Diciassette

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F A Y E

Es waren Wochen vergangen. Ich wohnte bei Rafael und wir verbrachten äußerst viel Zeit miteinander, definierten jedoch nicht auf welchem Stand unser Verhältnis war.

»Rafael, ich muss irgendwann wieder arbeiten«, nörgelte ich und zog seinen Arm, wie ein kleines Kind. Ich sah zu ihm und seine Augen verdunkelten sich augenblicklich. »Kannst du das nicht im Homeoffice machen?«, ich schüttelte den Kopf. Ich musste mal wieder raus.

»Ich kann nicht ewig hier eingesperrt sein, Rafael. Ich möchte raus. Wieder meine Freundin sehen und ein normales Leben führen«, erklärte ich und hoffte auf Verständnis, das ich seinerseits bekam. Er zog mich an sich, drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er mich eindringlich ansah.

»Bella, aber dieser Angelo ist noch immer dort draußen«, ich verstand auch ihn. Ich nickte und legte eine Hand an seine Wange. Wieder küsste er diese und es verpasste mir unzählige Schmetterlinge in meiner Unterleib. Verdammt, ich fühlte so intensiv bei ihm...

»Ich weiß, aber ich will mein Leben leben«, er nickte, bat mich zu warten, ehe er wieder zu mir zurück kam. »Du wirst ohne Silvano nirgendwo hingehen. Er wird dich zur Arbeit begleiten, zum Shoppen, zum Essen mit Freunden. Aber du gehst ohne ihn nirgendwo hin. Wenn er nicht kann, werde ich dich begleiten«, das klang nach einem Kompromiss und auch wenn ich gerade protestieren wollte, wusste ich dass es keinen Sinn machte.

»Okay«

»Dann ab in deine Arbeitskleidung. Ich fahre dich persönlich hin«, direkt schoss mein Puls in die Höhe, weil ich nie mit Männern auf der Arbeit gesehen wurde. Nie mit einem Partner oder sonstiges.

Ich schlüpfte in meine Jeans, kombinierte dazu ein Top mit einem hellen Blazer, zog mir meine Stilettos an und zeigte mich Rafael, der mich aus großen Augen ansah. »Heiß«, pfiff er und streckte seine Hand nach mir aus. Ich nahm dieser zögernd und dann führte er mich zum Auto, in dem bereits Silvano wartete.

Vor dem Office kam das Auto zum Stehen, Rafael stieg als erster aus und reichte mir wieder seine Hand. Aber dann tat er etwas, was mich die Luft kurzzeitig anhalten ließ. Er verschränkte unsere Finger miteinander und zog mich hinter sich ins Büro.

Sofort fielen unzählige Blicke auf uns. Getuschel begann und die Frauen wedelten sich imaginär mit einem Fächer zu.

»Ms Richards, schön, dass Sie wieder da sind«, mein Assistent lächelte mich an und reichte mir sofort einen Kaffee, so wie ich ihn immer trank. Ich dankte und stellte die Tasse auf meinen Tisch. »Miles, kannst du mir bitte die aktuellen Fotos und Mitschriften zukommen lassen. Auch bereits geschrieben Artikel. Ich würde gerne darüber lesen«, er nickte und verschwand.

»Deine Bossrolle gefällt mir«, hauchte mir Rafael ins Ohr, sodass sich eine Gänsehaut auf meine Haut legte. »Ist das so Mr Mancini?«

»Ja, Ms Richards«, dann sah ich flüchtig zu Silvano, der sich bereits weggedreht hatte. Unangenehm war es mir schon, aber er hörte sich sowieso zu viel von unserem Stöhnen an, als er sollte.

»Ich muss jetzt arbeiten und du auch. Wir sehen uns«, lächelte ich und drückte ihn von mir, aber er ließ es nicht mit sich machen, sondern zog mich zurück an sich und gab mir einen Kuss. Einen, der wieder ein Kribbeln in mir auslöste. Mein Herz schrie für den Moment sieben Namen, bis er sich löste und sich verabschiedete.

»Silvano, möchtest du etwas trinken?«, fragte ich den großgebauten Mann, der mich lächelnd ansah. »Ich möchte keine Umstände bereiten, Miss«

»Quatsch. Tee, Kaffee, Wasser?«, als er sich schließlich für einen Kaffee entschied, ließ ich einen zu mir bringen, den ich ihm sofort hinstellte. Dann legte ich noch einige Kekse auf den Glastisch vor ihm und machte mich an die Arbeit.

Irgendwann verflog der Tag in gefühlten Sekunden. Ich hatte Feierabend, wollte mich davor aber noch mit Mel treffen, die ich länger nicht mehr gesehen hatte. Sie war nämlich eine Woche im Urlaub und die Woche darauf zerrte mich Rafael zu meiner Sicherheit bei sich zuhause ein.

»Oh Süße! Hey!«, schrie sie über das ganze Restaurant, in das ich nun gefahren war, um mich mit ihr zu treffen. Silvano stand neben mir und nickte meiner besten Freundin knapp zu, die aber den Blick nicht von ihm abwenden konnte. Naja, so verübeln konnte ich es ihr nicht. Denn Silvano war ein dunkelhaariger attraktiver Mann mit einem Bart und feinen Anzug.

»Wer ist das?«, wollte sie flüsternd von mir wissen. »Silvano, der soll auf mich aufpassen«, sie riss ihre Augen weit auf und ihre Kinnlade reichte beinahe bis zum Boden.

»Wieso denn das?«, ich konnte es ihr hier nicht in dem Lokal erzählen, weshalb ich sie bat die Tage bei Rafael rumzukommen. Dennoch erzählte ich ihr von Rafael. Silvano hielt sich im Hintergrund und würde es somit nicht mitbekommen.

»Na endlich!«, klatschte sie in die Hände und nun war ich diejenige, der die Kinnlade runterklappte. »Was?«

»Endlich habt ihr gevögelt. Süße, euer Feuer musste im Bett ausbrechen, das war mir von Anfang an klar, als ich euch das erste Mal in einem Raum erlebt habe. Ihr habt gedanklich bereits mit einander gefickt gehabt. Aber sied ihr jetzt zusammen oder was ist das?«, ich schüttelte den Kopf. Zum einen, weil wir nicht zusammen waren und zum anderen, weil ich nicht wusste, was das zwischen uns war.

»Ich weiß nicht, was das ist«, gab ich ehrlich zu und Meine Unterton klang etwas enttäuscht. Wieso wusste ich nicht, aber irgendwas ließ mein Herz bei diesem Mann immer schneller schlagen, ohne dass ich es kontrollieren konnte.

»Rede mit ihm?«, als wäre es etwas selbstverständliches.

»Ich weiß nicht wie. Der Typ hat bestimmt schon die halbe Stadt im Bett gehabt und so wie er drauf war, nachdem er seine Ex wiedergesehen hat, glaube ich kaum, dass er noch eine Beziehung eingehen möchte. Obwohl ich dir ja erzählt habe, was Riana Mancini zu mir meinte...«

»Willst du denn eine Beziehung eingehen mit ihm? Was ist mit deinen Gefühlen?«, stellte sie die Frage der Fragen. Kurz zögerte ich, aber dann platzte es nur so aus mir heraus.

»Ja«

THE MANCINI BACHELOR | PARTE TRE✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt