~ 14

345 16 0
                                    

Der kleine Mann wirkt ängstlich und irgendwas sagt mir das die Fremde Umgebung aber auch mein Auftreten daran schuld sind. Ich muss für einen Moment alleine sein, ehe ich weiß wie Ich weiter vorgehen soll.

" Dein... Das Gästezimmer. Deine Mutter kann mit ihm dorthin. Er sieht müde aus. " sage ich und warte bis sie die Treppen hinauf verschwunden sind. Mit verschränkten Armen blicke ich vor mich, starre förmlich weil jetzt nur noch mehr Fragezeichen um meinen Kopf herum schwirren. " Also? "

" Neo, ich... Damals bin ich nicht ganz freiwillig gegangen. Es war viel los und alles kam auf einmal und dann... " murmelt sie, aber ich unterbreche. " Wow, es war also viel los, ja? So viel, das du einfach gegangen bist ohne etwas zu sagen, ohne mir etwas zu erklären. Und dann findet Tanner dich scheinbar - und ein Kleinkind gleich noch dazu? Was für ein Märchen willst du mir ihn betreffend erzählen? "

Maya sieht aus als hätte ich sie geohrfeigt aber das ist mir egal. Es fühlt sich nicht mal im Ansatz so an, wie das, was ich wegen ihr fühlen musste. Die Angst die ich hatte, die Fragen, die ich mir immer und immer wieder gestellt habe. Die Schuld, die ich mir selbst gegeben habe, weil sie fort war.

" Das ist Emmett. Ich wusste nicht das ich schwanger war als ich dich verlassen habe, das schwöre ich. "
Damit bestätigt sich mein leiser Verdacht, daß dieser kleine Mensch das Ergebnis meiner Unzulänglichkeit gegenüber Maya ist. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht selbst einmal Vater zu werden und jetzt - da ich es scheinbar schon eine Weile bin fühlt es sich nicht so an, wie es sein sollte. " Neo, bitte. Ich will dir alles erklären, ehrlich. Aber du musst mir zuhören. Ich flehe dich an. "

Tanner, der nun leise hinein geschlichen kommt hat den Kopf gesenkt. Offenbar ist er schon über alles im Bilde. Ich ignoriere Maya, konzentriere mich vollends auf Tanner und befehle ihm in meinem Büro zu warten. Dann laufe ich nach oben, ohne auf die Rufe von Maya zu reagieren.

In meinem Büro ist es eisig kalt und Tanner reibt sich im Sekundentakt die Handflächen aneinander. Dabei beobachtet er wie ich auf und ab laufe, ruhelos und ohne konkretes Ziel. Schließlich...

" Ich war nochmal im Apartment. Ich dachte nicht das ich sie dort finde. Der Portier hat mich darüber in Kenntnis gesetzt das zwei Frauen und ein Kleinkind im Apartment sind - ich dachte sie würden die Räumlichkeiten belagern wie flüchtige Besetzer. Aber dann... "

" Stand da auf einmal die Frau die wir jahrelang gesucht haben, hm? Was hat sie dir erzählt? "

" Neo, du solltest vielleicht... "

" Ich will nicht hören was ich tun sollte, sag mir einfach was sie dir gesagt hat. "

Tanner schluckt. Meinen harschen Tonfall ist er seit Monaten schutzlos ausgeliefert, doch jetzt mischt sich die Wut noch darunter, was viel gefährlicher ist.

" Ich finde sie sollte es dir selbst sagen. Alles. Und ich weiß das du wütend bist, verständlicherweise. Aber ist es nicht das was du wolltest? Sie wieder hier zu haben? Gib dir selbst eine Chance das ganze zu ergründen. Danach kannst du immer noch einen Schlussstrich ziehen und ich fahre sie fort. " murmelt er und verlässt das Büro.

Völlig überfordert kneife ich mir in den Nasenrücken, ehe ich selbst auch das Büro verlasse.

Als ich die letzte Stufe hinab steige ist Maya nirgends zu sehen. Geräusche von klapperndem Geschirr wehen mir entgegen, also bewege ich mich Richtung Küche. Mit zitternden Händen gießt sie gerade Tee auf, erschrickt als ich plötzlich im Türrahmen erscheine und ist bemüht um Fassung.

Die Tasse die sie mir entgegen schiebt landet mit einer fließenden Bewegung samt Inhalt auf dem Boden. Mit dieser Reaktion hat sie nicht gerechnet, wie ich feststelle. Sie beginnt zu stottern, was mich nur noch mehr aufregt, doch als ich schließlich wieder kurz davor bin auszuflippen und sie anzuschreien, erhebt ihre Mutter ihre Stimme.

Dealbreaker Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt