Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte oder generell reagieren sollte, weswegen ich ihn einfach stumm anschaute. „Heil dich jetzt erstmal. Wir können wie gesagt morgen in Ruhe reden. Ich sehe schon, dass sich in dir eine ganze Menge Wut, Frust und Trauer angestaut hat,“ klärte er die komische entstandene Atmosphäre auf und trat wie vorhin geraten zurück. Ich nickte und atmete erstmal tief durch, um meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Zur zusätzlichen Konzentration schloss ich die Augen und rief die heilende Flamme hervor. Ich ließ diese Energie durch meine Adern gleiten und fokussierte mich darauf die Kraft zu meinen Rücken umzuleiten. Doch ich schaffte es nicht und verlor die Flamme. Frustriert knurrte ich. Gut, dann halt anders. Ich formte dieses spezielle Feuer in meiner Hand und hielt die lilafarbene Flamme auf meinen rechten Fuß. Tatsächlich brannte es ein wenig, so als würde man Desinfektionsmittel auf eine Wunde sprühen, aber es war auszuhalten. So heilte ich auch noch meine Rippen. Auch wenn ich mich halb verrenken musste, um da dran zu kommen.
Nur die kleine Nebenwirkung habe ich nicht bedacht und lehnte mich erschöpft an die Säule hinter mir. „Amelia geht es dir gut?“, fragte Aro. „Ja, alles ist geheilt. Spezielle Flammen ziehen nur sehr an der Gabe,“ erklärte ich müde. „Dann ruh dich bis zum Essen noch aus. Jane bringt dich auf dein Zimmer,“ schlug er vor. „Den Weg finde ich schon alleine. Diesmal benutz ich auch meine dritte Gabe,“ rutschte es mir heraus. Upsi. Vorsorglich schlich ich langsam in Richtung Tür. „Willst du mir damit etwa sagen, dass du nur die Treppe runter gefallen bist, weil du diese Wärmebild-Gabe nicht benutzt hast?“, fragte er im ruhigen Ton nach, doch der scharfe Unterton war nicht zu überhören. „Natürlich nicht, als ob ich so dumm wäre,“ erwiederte ich nervös lächelnd. „Ich geh mich dann mal hinlegen. Schließlich gibt es gleich doch auch Essen. Also bis dann,“ brachte ich noch heraus und verzog mich blitzschnell aus dem Saal. „Amelia!“, rief Aro mir verärgert nach. „Fräulein, darüber reden wir noch!“ Oh man soviel zum Thema Schadensbegrenzung betreiben, da habe ich mir gerade selbst ins Fleisch geschnitten. Nur weil ich meine Klappe nicht halten konnte!
Jedenfalls kam ich ohne weitere Unfälle oder mich verlaufen zu haben in meinem Zimmer an. Rein theoretisch könnte ich mich jetzt mal genauer umsehen, aber nein. Mein Weg führte direkte in das große gemütliche Bett, wo ich auch gleich einschlief. Geklopfe an meiner Tür weckte mich erst wieder auf und ohne mein Vampir Gehör hätte ich es nicht mitbekommen. Gähnend bat ich die Person herein. Ich erkannte sofort, dass es Hailey war. „Wieso klopfst du? Du hättest auch einfach reinkommen können,“ murrte ich. „Ja, aber so bist du wenigstens schon wach,“ zwinkerte sie mir zu. „Ich soll dich übrigens zum Essen holen und vielleicht solltest du dich vorher nochmal umziehen.“ Verwirrt sah ich sie an und bemerkte, dass sie selbst ein dunkelrotes Kleid trug. „Kein Interesse,“ sagte ich. Ich meine, wieso sollte ich mich für das Blutbad extra umziehen? „Sagen wir es in den Worten deines Vaters: Solltest du nicht angemessen erscheinen wirst du für geraume Zeit kein Fuß ohne eine Wache vor die Tür setzen.“ Entsetzt sah ich sie an. Abwährend hob sie die Hände. „Ich weiß nicht was da zwischen euch war oder ist. Er meinte, du wüsstest schon warum.“ Noch entsetzter sah ich sie an. Das kann doch nicht sein Ernst sein? Wegen dieser kleinen Lappalie?!
Um das zu verhindern zog ich mich dann doch um. Nun trug ich ein knöchellanges rotes Kleid mit schwarzen Spitzenverzierungen und dazu schwarze High Heels. Wohlgemerkt hat mich Hailey zu diesen Schuhen gezwungen und sie hat auch das Kleid ausgesucht. Ihre Worte:„ Du willst doch nicht aussehen wie ein bunter Papagei.“ Tzz, dabei ist Color-Blocking wieder total angesagt. Meine Haare kämmte ich dann auch nochmal durch und so sollte ich als angemessen gekleidet durchgehen. Mit Hailey ging ich zum Thronsaal und wollte mich eigentlich an dieselbe Säule stellen wie bei meinem letzten Besuch hier, doch Hailey zog mich bis zu den Thronen und stellte mich zwischen Aro und Caius. Verblüfft staarte ich ihr hinterher als sie sich zu einer der Säulen stellte. „Du siehst fabelhaft aus, Liebes. Hat dich meine kleine Nachricht also erreicht,“ sprach Aro mich an als er mich am Handgelenk wieder neben sich zog, da ich mich wieder zu den Säulen stellen wollte. Ich schnaubte nur und entriss ihm meinen Arm. „Gewöhne dich lieber an deinen Platz hier oben. Bald wird an dieser Stelle auch ein Thron für dich stehen. Leider ist der nur noch nicht fertig,“ raunte er mir ins Ohr und vereitelte einen weiteren Versuch von diesem Podest zu flüchten.
„Du hast mich noch nichtmal gefragt ob ich das will,“ zischte ich ihm leise zu. „Du bist meine Tochter,“ tat er es ab. „Der Meisterin-Titel liegt dir im Blut.“ Ich seufzte. In diesem Punkt konnte ich wohl nicht mehr mit ihm diskutieren. Vor allem, da mich die Wachen hier eh schon Meisterin nennen. Jedenfalls weiß ich jetzt auch warum mich Alec ganz am Anfang Meisterin genannt hat. „Warum dann zwischen dir und Caius?“, fragte ich genervt. Er soll trotzdem wissen, dass es mir nicht passt. „Hast du etwa Angst vor mir, Kleine?“, fragte Caius amüsiert. Ich hob lediglich eine Augenbraue. „Als ob, immerhin habe ich die bessere Verteidigung,“ konterte ich. „Dann hast du auch deine Antwort. Du wirst zwischen mir und deinem Vater sitzen, damit ich dich im Zaum halten kann,“ entgegnete er und kurz sah ich ihn an ehe ich auflachte. „Du willst mich im Zaum halten. Das ich nicht lache, du bist noch schneller wütend zu kriegen als ich.“ „Deswegen werdet ihr auch perfekt harmonieren,“ wandte Aro ein, weswegen ich nun gestört zu ihm sah. Bei ihm sind wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber nun gut, sie werden schon sehen, dass ich recht hatte. Das klappt keine fünf Tage!
Dann kehrte auch schon Stille im Saal ein und ich hörte viele Schritte den Gang entlang kommen. Kurz darauf gingen die massiven Türen auf und durch meine Gabe sah ich einen kälteren Körper, das musste diese Heidi sein und ihr folgten ein Haufen Menschen. Während Aro irgendeine Rede schwing, huschten mein Blick über die Menge. Ein Mädchen erlangte meine Aufmerksamkeit und meine Wahl war somit getroffen. Nachdem das Mahl nun für eröffnet erklärt war, stürzte ich mich sofort auf das Mädchen. Von hinten senkten sich meine spitzen Zähne in ihr Fleisch. Sie schrie auf, doch ihr Blut floss schon meine Kehle runter. Allerdings habe ich mal wieder meine zweite Gabe vergessen und so sah ich das bisherige Leben des jungen Mädchens. Man könnte beinahe sagen sie führte ein Aschenputtel Leben. Sofort bekam ich Miteid mit ihr und beschloss ihr zu helfen. Ihr zu zeigen, dass es schöneres im Leben gibt. So ließ ich von ihr ab und heilte sie. Trotzdem lag sie bewusstlos in meinen Arm und so brachte ich sie so schnell wie möglich unauffällig in mein Zimmer. Dort legte ich sie auf mein Bett ab und überlegte wie ich es nun am besten anging. Zumal ich auch noch eine Erklärung für Aro und die anderen brauchte. Ich bezweifle sehr, dass sie die Aussage „Ich hatte Mitleid mit ihr,“ durchgehen ließen.

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Lost Family || Volturi FF
VampireZum unsterblichen Leben verdammt zu sein ist hart! Doch für mich ist gleich noch härter. In einem Detail hebe ich mich nämlich von den anderen Vampiren ab und bin deshalb auch auf der Flucht. Vor wem? Vor den Gesetzehütern unserer Welt, den Volturis...