Mann grinste zufrieden. "Deine Familie also. Erzähl mir etwas über sie!" Ich begann zu reden, über meine Mutter, wie schwer sie arbeitete, über meine Geschwister und über meinen Vater, den ich eigentlich gar nicht mehr kannte. Ab und zu warf Linus Kommentare ein oder nickte verstehend. Es tat gut mit ihm darüber zu reden. Mit jedem Wort aus meinem Mund und jedem Blick in seine Augen vertraute ich ihm mehr und mehr. Er war wirklich ein besonderer Mensch.
Louis POV:
Seufzend warf ich einen Blick auf die Uhr an meiner Zimmerwand, bis mir wieder einfiel, dass sie ja rückwärts lief. Also griff ich nach meinem Handy und las dort die Uhrzeit ab. Verwirrt stellte ich fest, dass Harry schon seit einer Dreiviertelstunde da sein sollte. Vielleicht hatte er ja noch auf seine Geschwister aufpassen müssen oder sein Bus hatte Verspätung. Doch auch nach einer weiteren Stunde fehlte von Harry noch jegliche Spur. Ich ließ meine Finger nervös und aus Gewohnheit über die Speichen des Rollstuhles fahren und blickte aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenbehangen, doch es regnete noch nicht. Meine Gedanken schweiften zu Linus. Er hatte etwas außergewöhnliches an sich, aber ich konnte nicht genau sagen, was es war. Auf jeden Fall wusste ich, dass ich seine Gesellschaft mochte und ihm mehr vertraute als mir selbst.
Harry POV:
Es vergingen einige Minuten, in welchen wir nur leise und vertraulich miteinander redeten. Es war, als wenn ich Linus bereits seit Ewigkeiten kennen würde. Gerade redete er davon, dass er glaubte es sei notwenig sich von der Vergangenheit zu lösen und seine komplette Konzentration auf die Zukunft zu richten, um glücklich zu werden. Ich verstand, was er sagen wollte. Mit aufmerksamen Blick sah ich ihm in die Augen. Er redete weiter, doch ich hörte es auf einmal nur noch aus weiter Entfernung.
„Es ist wichtig vergessen zu können, Harry. Sich nicht mehr zu erinnern. Du solltest lernen, dich von Angelegenheiten zu lösen, die zu viel von deiner Aufmerksamkeit auf sich ziehen." Es blieb für einige Sekunden still. Seine Pupillen zogen meinen Blick gerade zu ein und ich bemerkte, wie mir leicht schwindelig wurde. „Zum Beispiel Louis."
Ich spürte in meinem Herzen einen Stich, doch gedanklich stimmte ich ihm zu. „Du musst ihn vergessen, Harry. Vergiss, wie er aussieht, wie er mit dir redete, was es bei dir auslöste, wenn er dich berührte und vergiss all die unnötigen Gedanken, die du an ihn vergeudet hast. Denk nicht mehr an ihn, Harry, hast du mich verstanden?" Ich nickte zaghaft. „Du weißt, dass es wichtig ist ihn zu vergessen, richtig?" In jedem anderen Moment hätte ich meinen Kopf heftig geschüttelt, doch stattdessen stimmte ich ihm erneut zu.
Heeey:)
Sorry für die ewige Wartezeit, ich hatte wirklich viel um die Ohren. Es ist irgendwie mega viel passiert in den letzten Wochen und Monaten, dann war ich auch noch drei Wochen irgendwo unterwegs Blabla. Das nächste Update kommt wahrscheinlich relativ bald und ich werde vermutlich zunächst auch nur bei dieser Story weiterschreiten.
Und ich habe jetzt endlich einen Laptop, das heißt ich brauche nicht mehr vom Handy aus zu schreiben, yey:D
Ich habe mir außerdem überlegt vielleicht einen Ausschnitt von einer meiner Geschichten an einen Verlag zu senden, weil ich in letzter Zeit öfter darauf angesprochen wurde. Ich habe mit meinen Eltern darüber geredet und die sind total begeistert, auch wenn ich ihnen bis jetzt verboten habe, irgendetwas von mir zu lesen :P
Ich hoffe ihr mochtet das Kapitel und es wird langsam verständlich in welche Richtung die Geschichte noch gehen soll ;** LOVE YOU XXX
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Ich bremse auch für Fußgänger | Larry
RomansaDie Räder seines Rollstuhls drehten sich beinahe lautlos auf dem glatten Steinboden, hinterließen feine Streifen und ein leises, quietschendes Geräusch. Manchmal dachte er sich, dass diese Räder wie sein Leben waren, eintönig und scheinbar endlos. A...