Kapitel 1

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Ein verzweifeltes Seufzen entfährt mir, als ich sehe, wie viele Bücher ich noch in das Regal einräumen muss. Fast schon demotiviert schaue ich auf meine Uhr, in 30 Minuten habe ich Feierabend. Bis dahin sollte ich es doch schaffen die Bücher einzuräumen. Ich schaue vom Anfang des Regals bis zum Ende und habe das Gefühl, dass das Regal sich gerade von der Strecke her verdoppelt hat.

Ist das denn möglich?

Im Takt meines leisen Summens beende ich meine Arbeit und bin sogar 5 Minuten früher fertig als gewollt.

„Hallo, entschuldige bitte. Wo finde ich Fachmagazine für Experimentalphysik?" Leicht werde ich an der Schulter angetippt und drehe mich um. Vor mir steht ein Mädchen, wahrscheinlich so alt wie ich. Auf ihrem Arm sammeln sich schon viele Bücher zu den Fächern Chemie und Biochemie.

Das sind ja so garnicht meine Themen, obwohl ich für Biologie sehr leicht zu begeistern bin.

Eine lockere Strähne fällt aus ihrem schnell zusammengebundenen Zopf und sie lächelt mich zurückhaltend an.

„Experimentalphysik meinst du? Das müsste oben im ersten Stock sein und dann das erste Regal auf der linke Seite. Wenn du magst kann ich dir den Ort auch schnell zeigen.", biete ich ihr an.

Dankend nickt sie schnell und ich zeige ihr den Weg. Vorbei an Büchern für Design, Fotografie und Farbtheorie, wo ich mich öfter aufhalte kommen wir Richtung Physik und meinem liebsten Buch „Physik für dumme Dummies". Das hatte ich tatsächlich auch schon in der Hand. Es ist definitiv hilfreich und erklärt die Sachen für eine gute Grundlage sehr anschaulich.

„Hier Bitteschön, das ist der Bereich für Physik. Musst du dich mal nach dem genauen Buch umschauen oder, wenn es speziell ist, dann kannst du auch gerne an den Computern suchen." Ich zeige in Richtung Bücher und dann an einen freien Platz im Raum, wo sich viele der Computer befinden.

Nachdem sie sich bedankt hat gehe ich wieder ins Erdgeschoss und stelle den Wagen hinter den Tresen ab und sehe Ella durch den Eingang kommen. Wie immer gleicht sie dem Anblick eines vom Himmel gefallenen Engels. Ihre rötlichen Haare schmiegen sich voluminös an ihr Gesicht und schlagen leichte Wellen.

Wie neidisch ich doch bin, wenn ich Menschen mit tollen Haaren sehe.

Zwar habe ich auch viel und vor allem dickes Haar aber irgendwie bekomme ich es nie gestylt. Für alles brauche ich ewig und drei Stunden.

Hands up, aber da trage ich doch lieber einen hohen Zopf.

Damit kann ich nichts falsch machen.

„Hey, na wie lief dein Tag? Ist viel los heute?", begrüßt sie mich und umarmt mich fröhlich. Unfassbar, wie jemand so gut riechen kann. Allgemein bin ich bei Ella immer unfassbar beeindruckt. Als ich sie mal gefragt habe, wie lange sie braucht sich fertig zu machen, meinte sie mit Haare machen insgesamt eine Stunde. Frühstücken mit einberechnet.

„Heyo, bei mir ist alles soweit gut. Heute ist eher wenig los aber vielleicht kommen am Abend noch ein paar Leute." Nebenbei packe ich meine Sachen zusammen und lege den von gestern mitgenommenen Stift wieder zurück. Demonstrativ zeige ich ihr, wie der Stift wieder in der Schublade verschwindet. Da bleibt er aber bestimmt nicht lange. „Ja da sollte der Stift auch besser wieder liegen! Immer liegen hier nur die ausgetrockneten Tanten herum." Ella beschwert sich häufig über zu wenig Stifte. Allerdings ist sie auch diejenige, die die Stifte immer verlegt und nie wiederfindet. Die Kosten für Büromaterial von der Bücherei möchte ich nicht wissen. Bestimmt immens.

Vielleicht nehme ich deswegen ab und zu einen Stift mit und lege ihn erst Tage später wieder zurück. Dann gibt es zumindest ab und an einen oder zwei Stifte.

ELEVEN TASKS TO DO Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt