Kapitel 21

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Der Tag nach dem Unfall

Hongjoong war die ganze Nacht wach gewesen, als ihn die Gewissensbisse plagten. Erst im Nachhinein war ihm bewusst wie ernst die Lagen war und dass er einen Menschen verletzt, oder gar umgebracht hatte.
Er raufte sich die Haare und ging unruhig in seiner Wohnung auf und ab, während er nachdachte. Sollte er sich bei der Polizei stellen? Vielleicht konnte er so herausfinden wer die Person war die er angefahren hatte. Sicherlich wurde der Unfall gemeldet, immerhin waren sie in dieser Nacht vor Ort gewesen um Yunho und Mingi zu verhaften.

Der Entschluss war getroffen und er schnappte sich seine Sachen und rannte zur Tür.
Er war dabei nach draußen zu gehen und stieß dabei fast mit einer Person zusammen, die an seiner Tür klopfen wollte. Eine Frau mittleren Alters stand dort und sah ihn erschrocken an, bis er schließlich anfing zu sprechen.
„Kann ich ihnen helfen?"
Die Frau lächelte und stellte sich als die neue Nachbarin vor. „Mein Sohn und ich sind ganz frisch in das Haus am Waldrand gezogen." sagte sie und zeigte auf das kleine Holzhaus das am Ende der Straße lag.
Es war das abgelegene Häuschen, an dem Hongjoong vor ein paar Tagen vorbeigegangen war, als er durch den Wald spazierte.

Hongjoong stellte sich ebenfalls vor und kam mit der Frau ins Gespräch, sie schien auf den ersten Eindruck ganz nett.
„Haben sie von de Unfall letzte Nacht gehört? Jemand wurde angefahren, das Auto ist einfach weitergefahren, ist das zu fassen?"
Sprach die Frau und lenkte damit das Gespräch in eine ungünstige Situation für Hongjoong, der gerade die größten Paranoias schob.
„J-Ja das ist wirklich schrecklich."

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Hongjoong starrte abwesend an die Wand als ihm diese seltsame Erinnerung durch den Kopf schoss. Ihm wurde ganz schlecht, als ihm bewusst wurde, dass er für Sans Unfall verantwortlich war. Wie konnte ich das vergessen, wollte ich mich nicht bei der Polizei stellen?
„Hongjoong, hast du San angefahren?" fragte Yunho ruhig.
„I-Ich weiß es nicht.. Ich verstehe das nicht, ich wollte doch..." Hongjoong stotterte verwirrt vor sich hin, alles machte Sinn aber gleichzeitig auch keinen.
Er drehte sich zu San um, dieser war auch geistig abwesend, als könnte er das alles nicht begreifen. Es musste schwierig sein diese Nachricht zum ersten mal zu hören, denn so erging es Hongjoong auch in diesem Moment.

„Das sind alles nicht die Menschen, für die du sie hältst mein Schatz." Richtete sie das Wort an ihren Sohn.
Hongjoong merkte dass die ganze Aura die sie umgab, einfach nur negativ und manipulative war. Alles was sie sagte, stellte sie ins bessere Licht und ließ alle anderen wie die schlechten Menschen aussehen. Alle Anwesenden im Raum wollten nichts schlechtes für San, alle außer diese Frau, die gerade alle mit einer Waffe bedrohte.
„Ich wollte zur Polizei gehen, ich wollte mich stellen... und dann war sie da. Wieso standen sie an diesem Tag vor meiner Tür?"
„Mich vorstellen, als neuer Nachbar." antwortete sie ruhig.
„Einen Tag, nachdem Unfall?" fragte Mingi ärgerlich.

„San bitte du musst mir glauben, ich kann mich an diesen Vorfall nicht erinnern! Wenn dem so wäre, hätte ich was gesagt.." sagte Hongjoong und wollte nach Sans Arm greifen, doch er wich zurück.
„Wolltest du deswegen unbedingt mein Freund sein, wegen dem schlechten Gewissen?" flüsterte San.
Hongjoong verneinte dies, denn so war es nicht. Er ging wieder einen Schritt auf San zu, doch dieser zog sich komplett zurück.
Er schlang die Arme um sich und schüttelte den Kopf. „Lass mich.." sagte er leise und machte Schritte rückwärts.
Alle sahen sie San dabei zu, wie er in das Schlafzimmer verschwand, keiner hinderte ihn daran.

Hongjoong überkam plötzlich eine Wut, auf sich selbst aber vor allem auf Sans Mutter, die dort noch immer seelenruhig stand, als wäre sie die Unschuld in Person.
„Sie wussten dass ich San angefahren habe, was wollten sie wirklich bei mir zuhause?" fragte Hongjoong und schaute ihr streng in die Augen.
„Wollten sie sich an mir rächen? Sie wollten sich nicht als Nachbar vorstellen sondern verhindern dass ich zur Polizei gehe." fing er das Wort an, und wusste dabei selbst nicht in was für eine Richtung das alles ging.
Sein Mund sprach, und seine Gedanken drehten sich, sein Kopf ratterte und arbeitete um allem zu folgen.

„Sie wollten nicht dass Jemand von diesem Unfall erfährt..." mit jeden weiteren Wort erhob sich Hongjoongs Stimme und zitterte.
Er verstand es. Es war als hätte er jetzt eine Erleuchtung, die jegliche unbekannten Schatten erhellte.
Die Mutter grinste weiter vor sich hin, aber es war anders als vorhin, ihr Lächeln versteifte sich, wie der Griff um ihre Waffe.
Yunho und Mingi, die verteilt im Raum standen, bewegten sich langsam in die Richtung des Kleineren und stellten sich neben ihn. Hongjoong wusste in diesem Augenblick, dass sie auf seiner Seite waren und ihn nicht mehr als den Übeltäter ansahen.

Eine gewisse Erleichterung breitete sich in ihm aus, aber es war nicht genug um durchatmen zu können. Es gab noch viel, dass ungeklärt war, doch er war nicht alleine, Yunho und Mingi standen ihm bei.
„Ich wette San war nicht im Krankenhaus...Sie haben sich um ihn gekümmert und ihm, Gott weiß wie viele, Schmerzmittel zugeflößt." klinkte sich Yunho ein.
Hongjoong erinnerte sich, als die Beiden angedeutet hatten, dass Sans Mutter mal als Krankenschwester im Krankenhaus gearbeitet hatte. Seltsame Theorien breiteten sich in seinem Kopf aus, die gar nicht mal mehr so seltsam klangen nach allem was hier passierte.

„Sie haben San unter Drogen gesetzt, damit er alles vergisst und mich auch! Er hatte gar keine Amnesie, das war alles ihr Werk!"
Als Hongjoong diese Unterstellung in den Raum warf, trat eine Stille im Raum ein die alle lähmte. Er konnte nur in das Gesicht der Frau sehen, als diese unschöne Wahrheit aufgedeckt wurde, und ihr Lächeln nach und nach verschwand.
Sie senkte ihre Waffe und ließ sie schließlich komplett fallen, als sie wusste dass sie verloren hatte. Mit einem lauten Knall wurde die Tür hinter ihnen aufgetreten und eine bewaffnete Truppe an Männern in Uniform stürmte den Raum. Laute Schritte die auf dem Boden trampelten umhüllten den Raum, ebenso das laute Geschrei der Männer die auf die Frau losgingen.

Die Polizei hatten sie gefunden, und Hongjoong sah zu wie sich Yunho und Mingi erleichtert in die Arme fielen. Es war chaotisch und laut, doch Hongjoong hörte nichts. Wie als hätte sich ein Schleier über seine Ohren gelegt, konnte er alles um sich herum nur taub wahrnehmen. Hongjoong wusste dass alle ihn ansprachen, doch er hörte ihre Stimme nicht. Da war nur ein leichter Schmerz in seiner Brust, der sich mehr und mehr bemerkbar machte. Als Hongjoong mit der Hand die Stelle berührte, fühlte es sich warm und feucht an. Er traute sich nicht auf seine Handfläche zu schauen, weil er bereits wusste was mit ihm passiert war.

Sans Mutter hatte ihre Waffe erst auf den Boden fallen gelassen als sie ihren Schuss abgefeuerte, der Hongjoong genau an der Brust traf.
Ihm wurde schwindelig, er hatte angst und ihm war plötzlich so kalt. Alle zerrten an ihm und versuchten ihn wachzuhalten. Als sie ihn aus der Wohnung beförderten, sah Hongjoong das grelle Licht der Streifenwägen, wie sie hin und her flackerten und die Nacht erhellten. Ein Krankenwagen kam angefahren, der sicherlich mit lauter Sirene durch die Straßen gerast war. Doch alles um Hongjoong herum war still. Eine stille Nacht, wie als würde er einen Spaziergang durch den Wald machen, wo nichts außer er selbst und seine Kamera war. Doch er wusste dass er gerade nicht dabei war, nach einem Tier Ausschau zu halten, das sein nächstes Bild zierte.

Er lag nun auf einer Liege und wurde in den Rettungswagen transportiert. Der Wagen setzte sich in Bewegung und er merkte dass er gleich Ohnmächtig wurde. Eine Hand legte sich in seine, die er nur mit einem leichten Kribbeln wahrnahm. Er schaute nach oben als ein bekanntes Gesicht sich über ihn beugte, und ihn besorgt ansah.
„San.." flüsterte Hongjoong und lächelte dabei leicht.
San verzog das Gesicht als ihm die Tränen aus den Augen flossen. „Hongjoong, bitte bleib bei mir.."
Nur noch verschwommen konnte er die Umrisse von San erkennen, als er schließlich das Bewusstsein verlor.

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🩹

•STRANGER• HongSanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt