Dieci

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F A Y E

Meine Knie zitterten, mein Körper bebte vor der puren Angst, die meinen Körper durchflutete. Alles in mir schrie nach Hilfe, auch wenn ich es nicht laut aussprechen konnte. Wenn ich mich einen Zentimeter bewegen würde, wäre die Klinge in meiner Haut.

Rafael stand dort mit seiner Pistole, die er noch immer auf diesen Angelo gerichtet hielt, während seine Augen auf mir lagen und mir die nötige Kraft gaben, die ich brauchte. »Wovon redest du?«

»Das weißt du besser als ich, mein Freund«, der Mann hatte eine krächzende und eklige Stimme, die mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. »Du hast meine Liebe umgebracht, weil du dich rächen wolltest. Und jetzt tue ich es bei dir«

»Redest du von Ambra, dieser Psychopathin, die es allemal verdient hatte? Eigentlich du auch, wenn ich so darüber nachdachte«, Rafael hatte jemanden umgebracht?

»Sie war meine Liebe und du hast sie mir genommen. Sag letzte Worte an deine kleine Freundin, bevor ich ihr ihren hübschen Hals aufschlitze«, es war vorbei. Ich würde sterben, auch wenn ich dafür nicht einmal bereit war...Tränen nahmen mir die Sicht und dann geschah alles so schnell. Angelo wurde von mir weggerissen, ein Schuss löste sich, ich fiel und mein Körper wurde augenblicklich schwach, bevor auch meine Sicht verschwand...

»Wie konnte sie dir überhaupt folgen, Rafa?«, nahm ich eine tiefe männliche Stimme war, die etwas tiefer als die von Rafael war. Ich schätzte, es war sein Bruder. Als ich einige Male blinzelte und dann an die Decke sah, von der ein großer Kronleuchter hing, wurde mir bewusst, dass ich nicht zuhause war.

»Ich weiß es nicht, habe ich doch gesagt. Verdammt, Milano...diese Frau ist lebensmüde und will mein Leben zerstören und ist sogar soweit gegangen, dass sie fast ihres zerstören lassen hat«, Rafael klang aufgebracht und ich wusste, dass er mir nicht glaubte. Aber ich war ihm nicht wegen einer blöden Schlagzeile gefolgt, sondern weil ich wissen wollte, wer er war. Wer er wirklich war...

»Oh Rafa. Diese Frau war der Ärger von Anfang an und wie konnte Angelo wieder zurück sein? Müsste er nicht in Haft sitzen?«, es gab also eine Vorgeschichte mit diesem Angelo...Aber reichte jetzt mit den Abendteuern. Ich kletterte aus dem Bett und begab mich zu den Brüdern, die mich erschrocken musterten, als ich vor den auftauchte.

»Du bist wach«, stellte Rafael fest und sah mich an. In seinem Gesicht lag Erleichterung und Wut. Beides gleichzeitig. »Ich fahre dann mal nachhause. Klär das, Rafa«

»Bis dann«

Milano war weg und nun stand Rafael direkt vor mir. Seine Augen suchten meine, bis diese mich fixierten. Dieses warme Braun, das mir vorhin die Sicherheit gab. Die Sicherheit, dass alles gut gehen würde und das war es. Zumindest hoffte ich es...

»Wie fühlst du dich?«, seine Stimme war nun ganz anders. Einfühlsam und sanft. Langsam ging er einige Schritte auf mich zu, bis er kurz vor mir zum Stehen kam. »Besser, danke«

»Du hättest sterben können, Faye«, erinnerte er mich an meine eigene Dummheit, denn ich bereute es, dass ich ihm gefolgt war. Und die Erkenntnis, dass er ein Mafiosi war, ließ mich erschaudern.

»Ich weiß«

»Scheinbar war dir das nicht so klar, als du mir lebensmüde gefolgt bist«, jetzt wurde seine Miene ernster, seine Haltung versteifter, als er seinen Arm an dem Türrahmen hinter mir anlehnte und mir somit noch näher war. »Ich wusste doch nicht, dass du ein-«, sofort verstummte ich, weil ich es nicht laut aussprechen konnte.

»Dass ich ein was bin? Sprich es aus, Faye«, forderte er mich auf, doch ich schüttelte protestierend den Kopf. »Sag schon Faye. Wer bin ich wirklich?«, er setzte es wirklich darauf an. Seine Augen wurden noch dunkler, auch wenn diese es sowieso schon waren. Er war außer sich, trotz der gleichzeitigen Ruhe, die er ausstrahlte.

»Ich kann nicht«

»Wovor hast du Angst Faye? Du weißt doch schon, wer ich bin, also kannst du es genauso einfach laut sagen«, er beugte sich weiter zu mir vor, sodass ich meinen Blick heben musste, um weiter mit ihm den Blickkontakt halten zu können.

»Du bist ein Mafiosi«, hauchte ich so leise, dass ich mir unsicher war, ob er mich verstanden hatte, aber als sich ein freches Grinsen auf seine Lippen setzte, wusste ich, dass er mich gehört hatte. »Der bin ich. Hast du jetzt Angst vor mir, Faye?«

»Nein«

»Mutig. Sehr mutig, Kleine«, seine Näher löste ein unheimliches Ziehen in meinem Unterleib aus. Meine Beine presste ich ungewollt aneinander, damit das Pulsieren zwischen ihnen aufhörte. Aber es verstärkte sich, als nun seine Lippen mein Ohr streiften. »Denkst du nicht, dass ich dir auch etwas antun könnte?«

»Nein«

»Wieso nicht?«

»Weil du nicht so blutrünstig bist, wie dieser Angelo. Du bist so kinderfreundlich, ein guter Bruder und Freund. Du kannst nicht so kalt sein, wie du dich oft gibst. Es ist eine Fassade, die du versuchst zu bewahren, aber so bist du nicht. Da bin ich mir ganz sicher«, sofort verschwand sein Lächeln und ich merkte so etwas wie Trauer in seinem Blick. »Du bist ein guter Mensch und ich glaube, dass auch wenn du tötest, du es nicht ohne Grund tust«

»Das ist richtig, dass ich nicht ohne Grund töte. Aber du begibst dich in eine Gefahr, die nicht sein muss. Nicht für jemanden, wie dich. Das hätte anders enden können und ich hätte dich vielleicht nicht retten können, wenn mein Bruder nicht zur Hilfe gekommen wäre«, das er das sagte, ließ mich noch mehr darüber nachdenken. Es war falsch. Ich hätte lieber in mein Office fahren sollen und dort irgend ein Material finden müssen, womit ich einen guten Artikel präsentieren könnte. Aber stattdessen folgte ich unbedacht Rafael Mancini und wäre fast gestorben.

»Es tut mir leid«, brachte ich hervor und das meinte ich auch so. Von tiefsten inneren meines Herzens meinte ich diese Entschuldigung mehr als nur ernst.

»Tue so etwas nie wieder, verstanden?«, ich nickte und spürte die aufsteigende Hitze zwischen uns. Ich biss mir auf die Unterlippe und lockte seinen Blick darauf. Lustvoll sah er mich an. Mit so einer Leidenschaft und gleichzeitigen Wut, die mich feucht werden ließ. Dummer Zeitpunkt, Faye...

»Ach, scheiß drauf«, damit presste er seine Lippen auf meine und zog mich mitten in das Feuer, das uns beide augenblicklich verschlang.

THE MANCINI BACHELOR | PARTE TRE✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt