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Wochen vergehen in denen Maya um mich weitestgehend einen großen Bogen macht, was ich durchaus begrüße. Seit der Sache im Apartment hält sie mich ohnehin Nachts vom Schlafen ab, geistert in meinem Kopf herum und stellt mir ständig die Frage : ' Warum? '

Tanner verkneift sich einen Kommentar, doch ich kann in seinem Gesicht sehen das er das Verhalten zwischen uns durchaus bemerkt und absolut für nicht in Ordnung befindet. Solange er mich aber nicht in die Ecke drängt und zum reden zwingt ignoriere ich seine Blicke.

Genervt, weil der Auftrag für Rogers immer noch nicht abgeschlossen ist und der Schnösel ständig neue Ideen und Änderungen wünscht, lese ich den neusten Schwachsinn von ihm noch einmal durch, ehe ich mich auf dem Sessel entspannt nach hinten lehne um wenigstens für einige Sekunden, bei geschlossenen Augen, zur Ruhe zu kommen. Es nervt mich das er an unseren Hacken klebt wie Kaugummi und all das nur, weil er trotz Korb noch an der wahnwitzigen Idee mit Maya festhält. Schon allein deswegen gehört er normalerweise ordentlich in die Schranken gewiesen und Tanner wäre mehr als nur bereit das zu übernehmen, aber ich muss auch an die Geschäfte denken und so ertrage ich das quängelige Kleinkind weiterhin.

Mein Kopf beginnt schon wieder schmerzhaft zu pochen und Tanner will gerade etwas sagen, da hören wir leise Klänge die nicht allzuweit weg scheinen. Er sieht mich skeptisch an, erhebt sich dann gemeinsam mit mir und geht voran, während ich schon ahne was wir gleich finden werden. Maya steht in der Küche und summt mit, während ein Männer Chor ' Exsurge Domine ' anstimmt - eines der Lieblingslieder meines Vaters. Voller Demut beobachte ich ihr treiben, schwelge in der Zerrissenheit des Stückes - aber nicht bloß deswegen. Sie so zu sehen zeigt mir wieder einmal auf das ich über diese Frau nicht viel weiß und jetzt - nach allem was geschehen ist - wohl auch keine Chance mehr dazu bekomme. Meine eigene Sturheit hat mich an diesen Punkt gebracht, getarnt und verwischt, nur um die Unsicherheit zu kaschieren.

Tanner läuft leise wieder fort, schlägt mir beim vorbeigehen auf die Schulter. Was auch immer er mit dieser Geste sagen wollte kann ich nur erahnen.

Maya's Stimme erreicht zusammen mit dem Chor den Höhepunkt, doch als sie sich rum dreht und mich entdeckt verstummt sie schlagartig. Es ist das erste Mal das wir einander so frontal gegenüber stehen, seit alles den Bach herunter gegangen ist. Eisige Kälte schlägt mir entgegen und ich versuche die Lage etwas zu entschärfen... " Von diesem Stück gibt es mehrere Versionen. " fachsimple ich, weil mir sonst nichts anderes einfällt. " Ich kann dir die anderen Versionen zeigen, wenn du willst. "

Sie schwankt zwischen Traurigkeit und Gleichgültigkeit - der Kampf ist auf ihrem Gesicht klar zu erkennen. " Nein, danke. Du hast mir schon genug gegeben. "
Ich weiß das sie damit nicht das Stück, sondern etwas gänzlich anderes meint. Hübsch verpackt als Präsent knallt sie mir die Scheiße die ich verbockt habe um die Ohren. " Maya... " murmele ich, komme aber nicht dazu weiter zu reden. Das nächste Stück - eine Violinen Version von ' Reliquiem of a Dream ' - beginnt und Maya dreht voll auf. Sie will nicht hören was ich sagen will. Die unheilvolle und gleichzeitig sentimentale Melodie lässt mich aber innehalten, anstatt einfach wieder auf Abstand zu gehen.

Nachdem sie das Essen vorbereitet hat und aus der Küche flüchtet laufe ich ihr nach. Es ist etwas das ich noch nie wirklich getan habe, aber bei Maya breche ich automatisch all meine Prinzipien und Regeln auf ein absolutes Minimum herunter. Ich rufe ihren Namen, mehrfach, aber sie reagiert gar nicht auf mich. Als ihre Zimmertür ins Schloss fällt knurre ich sogar ungewollt, trete dann aber ein. " Mir wäre sehr daran gelegen wenn wir... " - " Was, Neo? Wenn WIR was? Hast du nicht ganz deutlich gemacht was du willst? Wieso läufst du mir jetzt hinterher? "
Ich habe es verdient das sie so wütend ist - eindeutig. " Willst du bis zum Ende so weiter machen? Mich ignorieren, nicht beachten? Können wir nicht einfach normal miteinander umgehen? " frage ich und werfe die Hände in die Luft, um meinem Frust etwas Luft zu machen. Ihr Lachen klingt falsch, fast schon grausig - und verläuft sich binnen weniger Atemzüge im Klang der Verzweiflung. " Ich dachte nie das wir je an einen solchen Punkt gelangen, Neo. Von Anfang an hielt ich es für sicher in deiner Nähe, weil ich wusste das ich nicht der Typ Frau bin, für den du dich interessieren würdest. Bis... Und dann hast du mich behandelt als sei ich nichts wert. Als hättest du bekommen was du wolltest und das Interesse an mir wäre weg. Du hast mich im Apartment gelassen wie einen benutzten Gegenstand den du nicht weiter brauchst. "

Dealbreaker Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt