Kapitel 10

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Ich bin einfach nur fassungslos. Besser kann ich es nicht beschreiben. Die Szene vor mir, der ich zuschaue habe ich noch nie gesehen. Ich befinde mich gerade in der Cafeteria meiner Schule und stehe so wie die anderen in einer großen Menschenmenge. Alle wollen das Spektakel sehen, dass sich uns hier darbietet.

Kurz gesagt; Jamie steht auf einem Tisch und tanzt Macarena für 7 Minuten live auf Instagram.

Ich halte das Handy auf dem der Livestream auf seinem Profil läuft und es haben tatsächlich einige Menschen eingeschaltet. Noch muss er zwei Minuten durchtanzen und dann soll ich den Livestream einfach so beenden. Ich finde es schon beachtlich sich das in der Schule zu trauen und das vor so vielen Menschen. Er hätte es auch in der heutigen ersten Stunde machen können, als wir uns im Schulgebäude verteilen durften um unsere Aufgaben zu bearbeiten. Aber nein, er macht es in der Mittagspause wo jeder da sein kann. Vielleicht ist das ja ein Kick den er spürt?

Die Menschenmenge wird immer größer und ein reges Gedränge entsteht. Jeder möchte Jamie's bezaubernd schwingende Hüften sehen. Ich werde hin und her geschubst, gleichzeitig versuche ich das Handy zu stabilisieren.

„Ey! Gehts noch? Lass das!", zische ich angenervt der Person zu, die mich angeruckelt hat.

Die letzten Töne des Liedes erklingen und Jamie kommt vom Tisch heruntergetanzt. Kurz drohte er zu fallen aber fing sich in letzter Sekunde und kam in einem Bauchtanz zu mir und zwinkert in die Kamera. Wow also wenn das mal kein grandioses Ende war!

„Uuund Ende!", rufe ich. Lachend speichere ich den Livestream auf seinem Profil und gebe ihm sein Handy wieder.

„Du kannst ein paar Screenshots von deinem Video machen und sie in der App hochladen. Ich würde es empfehlen.", zwinkernd tippe ich auf seinem Handy herum.

Als zehn Minuten später auch die Klingel läutet, gehen wir seufzend zur nächsten Unterrichtsstunde. Auf unserem Weg schließt sich ein ebenso motivierter Blake an. Mit herunterhängenden Schultern schlurfen wir in den Raum und setzen uns in die übliche Reihe. Ella ist schon da und strahlt über beide Ohren. Wie ist das denn überhaupt möglich? Doch bevor ich sie fragen kann, kommt unsere Lehrerin in den Raum gestürmt, knallt ein Buch mit vielen Arbeitsblättern auf den Tisch und fängt sofort an.

Während die zwei Stunden der Qual nur langsam an mir vorbeiziehen mache ich mir schon mal einen Plan was ich heute noch erledigen möchte. Nach der Schule muss ich wieder zur Arbeit gehen und habe, wenn ich mich recht erinnere ein Treffen mit Justus. Ist nur noch unklar wo. Wenn das in seiner Wohnung ist muss ich schauen wie ich dahin komme. Mit dem Fahrrad ist das eine weite Strecke, mit dem Bus könnte es gehen, ist aber nicht so angenehm. Sicherlich kann ich Mama und Papa fragen ob ich mir solange ihren Wagen ausleihen kann. Es wäre ja nur für ein paar Stunden.

„Evangeline!"

Mal schauen was sich so ergibt, vielleicht fährt er mich auch.

„Evangeline Wyngard, ich spreche mit Ihnen!", höre ich die schneidende Stimme meiner Lehrerin. Sofort werde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaue sie an.

Mist! Worum geht es!

Unauffällig stupst Blake mich mit seinem Oberschenkel an und schielt auf sein iPad.

„Ähm.. also es geht um... ich meine-", stottere ich vor mich hin während ich mir schnell den Absatz durchlese. „Möglichkeiten um Terrorismus präventiv vorzubeugen sind zum Beispiel das Geschäft mit der Geldwäsche zu stoppen, Entwicklungsarbeit zu leisten oder auch Sicherheitskräfte vor Ort auszubilden. Bei dem letzten Punkt weiß ich, dass es die EUTM der deutschen Bundeswehr auf Mali gibt.", trage ich die Stichpunkte von Blake in ganzen Sätzen vor. Überrascht sieht sie mich an und dreht dann wieder ab. Pech gehabt mit mir legt man sich besser nicht an.

ELEVEN TASKS TO DO Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt