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" Ich weiß es nicht. Sie bat mich eine Straße vorher aussteigen zu können und genau dort, wo sie mich zurück gelassen hatte wartete ich dann auf ihre Rückkehr. Ich kann also nicht sagen wohin sie verschwunden ist. " erklärt Tanner und wirkt betroffen, so als hätte ich ihm gerade den Kopf für die spärlichen Informationen abgerissen. Auf den ersten Blick wirkt das ganze vielleicht nicht so prekär, doch wenn sie wirklich jemand anderen hat - wonach ich beim aushandeln des Deals nicht einmal gefragt hatte - dann wäre es eine Katastrophe, schließlich würde das bedeuten das man sie jederzeit auf frischer Tat ertappen kann und somit wäre die Hochzeit und der Deal, aber vor allem der Grund weswegen dieser ganze Eiertanz überhaupt stattfindet in Gefahr. Abwesend klicke ich auf meinen Kugelschreiber und starre durch Tanner hindurch. Ich muss selbst nachschauen und ihr notfalls ins Gewissen reden...

Eine ganze Woche vergeht ohne große Vorkommnisse. Maya und ich essen jeden Abend schweigend und ich schwelge mehr und mehr im Genuss der kulinarischen Köstlichkeiten die sie kredenzt. Später am Abend, als ich wieder im Büro sitze und über einigen Aufträgen hänge klopft sie schließlich leise an die Tür. Ich muss nicht aufschauen um zu wissen das sie es ist.
" Was gibt's, Maya? " frage ich beiläufig und lege Stift und Papier zur Seite. " Setz dich. "
Sie wirkt nervös, setzt sich aber tatsächlich gegenüber von mir hin. Einen Moment später denke ich fast das sie nichts sagen wird, doch dann ergreift sie das Wort. " Wenn du Tanner morgen nicht brauchst würde ich ihn wieder in Anspruch nehmen. Für zwei Stunden. "

Im Normalfall würde ich jetzt genervt nicken weil das der einzige Grund ist weshalb sie mich stört, aber seit ich einen Verdacht habe, bin ich auf der Hut. Mein Blick fängt ihren ein und so überlege ich, was ich sagen soll ohne das sie bemerkt das ich eine Vorahnung habe. " Tanner kann morgen nicht. Er ist die nächsten zwei Tage bei meinem Vater, weil er dort was erledigen muss. " antworte ich und sehe schon wie sie vor mir in sich zusammen fällt. " Ich werde dich fahren... Oder besser noch begleiten. Eine Pause täte mir gut. "

In diesem Moment schwingt ihr Kopf wieder hoch und Panik bricht in ihrem Blick aus. Wie ein Reh im Scheinwerfer Licht sieht sie mich an, aber anstatt zu protestieren nickt sie bloß und steht auf. Ein leises ' Danke ' verlässt ihre Lippen, kurz bevor sie selbst den Rückzug aus meinem Büro antritt.
Wirklich glücklich hat sie nicht auf meine Worte reagiert, was meinen Verdacht nur verhärtet. Schon bald werde ich wissen was sie vor mir verbirgt und auch, wie groß der Schaden sein wird, wenn es an die Öffentlichkeit und besonders zu meinem Vater durch dringt.

Der nächste Morgen kommt schneller als mir lieb ist. Müde und bereits total gestresst meide ich das Büro und laufe schnurstracks auf Maya's Zimmer zu. Nach dem Frühstück hat sie sich zurück gezogen und ist seither nicht mehr heraus gekommen, also vergewissere ich mich ob alles in Ordnung ist - nicht zuletzt weil wir in weniger als 30 Minuten aufbrechen wollen.

Vor ihrer Tür bleibe ich stehen, lausche einen Moment und klopfe dann an. Nichts, keine Reaktion. Ich klopfe erneut, doch wie beim ersten Mal bleibt die Reaktion aus. Vorsichtig drehe ich den Türknauf und erblicke... Nichts. Das Zimmer ist leer. Einzig das Fenster steht weit offen.

" Maya? " rufe ich, aber sie antwortet nicht. Ich laufe zum Fenster, begutachte die äußere Umgebung und bleibe mit meinem Blick schließlich am Rosen Spalier hängen, das an der Hauswand und somit direkt neben ihrem Fenster befestigt ist. In mir keimt der Verdacht auch, daß sie abgehauen ist, was sie nur noch verdächtiger macht. " Tanner. Ich will die Adresse wo du sie abgesetzt hast. " knurre ich ins Handy und verlasse ihr Zimmer. Meine Beine tragen mich schnell zum Wagen. " Ja, eigentlich wollte ich sie fahren. Sie ist übers Spalier abgehauen. "
Tanner gibt mir die Adresse und kann sich ein Lachen nur schwer verkneifen. Vermutlich ist er genauso über ihren Einfallsreichtum überrascht wie ich.

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