Als wir am Strand ankamen, war wie von mir geahnt Rico auch da. „Was brauchen Frauen eigentlich immer so lange um sich fertig zu machen?“, fragt er genervt. „Schönheit braucht halt seine Zeit,“ erwiderte Hailey lachend. Anschließend suchten wir uns einen Platz, der genügend Schatten bot, sodass Hailey sich mit ihrer Gabe nicht übernehmen musste. Gerade legte ich mein Handtuch auf den feinen Sand ab und wollte mich sonnen, da zerrte mich Rico einfach mit sich. „Man Rico, ich wollte mich erst ein wenig sonnen,“ gab ich beleidigt klingend von mir. „Du wirst doch eh nicht braun,“ kommentierte er meinen Einwand belustigt. „Es geht um das Prinzip: Einfach in der Sonne liegen und entspannen. Das Braun werden ist nur nebensächlich,“ erklärte ich empört. „Weißt du was auch ein Prinzip ist? Immer zuerst ins Wasser gehen,“ erwiederte er und ich verdrehte die Augen musste aber doch lächeln. Zwischen uns hat sich nichts geändert.
Dann spürte ich schon das kalte Wasser um meine Füße. Ich wollte schon wieder zurück zu meinem flauschigen Handtuch rennen allerdings zog mich Rico einfach eiskalt weiter mit ins Wasser. Also musste ich mich mit rumgehüpfe von einem Bein auf das andere und dem Gefluche wie kalt das Wasser ist begnügen. Dabei hatte ich die Hoffnung, dass es ihn nervte und er mich losließ, doch anscheinend schaltete er einfach auf Durchzug. „Du könntest wenigstens das Wasser um meine Füße erwärmen,“ zischte ich ihm leise zu. Ja, Rico's Element ist das Wasser. „Mach es doch selbst,“ meinte er schulterzuckend. „Witzig! Es wäre auch überhaupt nicht auffällig wenn aus meiner Hand plötzlich Feuer kommt,“ konterte ich ironisch. Seufzend kam er meiner Bitte nach und ich genoss das nun lauwarme Wasser. Nach einiger Zeit trauten sich auch die anderen ins Wasser und wir schwammen gemeinsam zur nächsten Sandbank.
Der Strandtag entwickelte sich zu einem sehr entspannten und lustigen mit der ein oder anderen Wasserschlacht. Dennoch blieb ich Athenodora und Sulpicia distanziert gegenüber, beteiligte mich aber an Gesprächen über belanglose Themen. Leider war der Nachmittag viel zu schnell wieder vorbei. „Versprich mir, dass du alles auf dich zukommen lässt und nicht das ganze Schloss abfackelst,“ sprach Rico eindringlich auf mich ein, als wir uns voneinander verabschiedeten. „Ja ok ich verspreche, dass ich nicht voreingenommen sein werde. Das andere kann ich dir aber nicht versprechen,“ erwiderte ich ihm ehrlich. Er seufzte, nahm es aber so hin und umarmte mich fest. „Mach's gut und ärgere die Wachen nicht all zu sehr,“ nuschelte er in meine Haare. Ich lachte. „Wenn ärgere ich sie für dich mit.“
Nun hatte auch er ein Grinsen auf den Lippen, als wir uns voneinander lösten. Nachdem auch Hailey sich kurz von Rico verabschiedet hatte, stapften wir zurück zu dem abgelegenen Waldteil, wo wir auch heute morgen gelandet sind. Athenodora und Sulpicia waren schon auf dem Weg zu ihrem Privat-Jet. Wahrscheinlich werden sie eh vor uns ankommen, da wir ja nicht die ganze Strecke auf Blaze flogen.Apropos Blaze: Als wir an einer geschützten Lichtung ankam, materialisierte er sich wieder. Wir kletterten auf seinen Rücken und schon ging es los. „Wieso magst du eigentlich keine Flugzeuge?“, fragte mich Hailey irgendwann. „Da drinnen fühle ich mich einfach eingeengt und generell nicht wohl.“ „Verstehe, so frei fliegen ist wirklich fantastisch,“ meinte sie und klang ein wenig verträumt. Ich lächelte und schaute in die Ferne. „Herrin, ihr und Hailey solltet ein wenig schlafen. Es wird trotz Vampirspeed ein weiter Laufweg sein,“ riet Blaze mir. Passend dazu musste ich einmal gähnen. Doofe Menschenseite, ich wollte den Nachtflug wieder genießen. Aber so gab ich den Drang zu schlafen doch nach und machte es mir so gut es halt auf dem Rücken eines Drachens ging gemütlich. Nur am Rande bekam ich mit wie Hailey ebenfalls eine geeignete Schlafposition suchte, denn nach wenigen Minuten war ich auch schon eingeschlafen.
Als ich aufwachte, begrüßte mich die ersten Sonnenstrahlen. Ich setze mich auf und bemerkte, dass Blaze zur Landung ansetzte. Sachte rüttelte ich Hailey. „Hailey, wach auf. Wir setzen zur Landung an.“ „Noch 5 Minuten,“ murmelte sie verschlafen. „Komm schon oder muss ich dir Feuer unterm Hintern machen,“ entgegnete ich und grinste spitzbübisch. Natürlich würde ich es nicht wortwörtlich machen, aber in dem müden Zustand denkt Hailey vermutlich genau das. Ich hatte recht, denn in nichtmal einer Minute saß sie wieder kerzengerade und wirkte hellwach. Ich lachte über ihr Verhalten. Selbst nach dem sie mir beleidigt auf den Arm schlug, konnte ich mich nicht einkriegen, obwohl es gar nicht so lustig war. Aber sinnlose Lachflashs gehören einfach zum Leben dazu. Jedenfalls beruhigte ich mich erst wieder als wir gelandet sind und Blaze sich in mir wieder verschloss. Nun heißt es laufen, laufen und nochmals laufen - natürlich im Vampirspeed!
So kamen wir am späten Vormittag am Schloss an. Mein erster Gedanke war: Meine Rache an Carlisle. „Wo ist Carlisle?“, verlangte ich daher von der Wache am Eingang zu wissen. „Im Thronsaal,“ antwortete sie und ließ uns rein. Also führte mich mein Weg direkt weiter zum Thronsaal, während Hailey in mein Zimmer ging, da sie nicht wusste wo ihres lag. Die Tür öffnete ich lautlos und sofort konnte ich Carlisle in der Nähe der Throne ausmachen. Die Meister waren gerade in einer angeregten Unterhaltung, sodass sie mich gar nicht wahrnahmen. „Oh Carlisle, ich habe gute Nachrichten für dich,“ sagte ich freundlich und erlangte so die Aufmerksamkeit. „Amelia wie schön, dass du wieder da bist,“ meinte Aro erfreut. Ich nickte nur und lief weiter auf Carlisle zu. „Was denn für Nachrichten?“, fragte er etwas ängstlich. „Ich töte dich nicht, obwohl du falsch lagst. Meine Patentante war keine Hexe und sie hat mich auch nicht verflucht,“ erklärte ich nüchtern. „Vielen Dank,“ bedankte er sich erleichtert. „Trotzdem lass ich dich nicht einfach davon kommen,“ führte ich ungerührt fort und packte blitzschnell seinen Arm. Ich ließ eine kleine grüne Flamme in meiner freien Hand entstehen und drückte sie auf seinen Arm. „Trwy dy gamgyhuddiad, mae nod y ddraig yn dy orfodi i ddod o hyd i'r wrach a'm melltithiodd,“ sprach ich dazu auf walisisch. Auf deutsch bedeutet das so viel wie: Durch deine falsche Anschuldigung verpflichtet das Zeichen des Drachens dich die Hexe zu finden, die mich verflucht hat. Ich ließ ihn los und beobachtete mit ein wenig Genugtuung, wie schockiert Carlisle und die Meister das eingebrannte Drachenzeichen auf seiner Haut ansahen.
„Falls du kein walisisch kannst, helfe ich dir mal auf die Sprünge. Dieses Mal verpflichtet dich jetzt dazu die Hexe zu finden, die mich verflucht hat. Dein Clan darf dir auch gerne dabei helfen. Eigentlich ist es nur wichtig, dass du diesem Ruf folge leistest. Tust du es nicht, wird es sich anfühlen als würde das Zeichen brennen und Kopfschmerzen würden dich plagen. Sobald du die Hexe gefunden und du sie zu mir gebracht hast, verschwindet das Zeichen wieder,“ erklärte ich es ihm ausführlich. „In Ordnung, ich akzeptiere die Strafe,“ entgegnete er ergeben. Ich behielt meinen Kommentar, dass er eigentlich keine andere Wahl hat für mich und nickte nur. „Eins noch: Reibst du dreimal an dem Mal kannst du mit mir mental Kontakt aufnehmen. Mach das aber nur in Notfällen, bei Fragen oder wenn du sie gefunden hast,“ fügte ich noch hinzu. „Danke für die Güte,“ bedankte er sich abermals, redete noch kurz mit den Meistern und verließ dann das Schloss. Hoffentlich beeilt er sich. Ich möchte endlich richtig sehen können!
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Lost Family || Volturi FF
VampireZum unsterblichen Leben verdammt zu sein ist hart! Doch für mich ist gleich noch härter. In einem Detail hebe ich mich nämlich von den anderen Vampiren ab und bin deshalb auch auf der Flucht. Vor wem? Vor den Gesetzehütern unserer Welt, den Volturis...