Die Fremde

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Neteyam

Überall um uns herum war großer Tumult. Mit Freude empfingen die Stammesmitglieder den Neuankömmling. Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, bis sie schließlich vor Tonowari zum stehen kam. Von nahem strahlten ihre grünen Augen noch kräftiger und die weisen, filigranen Linien schienen förmlich zu leuchten.

„Ich heiße dich herzlich willkommen. Wie schön dass dich dein Weg zu uns geführt hat." sprach nun Tonowari und legte ihr dabei beide Hände auf die Schultern.

„Oel nga-ti kame" antwortete sie mit einer zarten Stimme. Jetzt drängte sich auch Tsireya nach vorn und ergriff freudig die Arme der Fremden. Diese sah sie ein wenig überrumpelt an, doch sagte schließlich: „Reya. Wie schön dich zu sehen."

"Reya?" Ich werde immer neugieriger wer das wohl sein mag.

„Wieso hast du mich so lang warten lasse. Ich habe dir so viel zu erzählen."
Belustigt runzelte ich die Stirn. So impulsiv hatte ich Tsireya bis jetzt noch nie erlebt.
Beruhigend legte ihr Bruder seine Hand auf ihre Schulter um sie darauf hin zu weisen, sich zurück zu halte.

„Ich bin erfreut dich wiederzusehen, Tochter unseres Volkes." begrüßte sie jetzt Ronal, woraufhin sie mit einer höflichen doch trotzdem familiären Begrüßung reagierte.

„Komm. Ich muss dir etwas zeigen." drängte Tsireya weiterhin.
„Ganz ruhig Schwester, lass sie doch erst einmal ankommen." sprach Aounung beschwichtigend, doch sie war nicht mehr zu bremsen.
Kurzerhand schnappte sie sich eine Hand der Fremden und zog sie hinter sich her, gefolgt von ihrem Bruder und seinen Freunden. Dies wurde von dem Anführer und seiner Gefährtin nur schweigend belächelt.

„Wer ist das?" wand sich meine Mutter nun an die Tsahìk. 
„Sie ist Neísi-tewå." antwortete diese mit Ehrfurcht in der Stimme.
„Neísi-tewå?!" fragte meine Mum ungläubig nach und legte Ronal eine Hand auf die Schulter, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Diese nickte bestätigend.

„Ihr solltet euch schlafen legen Omatikaya. Morgen wird ein langer Tag." verwies jetzt Tonowari und wir machten uns auf den Rückweg.

Die Reaktion meiner Mum machte mich stutzig. Jetzt habe ich einige Fragen.

Ich positionierte mich neben meine Mutter und auch Lo'ak und Kiri stießen zu uns, denn sie hatten vermutlich die selbe Frage.

„Mutter. Wer ist Neísi-tewå?" fragte ich interessiert und sie begann zu erklären.

„Neísi-tewå ist mächtig. Sie besitzt die Gabe so nah wie nur möglich mit Eywa verbunden zu sein. Sie wird eins mit dem Leben um sich herum. Man sagt sich, ein Neísi-tewå kennt alle Seelen Pandoras."

„Bedeutet das jeder kann Neísi-tewå werden?" fragte Kiri neugierig. Meine Mutter lächelte sie sanft an und erzählte weiter.

„Seit der Zeit der ersten Lieder, ist das erst zweimal vorgekommen. Es ist sehr schwer ein so reines Herz zu besitzen und es ist eine große, große Verantwortung."

Ihre Worte klangen aus und es wurde still. An diesem Abend sprach keiner mehr ein Wort und alle, selbst Tuk, versanken und tiefen Gedanken.

Wieso haben wir von so jemandem besonderem noch nie gehört? Sie tauchen in keinen Liedern oder  Erzählungen unseres Volkes auf? Selbst Großmutter hatte nie ein Wort darüber verloren, obwohl es ihr so wichtig war dass wir die Geschichte unserer Vorfahren lernen. Welchen Grund gibt es, dass man über so jemanden nicht's erfährt?

Über dies und viele andere Fragen zerbrach ich mir den Rest des Abends den Kopf, bis ich zu müde wurde und einschlief.

Am nächsten Morgen wurde ich von leisen Stimmen geweckt. Es waren Kiri und Lo'ak. Sie saßen in ihren Hängematten und unterhielten sich leise. Unsere Eltern und Tuk schliefen noch und auch das Dorf war noch ganz ruhig.

Die Macht des Geistes - Avatar-The Way of Water FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt