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Vater sitzt mir gegenüber. Er sieht schlechter aus als noch vor ein paar Wochen, benötigt mittlerweile sogar einen Rollstuhl.
Natürlich ist es kein Höflichkeitsbesuch sondern Kontrolle, denn er scheint immer noch nicht ganz überzeugt von meiner Ehe.

Maya sitzt dicht neben mir und hat eine Hand auf meinem Oberschenkel liegen, während sie sich höflich mit ihm unterhält. Hin und wieder wirft sie mir einen Blick zu, lächelt sogar - aber ich weiß dass das alles nur gespielt ist. Wir haben seit der Sache im Apartment so gut wie nicht miteinander gesprochen aber Vater's  Anwesenheit zwingt uns zur "Normalität". " Wie ich hörte habt ihr ein Apartment gekauft. Wieso eigentlich? " fragt Vater neugierig. Ich hätte wissen müssen das er davon weiß. " Oh, es ist für meine Mutter. In ihrer alten Wohnung kann sie nicht bleiben, also dachte ich... " -
" Außerdem ist es eine gute Kapitalanlage. " füge ich hinzu und beende Maya's Satz, wenn auch anders als von ihr beabsichtigt. Vater muss nicht wissen was genau der Grund für den Umzug ihrer Mutter ist, es reicht ihm ein paar Kerninformationen zu geben. Genauso vermeide ich ihm zu sagen, dass die wohnung rechtmäßig Maya gehört, weil sie sie bezahlt.

Nach einer quälend langen Stunde verlässt er uns schließlich und lässt sich von seinem Leibwächter aus dem Haus schieben. Wir verabschieden ihn, doch sobald die Tür ins Schloss fällt sinkt die Temperatur um mich herum direkt auf Minusgrade. Fort ist die unbeschwerte, harmonische Gelassenheit.

Ich habe viel über das was im Apartment geschehen ist nachgedacht und bin kein Stück schlauer als vorher - was genau habe ich mir überhaupt dabei gedacht? Ich hätte schon viel früher eingreifen müssen, anstatt wie ein triebhafter Köter nur mit dem Schwanz zu denken. Aber egal wie ich jetzt darüber denke - bei Maya bringt mich das kein Stück weiter - nicht wieder zurück zur Normalität. Vollkommen in meinen Gedanken vertieft bemerke ich erst jetzt das sie noch bei mir steht. Forschend sieht sie mich an als ich ihrem Blick erwidere. " Ich gehe heute Abend aus. Wenn du Tanner also nicht brauchst würde ich ihn als Fahrer gern in Anspruch nehmen. " sagt sie und läuft Richtung Treppe. Ich höre wohl nicht recht...

" Moooment. Wie, du gehst aus? Wohin und mit wem? Was ist mit unserer Vereinbarung? Mein Vater könnte dich beschatten lassen. " werfe ich ein und folge ihr. " Dein Vater ist sehr krank, Neo. Ich kann mir kaum vorstellen das er seine letzten Atemzüge dafür verschwendet uns auszuspionieren. Ich hingegen bin gesund und noch nicht steinalt, ich muss mal raus aus diesem ganzen... " erklärt sie und zeigt auf alles um uns herum, " Käfig. Ein bißchen feiern, tanzen, quatschen. Spaß haben. Es kann also spät werden, warte nicht auf mich. Und wenn das mit Tanner klar geht, kannst du ihm ausrichten er soll um 20 Uhr am Auto warten. "

Für sie ist das Gespräch beendet. Sie lässt mich stehen und mein Blick folgt ihr als sie die Treppen hinauf steigt, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwindet. Es ist still um mich herum, einzig mein Herz, das laut schlägt, durchbricht die Stille.

Vergraben unter Dokumenten versuche ich Tanner so schnell es geht aus meinem Büro zu bekommen, aber er lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Ich habe ihm mitgeteilt was Maya vor hat und just in dem Moment sind seine Augenbrauen nach oben geschossen. " Was ist? "  frage ich ihn genervt. Sein durchdringender Blick reizt mich. " Nichts, ich.. Hab mich nur gefragt wieso ihr nicht gemeinsam aus geht. "
Ich ignoriere den Satz, auch wenn es innerlich ganz anders aussieht. Ich bin sogar richtig sauer, zeige es nur nicht. Mein äußeres Erscheinungsbild zeigt lediglich meine Gleichgültigkeit. " Fahr sie hin wo immer sie will. Behalt sie im Auge. Mehr musst du gar nicht machen. " gebe ich zurück und lenke meinen Blick wieder auf die Papiere vor mir. Es ist ein Zeichen für Tanner das ich keinen Bedarf mehr habe weiter darüber zu reden, also steht er auf, stützt sich am Schreibtisch ab und druckst herum, als wolle er noch etwas sagen, lässt es dann aber. Sobald die Tür sich hinter ihm schließt und ich alleine bin, lasse ich mich auf meinem Sessel nach hinten gleiten und schließe die Augen. An Arbeit ist nun überhaupt nicht mehr zu denken.

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