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Entgeistert sprang ich auf. „Meine Tante?! Meine eigene Tante soll mich verflucht, haben? Wie kann sie überhaupt eine Hexe sein?“, fragte ich ungläubig drauf los. „Setz dich wieder! Wir erklären es dir,“ meinte Aro streng. Widerwillig ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen. „Vor langer langer Zeit, als ich noch kein Vampir war, hatten mein Vater und Sulpicia Vater wie es zur der Zeit üblich war einen Ehebund arrangiert. Nach meinem 18. Geburtstag sollte ich mit Sulpicia's Schwester Serena verheiratet werden. Wir gingen den Bund der Ehe auch ein, aber abgesehen von unseren ehelichen Pflichten lebten wir wie man es heute sagen würde eher nebeneinander her. Von Liebe war nie die Rede. Nach ein paar Jahren verliebte ich mich in Sulpicia,“ erzählte er. „Ich war schon längere Zeit unsterblich in Aro verliebt gewesen, aber zur damaligen Zeit war es ein großer Skandal, wenn eine arrangierte Ehe beendet wird. Zumal hätte man unsere Liebe nie akzeptiert, da ich zur Familie gehörte. Also führten wir eine heimliche Beziehung. Jedoch flogen wir auf und das ausgerechnet durch Serena, da sie uns in flagranti erwischte,“ fuhr Sulpicia die Geschichte fort.

„Wir versuchten mit ihr zureden. Sie zu überzeugen, dass auch sie jemanden finden wird, der sie anders als ich aufrichtig lieben wird. Aber im Gegensatz zu mir liebte sie mich tatsächlich. So berichtete sie alles ihrem Vater und auch meiner wurde in Kenntnis gesetzt. Unsere Eltern waren sehr erbost. Uns wurde unsere Liebe selbstverständlich verboten. Ich sollte weiter meine Ehe mit Serena führen und Sulpicia wurde von ihren Eltern erst für einige Zeit in ein strenges Kloster gesteckt und danach wohnte sie mit bei der Familie von Athenodora. Du musst wissen die beiden sind Cousinen. Jedenfalls zogen weitere Jahre ins Land. Wir beide waren todunglücklich. Serena forderte immer mehr meine ehelichen Pflicht und zwang mir schon förmlich auf sie zu lieben, doch war mein Herz schon lange an Sulpicia vergeben. Als ich es nicht mehr aushielt, lief ich davon. Ich wollte mich direkt auf dem Weg zu Sulpicia machen und mit ihr zusammen sein, doch auf dem Weg bin ich dann einem Vampir zu Opfer gefallen. Ich kenne meinen Erschaffer nicht und bin auch nur zum Vampir geworden, weil er bei seiner Mahlzeit gestört wurde,“ erklärte Aro wieder und sah mich fragend an, ob ich dem Gesagten bisher folgen konnte.

Ich brauchte einen Moment um das alles zu sortieren, ehe ich nickte als Zeichen, dass er fortfahren konnte. „Amelia, du hast mir vorgeworfen, dass du Allein mit deinem Vampir-Sein warst und auch ich war alleine. Ich musste auch erstmal verstehen, was mit mir passiert war und meinen Blutdurst kontrollieren lernen. Dies gelang mir erst nach etwas mehr als zwei Jahren. Danach suchte ich sofort Sulpicia auf.“ Ein schlechtes Gewissen keimte in mir auf. Ich habe ihm so viel vorgeworfen und früher ging es ihm in manchen Dingen genauso. „Nach Aro's Verschwinden holte mein Vater mich wieder zu sich. Er dachte, ich wüsste wo Aro sei und als Strafe misshandelte er mich dann, nachdem ich ihm immer und immer dieselbe Antwort geliefert habe. 2 Jahre hat mein Vater mich in mein Zimmer eingesperrt, doch eines Abends vergaß er abzuschließen und diese Chance zum Flüchten ergrifff ich. Nach kurzer Zeit traf ich dann auf Aro. Darüber war ich heilfroh. Viele Jahre lebten wir versteckt vor meiner Familie in einem kleinen Dorf und genossen unser Leben. Athenodora zog fast neben uns ein, da sie es auch nicht mehr zuhause aushielt. Aro verwandelte uns ebenso in Vampire, aber noch als Mensch wurde ich schwanger.“

Als Sulpicia die Misshandlungen durch ihren eigenen Vater ansprach, zuckte ich unwillkürlich zusammen und die Bilder tauchten vor meinem geistigen Auge auf. Ich schüttelte den Kopf, um diese zu vertreiben und schaute beide neugierig an. „Was passierte dann? Warum ist Serena eine Hexe?“, fragte ich interessiert. „In ihrem Liebeswahn hat sie eine Hexe aufgesucht. Sie wollte mich so an sich binden. So ging sie ein Deal mit der Hexe ein. Genaueres wissen wir nicht. Nur, dass sie durch diesen Deal zur Hexe wurde,“ beantwortete Aro meine zweite Frage. Dazu nickte ich lediglich. „Gut, wo war ich? Ach ja ich wurde noch als Mensch schwanger. An dem Tag, wo Aro mich biss, wusste ich allerdings nichts von meiner Schwangerschaft. Durch die Verwandlung verzögerte sich die Schwangerschaft irgendwie. Wir wissen nicht wieso, aber erst ein Jahr später nach meiner Verwandlung kamst du auf die Welt. Wir liebten dich von der ersten Sekunde an, doch wir waren uns einig, dass du nicht bei uns bleiben konntest. Wir wollten dich vor meiner Familie schützen und vor lauter Fragen, die aufgekommen werden, dadurch das wir ja nicht alterten. So beschlossen wir, dass es das Beste wäre, wenn du bei Zoey aufwächst,“ erklärte Sulpicia weiter.

Langsam konnte ich verstehen, warum sie so gehandelt haben. Zudem wuchs das schlechte Gewissen, wenn ich an all die Vorwürfe zurück denke, die ich Aro alle an den Kopf geworfen habe. „Es tut mit Leid,“ brachte ich mit viel Überwindung über meine Lippen. Denn an sich tut mir mein Verhalten nicht leid, es war nur hier und da über die Strenge geschlagen. „Schon gut, du kanntest die Hintergründe nicht, aber vielleicht können wir jetzt eine Familie werden?“, fragte mich Sulpicia sanft. „Ich würde dem gerne eine Chance geben, aber ich muss all das jetzt auch erstmal verarbeiten,“ gab ich ehrlich zu. Von jetzt auf gleich ging das nicht und es wird sicher auch noch eine Weile dauern bis ich sie 'Mum' und 'Dad' nenne, wenn es überhaupt jemals der Fall sein wird. Das ist noch sehr ungewohnt für mich. Nie hatte ich Eltern und jetzt habe ich sie gefunden und kann hier mein Leben aufbauen auch wenn ich nie bei den Volturis landen wollte. So werden sie jetzt meine große, neue Vampirfamilie.

„Das verstehen wir natürlich. Ruh dich erstmal noch in deinem Zimmer aus und lass unser Erzähltes auf dich wirken, bevor du dann unsere Wachen auf die Probe stellst,“ schlug Aro vor und schmunzelte zum Ende hin. Auch ich lächelte und stimmte seinem Vorschlag zu. Auf dem Weg zu meinem Gemach kam mir Jane entgegen. Perfekt. „Jane, ich hätte eine Bitte an dich,“ sprach ich sie an. „Meisterin,“ verbeugte sie sich „Wie kann ich euch behilflich sein?“ „Könntest du, während ich die Wachen überprüfe, mit Catlyn in die Stadt shoppen gehen?“, bat ich sie. „Natürlich,“ willigte sie ein „Hervorragend ich würde sie dann eben von meinem Freund holen. Komm in einer halben Stunde dann zu meinen Zimmer,“ instruierte ich sie. Nach einer Bestätigung ihrerseits, setzte ich meinen Weg zu meinem Zimmer lächelnd fort. Gleich habe ich Catlyn wieder hier bei mir.

Lost Family || Volturi FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt