Sette

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F A Y E

Die ganze Nacht lang konnte ich nicht schlafen. Meine Gedanken lagen bei Rafael, seinen Berührungen und dem Kuss, der niemals hätte passieren dürfen. Innerlich hoffte ich, dass er sich nicht daran erinnerte, weshalb ich es erstmal auch nicht ansprechen würde.

»Hör auf so-«, ehe ich meinen Satz beenden konnte, griff er in meinen Nacken, zog meinen Kopf näher an seinen und legte seine Lippen auf meine. Kurz erschrak ich, schloss darauf aber meine Augen und ließ es zu. Ließ es in so vollen Zügen zu, dass ich mich komplett verlor. Meine Lust überflutete mich, wie eine heftige Welle, durch die ich ertrank.

Meine Hände suchten Halt an seiner starken Brust, seine andere Hand wanderte tiefer und er griff in meinen Hintern. Grob und aggressiv. Besitzergreifend und wütend. Dann schlug er drauf und setzte sich auf, sodass er mich auf seinen Schoß ziehen konnten auf den ich mich rittlings setzte, sodass ich seine Härte an meiner Mitte zu spüren bekam.

Ich hatte keine Kontrolle, denn diese hatte er. Doch als er begann mir meine Bluse aufzuknöpfen, unterbrach ich den Kuss, weil es falsch war. Er war betrunken, würde sich bestimmt nicht einmal daran erinnern und ich sollte ihn hassen.

Wieder dachte ich daran und starrte perplex auf den Tisch vor mir, bevor ich mich in Bewegung setzte und etwas tat, was mich eventuell auf andere Gedanken brachte.

In der Küche bereitete ich mir deshalb Kaffee zu und dachte, dass ich direkt einen auch für Rafael machen könnte. Er trank seinen bestimmt schwarz, ohne Zucker. Und da waren wieder die Gedanken an ihn...

Während ich dabei war, hörte ich die Gästezimmertür sich öffnen, aus der er heraustrat. Oberkörperfrei und nur in seiner Anzugshose. Mein Blick verharrte an seiner Brust, die ich gestern berührte und genau wusste, wie sich diese anfühlten ich wenn es für einen kürzeren Moment war. Alles hatte sich in mich gebrannt und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

»Du?«, fuhr er mich direkt an und ich nickte. Dann trat er einige Schritte auf mich zu und lehnte sich an den Tresen. »Wieso bin ich hier?«

»Weil du dich vorlaufen lassen hast, nicht mehr ansprechbar warst. Deshalb habe ich dich zu mir gefahren«, skeptisch musterte er mich, seine Augen verdunkelten sich und seine Lippen waren zu einer Linie verzogen. Diese Lippen...

»Aber es ist nichts-«

»Nein, nichts ist zwischen uns passiert, Rafael«, unterbrach ich ihn, weil ich nicht darüber reden wollte. Schweigend hielt ich ihm die Tasse hin, die er entgegen nahm und sofort daraus zu trinken begann. »Wie spät ist es?«

»Acht«, entgegnete ich knapp und drehte mich von ihm weg, weil ich ihm nicht in die Augen sehen konnte. Dass ich so schwach werden konnte, war schrecklich. Dieses Gefühl...

»Danke für das Mitnehmen, aber ich muss in die Firma. Ich rufe meinen Fahrer«, ich nickte nur und war froh darüber, dass ich ihn nicht fahren musste.

Eine halbe Stunde später war er auch schon weg und ich atmete erst jetzt richtig aus. Mein Herz schlug, wie verrückt und ließ mich nicht kalt. Ich klapste mir leicht gegen meine Wange, damit ich endlich aufwachte von meinen Gedanken. Ich durfte mich nicht so sehr reinsteigern, weil der Fakt, dass er es niemals tun würde, wenn er nüchtern wäre, katapultierte mich zurück in die Realität.

Angezogen begab ich mich zu meinem, Auto und fuhr in die Redaktion, aber sobald ich zu meinem Büro kam, saß ein großer Mann auf meinem Stuhl, dessen Umrisse ich zunächst erkannte, bis er sich mit dem Gesicht zu mir drehte.

»Mr Simons. Was habe ich für eine Ehre, dass Sie hier sind?«, er deutete vor sich auf den Stuhl und sofort begann ich nervös zu werden. Mr Simons war der oberste Direktor, also der Boss über all das Pressegeschehen in der Stadt. »Es gibt einige Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte, Ms Richards«, ich nickte und wartete darauf, was er sagen wollte.

»Es geht um Ihre Schlagzeilen. Mit diesem Gespräch ist es eine Verwarnung, wenn noch etwas negatives über Rafael Mancini oder über die ganze Familie in der Öffentlichkeit erscheint, sind Sie diesen Job los«, beinahe verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke und zuckte zusammen. Meine Kinnlade klappte mir runter und ich war sprachlos. Er zog es also wirklich durch...

»Ich verstehe aber nicht, denn ich habe mich an jegliche Reglungen gehalten«, erklärte ich, weil es so war. »Am besten folgen Sie dem, was ich Ihnen sage, Ms Richards, in Ordnung?«

»Aber-«

»Noch ein aber und sie sind sofort fristlos hier raus«, knurrte er und ich nickte nur. »In Ordnung, ich habe Sie verstanden«

»Dann haben wir das ja geklärt. Erfolgreichen Tag«, damit nickte er mir zu uns ging aus meinem Büro. Sofort stieg die komplette Wut wieder auf und ich würde Rafael Mancini am liebsten für verfluchen. Es konnte doch nicht sein, dass er so eine Macht in dieser Stadt hatte? Wie ging das denn? Er war Unternehmer, aber sonst? Ich war überfordert, verwirrt und sauer.

»Ich hasse dich, Rafael Mancini«, schrie ich heraus und schlug mit der Faust auf den Tisch, was so sehr schmerzt, dass ich verkrampfte. Er trieb mich in den Wahnsinn, dabei hatte ich gestern für einige Sekunden geglaubt, dass er nett sein konnte. Dass er jemand war, der Gefühle hatte. Aber er war kalt und skrupellos. Er setzte das um, was er sagte. Und nun musste ich herausfinden, was hinter Rafael Mancini steckte, dass er nur mit den Fingern schnipsen musste, um etwas umzusetzen.

Zwar würde ich nicht riskieren, dass ich meinen Job verliere, aber ich musste irgendwie anders herausfinden, wer er wirklich war.

Und dafür musste ich sein Vertrauen gewinnen, aber wie?

THE MANCINI BACHELOR | PARTE TRE✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt