Kapitel 9

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„San!" hörte ich ihn flüstern.
Ich wollte meine Augen aufschlagen, aber ich konnte nicht.
Meine Schultern wurden gerüttelt, doch ich konnte mich nicht bewegen..
„Bist du schon eingeschlafen?"
Ich wollte den Kopf schütteln, ihm sagen dass ich wach war und ihn hörte.

Bitte Hongjoong..geh nicht..bleib bei mir..

Hilf mir..

•.•°☆


Als San am nächsten Morgen aufwachte, war etwas anders. Er konnte sich an gestern erinnern, seine Erinnerungen waren noch da.
Euphorisch sprang er aus dem Bett auf und war bereit diese Neuigkeit aller Welt zu erzählen, oder eher gesagt seiner Mutter.
San lief aus dem Zimmer und überflog die Treppenstufen nach unten, während er durchs ganze Haus schrie.
„MUM!" Mum wo bist du!"

Er bekam keine Antwort, also ging er in allen Zimmern nachsehen, doch seine Mutter war nirgends zu finden.
Schließlich fand er einen Zettel, auf dem stand, dass sie außer Haus war um Einkäufe zu erledigen.
Man konnte sehen wie seine Schultern herunter sackten, weil damit auch seine Freunde weg war. Sie war die einzige Person, der San es hätte sagen können, denn sonst hatte er niemanden...

Doch...Hongjoong.

Sein Körper richtete sich wieder auf, sofort hatte er wieder einen Sinn im Leben.

-

San verließ das Haus um durch den nahegelegenen Wald spazieren zu gehen, was gleichzeitig auch der Weg zu Hongjoongs Haus war. Auch wenn San dachte, diesen Weg nur einmal gegangen zu sein, konnte er sich vorstellen, dass sein ‚Ich' aus der Vergangenheit, den Weg auswendig kannte. Anders hätte er nie so Problemlos, das Ziel gefunden.
Als San das Haus des Anderen aus der Ferne entdeckte, fing er an darauf zuzulaufen, als hätte er keine Zeit. Hongjoong war sein einziger Freund im Moment, und er hatte das Bedürfnis seine Neuigkeiten sofort mit ihm zu teilen.
Ich hoffe er ist da, und lässt mich nicht hängen wie Mum.

Vor der Tür hielt er an und verschnaufte erstmal, dann hob er die Hand um zu klopfen.
Bitte sei da..Bitte sei da..
Die Tür ging auf und ein zerzauster Schwarzer Kopf schaute ihm entgegen. Müde rieb sich Hongjoong die Augen, er war wohl gerade aufgestanden.
"Hi sorry, hab ich dich geweckt?? Ich wollte nur vorbeikommen und-"

Hongjoong blinzelte ihn an und zog die Augenbrauen zusammen, sofort hörte San auf zu reden.
Wieso sah er mich so an?
"Kann ich dir irgendwie helfen?" Sagte er und verzog immer noch das Gesicht, als sei San ein Fremder.
"Was...Ich bin hier um dir zu sagen dass ich...mich erinnern kann."
Hongjoong schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, aber ich weiß nicht wer du bist..du musst dich im Haus geirrt haben..."

Jetzt war ich an der Reihe, ihn so anzusehen, als würde ich nur Bahnhof verstehen...
Ich fasste mir an den Kopf, welcher plötzlich so schmerzte, dass es mich beinahe umhaute.

"Alles ok bei dir? Hast du Schmerzen?" fragte der Kleinere in Sorge.
Er kam näher und legte seine Hand auf meine Schulter, sofort fuhr ein Schauer durch meinen Körper.
"Ich weiß nicht..Ich.." stotterte San, bekam aber kein Wort heraus.
"Komm erst mal rein, ich geb dir was zu trinken und dann sehen wir weiter."

-

Zusammen mit Hongjoong saß San in seiner Wohnung und trank eine kalte Cola.
Der Kleinere schien den Anderen wirklich nicht zu erkennen, was San zweifeln ließ, ob er nicht vollkommen den Verstand verloren hatte.
"Du sagst also wir haben uns öfters getroffen? Und Polaroids zusammen geschossen?" Wiederholte Hongjoong, das was San ihm versuchte zu erklären.
Ich nickte, so war es doch gewesen, oder etwa doch nicht?

"Ich hab zwar das eine Foto irgendwie verloren, aber das zweite mit uns Beiden, habe ich an meine Wand gehängt, es muss da also sein.. Ich hole es, ok?"
Ich erinnerte mich daran, es gestern, über meinen Schreibtisch gehängt zu haben, damit ich es immer sehen konnte.
Hongjoong nickte und begleitete mich zur Tür.
"Dann treffen wir uns später wieder? Heute Abend?"

Hongjoong war gewillt seine Geschichte zu erfahren und zu verstehen, er hatte ihn immerhin nicht sofort weggeschickt.
Irgendwas in Hongjoongs Augen sagte mir, dass er mich sah... Er sah San und keinen Fremden, wieso aber tat er so als würde er mich nicht kennen?

"San."
"Was?"
"Das ist mein Name, vergiss ihn nicht..." sagte San und ging dann schließlich aus der Tür.
San hatte ihn angelächelt, und er bekam sogar ein Lächeln zurück.
Als er ihm den Rücken zugedreht hatte, spürte San ein Stechen in seiner Brust.
Es war beinahe, als hätte San ihm seine Amnesie weitergegeben, dabei war das doch nicht ansteckend.

-

San stürmte ins Haus, und rannte beinahe seine Mutter um, die vom Einkauf zurückgekommen war. Sie 2 vollen Tüten Lebensmittel fielen ihr aus der Hand, und landeten nebeneinander auf dem Boden.
„San! Pass doch auf!" rief sie und bückte sich um alles aufzuheben.
Sans Blick sah nach oben, wo er nachsehen wollte ob das Bild noch an seiner Wand hing, dann sah er wieder nach unten, wo seine Mutter alles wieder in die Tüten steckte.

Am liebsten wäre er vorbeigelaufen und hätte seine Mutter alles alleine machen lassen, aber dann entschied er sich doch zu helfen, schließlich war es ja seine Schuld.
„Wo warst du denn!?"
„Ich war spazieren..." sagte er anstatt ihr zu erzählen bei Hongjoong gewesen zu sein.
San hatte auch nicht mehr das Bedürfnis, ihr zu erzählen, dass er sich an gestern erinnerte. Ein Gefühl sagte ihm, es wäre besser zu Schweigen.

„Du solltest dich ausruhen, du hattest einen Unfall..." meinte sie und schaute ihren Sohn ernst an.
San konnte sie nur stumm ansehen, und sie reden lassen. Es muss anstrengend für sie sein, mir alles wieder aufs neue erzählen zu müssen...Tag für Tag mitansehen wie ich alles vergessen, was ich erlebt hatte, und zu sehen dass diese Nachricht über den Unfall mich zerstörte.

San merkte dass es ihn immer noch so sehr beschäftigte und er es noch nicht richtig verarbeitet hatte.
„Wie lange ist es her?" fragte ich.
Mir war aufgefallen, dass ich gestern gar nicht danach gefragt hatte...
Etwa 3 Wochen."

-

San stand vor dem Spiegel und betrachtete sich. Er sah genau auf das Pflaster, welches über seiner Augenbraue klebte. Diese Wunde hatte er nicht von dem Autounfall, sie war viel zu frisch um 3 Wochen alt zu sein.
Selbst Hongjoong hatte gemeint, ich hatte sie Vorgestern noch nicht, als wir uns getroffen hatten... Wir hatten uns doch getroffen? Ich hatte mir das nicht eingebildet oder?

San schaute nach rechts, an die Wand wo einst dass Polaroid Foto, von ihm und Hongjoong hängen sollte..es war weg.
Wie konnte er noch beweisen, dass sie sie Freunde waren? War alles nur in seiner Vorstellung passiert?

*Klack*

San sah zum Fenster, er wusste anhand dieses Geräusches, dass es sich nur um Hongjoong handeln konnte. Er stürzte sich regelrecht auf den Griff um das Fenster zu öffnen, und siehe da, es war ein Junge mit roter Strickmütze.
San gab dem Kleineren ein Zeichen, dass er runter kommen würde und machte sich danach auf den Weg. Seine Mutter schlief bereits, und er musste sich raus schleichen.

Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde er von dem Anderen überrumpelt. Er dachte sich zuerst, Hongjoong würde ihn attackieren, aber er stellte schnell fest dass es sich um eine Umarmung handelte.
Überrascht legte San seine Arme um ihn und drückte ihn zurück.
„San... Ich weiß nicht was heute morgen mit mir los war... ich hab mich nicht mehr an dich erinnert!" sagte er und vergrub sein Gesicht in Sans Halsbeuge.

Diese plötzliche Nachricht, war wie ein Stein der von seinem Herzen fiel. Hongjoong erinnerte sich an mich? Es war kein Traum!
Sofort zog er den Kleineren enger an sich, und quetschte beinahe die Luft aus ihm raus.
Fürs erste war ihm wichtig, dass er seine Freund festhielt und am liebsten nie wieder losließ, denn er war einfach nur froh dass er ihn wieder hatte. Alles andere musste warten, dass war unser besonderer Moment.

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•STRANGER• HongSanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt