Sehe mit dem Herzen

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Iní-Tunej

In einem langsamen Tempo folgten wir Rotxo, Awkey und Hukato in Richtung des Dorfes. Ich musste tief einatmen und seufzte, während ich gerade von einem Stein sprang, doch es nützt nichts. Ich möchte Antworten auf das was gerade passiert ist, auch wenn ich vermute den Grund schon zu kennen.
Mit zwei schnellen Schritten war ich wieder neben Aounung und musterte ihn von der Seite. Er hatte seinen Blick starr nach vorn gerichtet und ein zorniges Gesicht, mit tiefen Falten aufgesetzt.

„Wieso hast du das getan? Was sollte das?" fragte ich schließlich mit sanfter Stimme und lies mir nicht anmerken wie sauer ich eigentlich war.
Als Antwort bekam ich nur einen genervten Blick, mehr nicht. Er lief einfach genau so stur weiter wie die ganze Zeit schon.

Okay, nicht mit mir. Ich kenne ihn, wenn er in dieser Stimmung ist, und ich werde mich nicht einfach so abwimmeln lassen. Das sollte er mittlerweile wissen...

Mit einer schnellen Bewegung schnappte ich mir seinen Arm und blieb stehen.
„Inííí" stöhnte er genervt und hielt wiederwillig an.
„Nichts "Inííí". Ich kenne dich. Sag mir endlich was los ist." pamte ich ihn an. So schwer kann das ja wohl nicht sein!

Mit einem stöhnendem Seufzen senkte er den Kopf und sah mir in die Augen.
„Was willst du denn von mir hören?? Sie haben angefangen und es gab eine Auseinandersetzung. Das war's." gab er knapp zur Antwort und wollte sich abwenden, doch davon hielt ich ihn ab.
„"Das war's" ? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Wieso kannst du sie nicht einfach akzeptieren und ihnen helfen wie Reya und ich es tun? Sie sind wirklich in Ordnung und geben sich größte Mühe von uns zu lernen und sich einzubringen!" fauchte ich ihm jetzt gereizt entgegen. Dieses übertriebene, eingebildete Gehabe geht mir tierisch auf die Nerven! Wir sind schließlich keine Kinder mehr!

„Ihnen helfen?!" fuhr er mich nun an. „Wieso sollten wir ihnen helfen, hast du sie einmal angesehen? Sie gehören nicht zu uns. Sie sind nicht einmal richtige Na'vi, genau wie Mutter es gesagt hat. Das sich Tsireya auf so etwas einlässt konnte ich mir schon denken, sie ist zu naiv. Aber von dir hätte ich das nicht gedacht!"

Woa, das hat gesessen. Ich wusste das Aounung manchmal unberechenbar sein kann wenn er wütend ist, das hat er von seinem Vater, aber mich hat er da normalerweise immer rausgehalten. Eigentlich war sogar immer ich es, die ihn wieder beruhigt hatte, das er mich so anfuhr war neu. Hat sich in der Zeit in der ich weg war irgendwas geändert oder ist er heute Morgen einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden?
Wie auch immer, nichts davon gibt ihm das Recht so mit mir zu sprechen. So etwas muss ich mir nicht gefallen lassen.
„Oh, da ist also keiner mehr willkommen der ein wenig anders ist? Das sind alles Freak's? Schön, was bin ich dann?!"

Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief schnellen Schrittes davon. Hinter meinem Rücken hörte ich noch wie verzweifelt mein Name gerufen wurde, doch das ignorierte ich gekonnt. Ich war sauer!
In meinem Wahn bahnte ich mir einen Weg über einige Felsen und sprang von Stein zu Stein, bis ich am Ufer angekommen war. Mit einem großen Satz sprang ich kopfüber ins Wasser und machte mich so weit wie möglich davon. Ich wollte gerade mit niemandem sprechen und keinem begegnen.

Gedankenverloren starrte ich in den Himmel und betrachtete die Sterne, als ich meinem großen Wasserfreund über die ledrige Haut streichelte. Es ist bereits dunkel geworden. Nach dem Streit habe ich mich ein ganzes Stück aus der Bucht entfernt um mich zu beruhigen.
Jetzt lag ich auf dem Rücken von Silpéy, während er langsam an einem abgelegenen Strand entlang schwamm. Gerade als ich ein hörbares Stöhnen ausstieß, schwappte mir ein großer Schluck Wasser über das Gesicht.
„Heyy" grummelte ich und drehte den Kopf so weit, das ich die gelben Augen meines Freundes sehen konnte. Dieser starrte mich nur an und gab tiefe, klickende Laute von sich. Ich verdrehte die Augen und rollt mich wieder zurück in meine alte Position. Ich wusste was er damit sagen wollte. Er möchte das ich ihm erzähle was mich bedrückt. Er war ein guter Zuhörer und der einzige den ich auf meinen Reisen zum reden hatte und so verstand er das was ich sagte ziemlich gut.

Die Macht des Geistes - Avatar-The Way of Water FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt