VI | Gespräche im Drei Besen

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Anders als zunächst erwartet, verbrachten sie doch eine lange Zeit im Honigtopf. Drinnen war es warm und ihnen stieg ständig der süße Duft der verschiedenen Süßigkeiten in die Nasen. Dort trafen sie auch Jason von den Ravenclaws, dessen Besen beim Quidditch-Spiel vom Klatscher getroffen worden war. Nach seinem Sturz, der glücklicherweise nicht allzu schlimm gewesen war, hatte er knapp zwei Tage im Krankenflügel verbracht, doch mittlerweile ging es ihm wieder ganz gut.

Sie unterhielten sich ein wenig mit ihm und da fiel Seamus auch wieder ein, dass er noch mit Harry reden müsste. Er wollte ihn fragen, ob er nochmal der Quidditch-Kommentator werden durfte, obwohl die Stelle schon besetzt war. Doch nun, da Dean auch wieder in der Mannschaft war, wollte er auch etwas dazu beitragen können. 

Nachdem sie den Honigtopf wieder verlassen hatten, machten sie sich zu Zweit auf den Weg zum Drei Besen - nun aber wirklich. Seamus hatte sich im Honigtopf noch eine Packung Bertie Botts Bohnen und Schokoladenbonbons für schlechte Zeiten gekauft. 

"Ich hab die Anderen nicht mehr gesehen, seit wir hier sind", bemerkte Dean auf dem Weg. Inzwischen schneite es wieder leicht. "Denkst du, dass sie auch im Drei Besen sitzen werden?"

Seamus zuckte mit den Schultern, auch wenn Dean es gerade nicht sehen konnte, da er neben ihm ging. "Kann schon sein", antwortete er. 'Ich hoffe allerdings nicht. Zumindest nicht jetzt...', dachte er sich.

Kurz darauf erreichten sie das Gasthaus, einen der beliebtesten Plätze in Hogsmeade. Sie suchten sich einen Tisch im Eck und zogen sich dort gleich ihre Jacken aus. Die Schals legten sie einfach daneben und während sie noch warten mussten, schauten sie sich erst mal schweigend um. 

Dean musterte seinen besten Freund von der Seite. Schon den ganzen Tag über war Seamus eher still gewesen und hatte ihm oftmals nur knappe Antworten gegeben. Nun waren sie hier. Seamus hatte ihn eingeladen, mit ihm ein Butterbier zu trinken, allerdings wirkte dieser noch verschlossen. 

"Beschäftigt dich etwas?", fragte er nach, um ein Gespräch zu beginnen, solange sie noch warten mussten. 

Seamus drehte sich leicht auf die Seite, um Dean besser ansehen zu können. "Es ist nichts weiter", antwortete er. "Jetzt ist es schon so lange her, seit wir das letzte Mal hier waren." Ja, dass sie das letzte Mal unbeschwert hier gewesen waren, lag schon mehr als zwei Jahre zurück...

"Ich weiß", murmelte Dean leise. Daraufhin mussten sie ihr Gespräch kurz unterbrechen, als sie gefragt wurden, was sie bestellen wollten. "Zwei Krüge Butterbier bitte", erwiderte er darauf und die Bedienung entfernte sich nickend und mit einem freundlichen Lächeln von ihrem Tisch.

"Also... wo waren wir?", fragte Dean an Seamus gewandt. 

"Wir waren schon lange nicht mehr hier", murmelte dieser, woraufhin er leicht schmunzelte. "Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig." Der rotblonde Junge hielt einen Moment lang inne und schließlich seufzte er. "Ich bin froh, dass du vor der Schlacht zurückgekommen bist, obwohl du dabei ebenfalls in Gefahr warst."

Diese Worte überraschten Dean und erst reagierte er nur mit einem Nicken. Er schaute noch kurz nach vorne zum Tresen, wo gerade mehrere Krüge mit Butterbier gefüllt wurden. "Ja... mit euch allen zusammen zu kämpfen war auf jeden Fall besser als auf der Flucht oder eingesperrt zu sein."

Seamus spürte einen Kloß in seinem Hals. "Das muss echt schlimm gewesen sein." 

Wenig später wurden die beiden ein weiteres Mal unterbrochen, als die Bedienung erneut zu ihnen kam und die zwei Krüge Butterbier auf den Tisch stellte. Die beiden bedankten sich, doch mit dem Trinken warteten sie noch. 

"Ja, es war schlimm", fuhr Dean fort, wollte aber nicht zu sehr darauf eingehen. "Während des letzten Jahres habe ich mir die ganze Zeit gewünscht, gleich zurückkehren zu dürfen. Ich hatte mir vorgestellt, wie es sein wäre, ein normales letztes Jahr zu erleben." So viel dazu...

Seamus betrachtete seinen besten Freund mitfühlend. Er hatte sich doch die ganze Zeit über dasselbe gewünscht... "Aber das ist jetzt vorbei. Wir haben gewonnen und wir müssen keine Angst mehr haben. Jetzt können wir endlich dieses normale Jahr an der Schule verbringen - zusammen." 

Das brachte Dean zum Schmunzeln. Solche Worte hatte er schon lange hören wollen. Schließlich griff er nach seinem Krug. "Dann sollten wir auf dieses Jahr anstoßen, oder nicht?" 

Mit einem zufriedenen Lächeln tat Seamus es ihm gleich und hob den Krug hoch, damit sie anstoßen konnten. Beide nahmen einen Schluck und stellten die Krüge anschließend wieder ab. 

"Man, ich hatte mir so große Sorgen um dich gemacht", sagte Seamus und er bereute es augenblicklich, das nun laut angesprochen zu haben. "Sie- hätten dich sonst wohin schleppen oder dich töten können." Seine Gesichtszüge verzogen sich schmerzhaft. 

Nun machte sich Dean richtige Sorgen. Natürlich hatte er sich denken können, dass seine Freunde Angst um ihn gehabt hatten, aber dass Seamus derartig reagieren würde, überraschte ihn. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Zum Glück wurde noch niemand auf ihr Gespräch aufmerksam. "Hey, beruhige dich", begann er. "Es ist alles in Ordnung." 

Seamus hatte seine Ängste die ganze Zeit unterdrücken müssen und er hatte keinesfalls gewollt, dass gerade jetzt plötzlich alles aus ihm heraus kam. Das hatte er nun davon, weil er mit Dean allein sein wollte. So viel dazu, dass er mit ihm eigentlich ein Butterbier trinken wollte, um nochmal den Sieg der Gryffindors beim Quidditch zu feiern.

"Wie du gesagt hast; wir haben gewonnen und müssen keine Angst mehr haben. Es geht uns gut und unseren Freunden auch", sprach Dean nun ganz sanft.

"Ja." Seamus versuchte sich zu beruhigen und atmete ein paar Mal tief durch. Na toll, jetzt hielt sein bester Freund ihn bestimmt für ein Wrack und er hatte ihren gemeinsamen Tag verdorben und das alles innerhalb von wenigen Sekunden. 

Dean gab seinem Mitschüler noch Zeit und dabei beließ er seine Hand noch auf dessen Schulter. "Lass uns das vergessen, okay? Wir wollten uns doch amüsieren."

Seamus stimmte mit einem Nicken zu. Das hatte er am Tag zuvor noch gesagt. "Okay. Entschuldige, dass ich mich so hab gehen lassen. Ich wollte das eigentlich gar nicht", meinte er. "Vielleicht- hat mir ja jemand etwas ins Butterbier gemischt..." Er rang sich zu einem Schmunzeln. 

Langsam zog Dean seine Hand zurück. Er lächelte Seamus ebenfalls zu, wollte ihm weiterhin Zuversicht vermitteln können. Es machte ihm nichts aus, dass das nun passiert war. Womöglich war es nach all den Monaten auch einfach nötig gewesen, dass Seamus diese ganzen angestauten Emotionen los wurde und er war gerne da, um ihm so gut es ging zu helfen.

Repeat [Deamus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt