Meine blauen Augen sehen mich direkt durch den Spiegel hindurch an. Das weiße Hemd steht offen am Kragen und hebt sich von der schwarzen Hose und den Schuhen ab. Nochmal fahre ich vorsichtig durch mein Haar ehe ich entscheide es endgültig in Ruhe zu lassen - ich will nicht noch mehr zerstören. Überall um mich herum liegt zerbrochenes Glas, der Zeuge meines Unmutes ist. In diesem Moment hasse ich meinen Vater mehr als ich es sollte, hat er mich doch zu diesem Schritt gezwungen...
Andrew Scavo ist ein alter, aber einflussreicher Mann. Vor rund 6 Wochen hat man Krebs bei ihm diagnostiziert. Seine Uhr tickt unaufhörlich herunter, die Ärzte geben ihm noch höchstens ein Jahr... Und während er vor sich hin vegetiert zwingt er mir - seinem einzigen Sohn - eine Bürde auf. Nur verheiratet überlässt er mir die Führung unseres Unternehmens.
All die Diskussionen über seine unsinnige Forderung sind im Sande verlaufen und schließlich habe ich akzeptiert, daß es nur einen Weg gibt mein rechtmäßiges Erbe anzutreten bevor er die Firma splittet und an den Höchstbietenden verkauft. Ich muss seine Forderung erfüllen, ganz gleich ob es mir passt oder nicht.
Also heirate ich heute.
Aber wie bin ich an diesen Punkt gelangt...?† Es war spät als ich den Club erreicht hatte. Gerade hatte Vater mir von seinem Leiden erzählt und eine hitzige Diskussion über die Firma war ausgebrochen. Er hielt mich für unzuverlässig, für zu triebhaft um mir das wichtigste in seinem Leben in die Hände zu legen : das Unternehmen, welches er vor vielen Jahrzehnten aus dem Nichts erschaffen und zu etwas großem gemacht hatte. Außer mir gab es keinen "Erben" und so teilte er mir mit das er die Firma aufteilen und verkaufen wollte, wogegen ich lautstark protestierte. Vater war müde und so ließ er mich toben und wüten ohne eine Sekunde über all das nachzudenken. Dann hob er den Kopf, sah mich an und sagte nur zwei Worte. „ Heirate, Neo. "
Die Worte ließen mich innehalten - ich überlegte laut los zu lachen. Er nutzte die kurze Pause von mir, um seinen Worten Begründungen folgen zu lassen. „ Verheiratet zu sein wird dich reifen lassen. Du wirst erkennen das es weitaus mehr gibt als dumpfes gevögel. Du wirst erwachsen werden. Wenn du nicht willst das die Firma verkauft wird, dann kommst du meiner Forderung nach. Ich erwarte das du mindestens ein Jahr verheiratet bist, bevor ich ablebe. Du entscheidest. "Deswegen saß ich also im Club. Deswegen ließ ich mich voll laufen, während meine Gedanken darum kreisten was der alte Mann mir abverlangte. Aber all das Getöse von mir half nichts. Ich musste tun was er sagte um die Firma im Familienbesitz zu wissen.
Es war nicht schwer eine Dame ausfindig zu machen die meinem Geschmack äußerlich entsprach - schließlich wollte ich keine hässliche Braut. Meine Wahl fiel dabei auf die Dame hinter der Bar, die - wie ich bereits wusste - den Job nur angenommen hatte weil sie es musste. Sie hatte sich mit einer ihrer Kolleginnen darüber unterhalten anders die Rechnungen nicht mehr zahlen zu können. Ich wartete also bis sie Feierabend hatte und fing sie draußen auf dem Parkplatz ab.
Entschuldigend hob ich die Hände um zu zeigen das ich keine bösen Absichten hatte und trat näher an sie heran. „ Maya, richtig? Mein Name ist Neo. " begann ich meinen Monolog und beobachtete wie sie mich musterte. Ihr fiel auf das ich nicht so herum lief wie andere männliche Gäste des Clubs - schon allein meine Schuhe kosteten mehr als ein gesamtes Outfit von diesen Nullnummern. „ Ich will gar nicht lange um den heißen Brei reden. Es war nicht zu überhören das du ungern im Club arbeitest, es aber tun musst. Wenn du gestattest biete ich dir einen lukrativeren Job an, der sich für dich auszahlen wird. "
Ruckartig schnellten ihre Augenbrauen in die Luft. Ein leicht spöttischer Ausdruck trat zutage, was sie wütend wirken ließ. „ Ich bin keine Nutte, tut mir leid. Da hast du die falsche erwischt. " blobbte mir entgegen. „ Das hatte ich auch nicht im Sinn. " lachte ich. „ Es ist ein zeitlich begrenztes Angebot und setzt absolute Diskretion voraus. "Damit hatte ich ihre Neugierde geweckt. Ich erläuterte das sie nichts weiter tun musste als mich zu heiraten und mindestens ein Jahr bei mir bleiben musste. Natürlich beinhaltete das auch das sie umziehen und für mich kochen musste. Um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen zog ich mein Scheckbuch und stellte zur sofortigen Verfügung 1 Million Dollar aus. Damit konnte sie sofort all ihre Rechnungen und Schulden tilgen.
Der Scheck hing zwischen meinen Fingern und schwebte direkt zwischen uns. Quälend lange Minuten vergingen ohne das sie etwas sagte oder sich bewegte. Meine Geduld war allmählich am Ende... Doch dann griff sie nach dem Scheck, überprüfte ob er wasserdicht war und sah mich wieder an. „ Deal. " †Bin ich stolz auf diese unkonventionelle Art und Weise? Nein. Aber es ist notwendig und ich tue es. Ich tue was immer nötig ist, um die Firma in sichere Gewässer zu bringen.
Koste es was es wolle.
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Dealbreaker
Roman d'amourEine arrangierte Ehe für ein Jahr. Nur so kann ich meinen alten Herren austricksen & die Firma übernehmen. Klingt nach einem soliden Plan... Oder?