Was ist los mit ihr?

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Kiri

Die Zeit verging und weder ich noch Tsireya oder Tuk, nahmen ein Zeichen der verschollenen Iní war. Wo mag sie bloß stecken?
Nachdem wir noch ein ganze Weile gewartet hatten und die Zeit damit verbracht haben nach weiteren Schmuckstücken zu suchen, entschlossen wir uns dazu zurück ins Dorf zu kehren. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, es muss gegen Mittag sein, und ich bemerkte wie mir zunehmend kälter wurde. Das Wasser war keineswegs unangenehm was die Temperatur angeht, doch ist der Körper ganz schön erschöpft, umso länger man sich darin aufhielt. Tuk schien das jedoch nicht zu stören, denn sie tollte unbeschwert mit einigen Ilu's umher und folgte dabei dem ein oder andere Glitzern auf dem Meeresboden. Doch auch sie würde bald an ihre Erschöpfungsgrenze stoßen, weshalb ich mich prompt dazu entschied, sie ohne jegliche Diskussion auf mein Reittier zu ziehen.
„Denkst du das es in Ordnung ist wenn wir einfach verschwinden? Was, wenn sie nach uns sucht?" äußerte ich schließlich meine Bedenken gegenüber Tsireya und sah sie dabei von der Seite an. Das Gesicht, mit den feinen Zügen und großen Augen, wandte sich augenblicklich zu mir und wurde von einem beruhigenden Lächeln geziert.
„Mach dir keine Gedanken. Iní ist ein großes Mädchen, sie wird uns schon finden. Zumal kann ich mir auch vorstellen das sie längst zurück in ihrem Marui ist und uns einfach vergessen hat. Wenn sie so in irgendwelchen Vorbereitungen steckt, kann das durchaus vorkommen."
Die Worte Tsireya's brachten mich zum Schmunzeln und trugen im Handumdrehen einen Teil zur Besänftigung meiner Sorgen bei. Womöglich hat sie recht. Iní hatte schon den ganzen Morgen durch den Wind gewirkt und wird mit Sicherheit nur Zeit und Ort vergessen haben.

Nach kurzer Zeit trennte sich die Wege von uns und der Metkayina und ich und Tuk, machten uns auf den Weg zurück zu unserer Behausung. Als wir dort ankamen, erblickte ich mein Vater bereits in einiger Entfernung, wie er gerade einen Fisch bearbeitete und meine Mutter, die gerade in unserem Marui saß und etwas zu schneiden scheint. Kräftig zog ich mich mit den Armen aus dem Wasser, wobei meine Füße Halt auf dem starken, jedoch leicht nachgebenden Stoff fanden. Helfend streckte ich Tuk eine Hand entgegen und half somit auch ihr in die Höhe. Gemeinsam traten wir durch den Eingang und wurden von meiner Mutter mit einem warmen Lächeln begrüßt. „Was habt ihr schönes gemacht?" fragte sie mit sanfter Stimme, als meine kleine Schwester erquickt in ihren Arm sprang. „Wir waren mit Tsireya und Iní Muscheln sammeln! Schau nur was ich für eine besondere gefunden habe." japste diese aufgeregt und drückte meiner Mum eine goldene, kleine Muschel in die Hand. Mit einer Begeisterung, um Tuk nicht zu kränken, nahm sie diese entgegen und rollte sie begutachtend in ihren Händen umher.
„Diese ist wirklich schön ma'Tuk...." richtete sie sich an die Kleine „...Kiri, hast du deine Brüder gesehen?" Resigniert zuckte ich mit den Schultern und schüttelte den Kopf, denn tatsächlich hatte ich keine Ahnung wo die beiden abgeblieben waren. Doch wie der Zufall es wollte, Bogen in diesem Moment Lo'ak und Neteyam um die Ecke.

Verwundert runzelte ich die Stirn, denn glücklich sahen sie keineswegs aus, eher enttäuscht und sauer. Da passt man mal eine Sekunde nicht auf...was die beiden wohl wieder angestellt haben.?
„Hallo Mutter." brachte Neteyam leise hervor, wohingegen Lo'ak sich stumm auf den Boden fallen lies und grüblerisch seine Hände betrachtete. Das was ich schon bemerkt hatte, war natürlich auch meiner Mutter nicht entgangen, welche gerade fragend zu Nete und dann zu Lo'ak schaute. Dazu, etwas zu fragen, kam sie garnicht, denn auch unser Vater betrat soeben den Raum und hatte im Gegensatz zu den anderen eine positive Aura. In seiner Hand, trug er einen großen Fisch welchen er Neytiri überreichte, damit diese sich um den Rest kümmern konnte.
Während sich meine Eltern über dies und jenes unterhielten, legte sich über mich und meine Geschwister ein seltsames Schweigen. Die zwei müssen etwas ausgefressen haben, ich werde sie einfach nach dem Essen fragen.

Und das tat ich auch...nachdem wir stumm in einer Runde gesessen und den saftigen Geschmack der Früchte genossen hatten, zog ich meine Brüder vor unser Marui und wir liefen ein Stück den Strand entlang.
„Also, was habt ihr schon wieder angestellt? Ihr seht so aus, als hättet ihr etwas ausgefressen." Da meine Frage keine Antwort erhielt, verleihte ich ihr mit einem strengen Blick Nachdruck, was augenblicklich Wirkung zeigte. Wenn auch zögernd, so entschloss sich Neteyam dazu eine Erzählung anzustimmen. „Ach nein, es war nur..." er zögerte „...vorhin bei unserem Training mit Atan'yo, kamen andere Gleichaltrige des Stammes zu uns und haben sich über uns lustig gemacht. Sie waren in der Überzahl und trotzdem konnte Lo'ak nicht seine Klappe halten.." gab er zu und warf unserem Bruder einen mahnenden Blick zu. Mit Einsicht reagierte dieser jedoch nicht. „Hey, das stimmt doch garnicht. Die haben angefangen und wenigstens versuche ich uns zu verteidigen und schmiere denen keinen Sirup um den Mund.." „Manchmal ist es aber besser taktisch zu denken!" fauchte Nete gereizt zurück und bevor sie sich in einem Streit verstricken konnten, entschloss ich mich dazu einzuschreiten. „Jungs! Es bringt nichts wenn ihr euch auch noch anzickt!....Wie ging es weiter?"
Mit sichtlicher Anstrengung, nahm mein großer Bruder einen angestrengten Atemzug und fuhr fort. „Naja..und nachdem das passiert ist, tauchte aus dem nichts Iní auf und hat diesem Natu ihre Meinung gesagt. Aber er.." „Was hat er?" harkte ich nach, als mein Gegenüber erneut verstummte.
„Er hat sie beleidigt und eine blöde Bemerkung über ihren Bruder gemacht. Danach kam noch Aounung dazu, und mit ihm hat sie sich auch noch gestritten. Anschließend ist sie ohne ein Wort zu sagen abgehauen." fügte schließlich Lo'ak der Unterhaltung hinzu und ich sah ihn entgeistert an. Als ob er meine Gedanken lesen könnte, sprach er schließlich genau das aus, was mir durch den Kopf ging; „So wie es aussieht ist sie nicht die Perfekte Na'vi für die sie alle halten, auch sie hat mit Problemen zu kämpfen und nicht jeder bringt ihr Respekt gegenüber. Aber trotz alledem, kommt es mir so vor als ob sie um einiges reizbarer als sonst ist."

Ja, das mag stimmen.
Grüblerisch blickte ich nach unten und Malte mit meinem Zeh unförmige Kreise in den sandigen Boden. Ich lies das eben erfahrene Revue passieren und versuchte daraus meine Schlüsse zu ziehen. Von Tsireya habe ich erfahren, das wenn es um die Vorbereitungen von irgendetwas geht, Iní ziemlich abweisend sein kann, doch dieses extrem gereizte Verhalten, passte nicht ins Muster. Ob ich sie darauf ansprechen sollte?

Tsireya

Nachdem ich mich von den beiden Omatikaya verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zu dem Marui meiner Freundin. In der Zeit, in der wir uns im Riff aufgehalten hatten, haben wir noch einige schöne Muscheln, Perlen und Steine gefunden, welche perfekt zu Iní's Vorhaben passen würden. Gut gelaunt und schnellen Schrittes lief ich also über die kräftigen Stoffe durch das Dorf, wobei ich den ein oder anderen spielenden Kindern auswich und andere näher Bekannte Dorfbewohner freundlich grüßte. Nicht lang, und ich hatte gesuchte Unterkunft erreicht. Als ich eintrat, musste ich mit einem leichten Lächeln feststellen, das ich mit meiner Vermutung richtig lag. Vor mir auf dem Boden saß sie im Schneidersitz und war gerade dabei einige bunte Bänder miteinander zu verzwirbeln. Neben ihr lag ein kleines Säcken, aus welchem mich einige Muscheln fröhlich anglitzerten. Auch sie schien etwas gefunden zu haben, jedoch nicht so viel wie wir.
Da meine Freundin mich immer noch nicht bemerkt zu haben scheint, kniete ich mich langsam vor sie und legte meine drei Säckchen zu dem ihren. Erschrocken von meinem plötzlichen Erscheinen, zuckte sie zusammen und lies im gleichen Zuge ihre Arbeit fallen. Entnervt stöhnte sie auf und schlug ihre beiden Hände auch ihre Oberschenkel. „Reya, musst du dich denn so an mich heran schleichen!?" fuhr sie mich an und ich hob beschwichtigend die Hände.
„Hey, ich habe doch nichts getan...Iní, was ist denn los mit dir? Warum bist du so schlecht gelaunt?" fragte ich sie mit Sorge in der Stimme und musste feststellen, das sie überhaupt nicht gut aussah. Nicht nur, das ihre sonst so friedlichen Züge von einem düsteren Blick überschattet wurden, sondern auch das die Haut an ihrer Wange, wo sich der Schnitt befand, ganz rot und dick geworden ist.

Ohne auf meine Fragen einzugehen sprang sie in die Höhe und schmiss die Bänder in eine Ecke ihres Maruis, bevor sie vor den Eingang trat. „Es ist nichts. Hast du nicht noch etwas zu tun."
Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte!
„Egal was mit dir ist, lass deinen Frust nicht an mir aus, ich kann nichts dafür. Aber deine Wunde sieht garnicht gut aus. Du solltest Mutter sich das anschauen lassen." Vorsichtig stand ich auf und lief hinüber zu meiner Freundin, die starr den Blick auf das Meer gerichtet hatte. So sauer, habe ich sie selten gesehen und eigentlich sollte man sie jetzt in Ruhe lassen, doch vorherig angesprochenes kann nicht missachtete werden. Nach einigen Minuten, habe ich es endlich geschafft ihren Blick auf mich zu lenken und sah sie dabei bittend an.
Ein tiefes Seufzen entwich ihr, als sie schließlich los lief, vermutlich in die Richtung, welche uns zu der Tsahìk führen würde.

Nachdenklich betrachtete ich die vor mir laufende Na'vi, wobei ich intensiv überlegte, was ihr so die Laune verdorben haben kann. Lag es nur an der Wunde oder womöglich an Neteyam? Nicht zu vergessen der Streit mit meinem Bruder, der mir natürlich nicht entgangen war. In den letzten Tagen musste ich mir oft seine Klagen anhören und wusste selbst nicht, wie die Zwei sich wieder versöhnen könnten. In meinen Gedanken versunken, wurde ich auf einmal von einem lauten poltern zurück in das hier und jetzt gerissen, als ich aufsah und bemerkte, das die noch eben vor mir herlaufenden Iní zusammengebrochen war....

 In meinen Gedanken versunken, wurde ich auf einmal von einem lauten poltern zurück in das hier und jetzt gerissen, als ich aufsah und bemerkte, das die noch eben vor mir herlaufenden Iní zusammengebrochen war

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Die Macht des Geistes - Avatar-The Way of Water FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt