XII | Patrouille

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Am Tisch der Gryffindors hatten sich ihre Freunde schon gefragt, wo sie so lange geblieben waren. Dean und Seamus nahmen zwischen Harry und Neville Platz und betrachteten zuerst alle um sie herum und auch den gedeckten Tisch, bevor sie sich an dem Abendessen bedienten. 

Seamus erklärte, was eben vorgefallen war und was die Lehrer ihnen beiden erzählt hatten. Danach verkündete er noch (wenn auch nicht zu auffällig), dass Dean und er am nächsten Tag mit ihnen in den Verbotenen Wald gehen würden. 

"Wie kommt ihr darauf?", wollte Hermine wissen, die unsicher die Augenbrauen zusammen gezogen hatte. 

Als Dean daraufhin nichts antwortete, meldete sich Seamus zu Wort. "Ich will, dass alles wieder normal wird", meinte er. "Das heißt, keine Bedrohung durch Werwölfe und keine Verbote, die Schule verlassen zu dürfen. Das hatten wir lange genug... zumindest, wenn man das letzte Schuljahr bedenkt."

Hermine schaute immer noch verunsichert drein und Harry wirkte ziemlich nachdenklich. Normalerweise waren es seine besten Freunde und er gewesen, die sich solchen Gefahren Jahr für Jahr gestellt hatten. Er konnte die beiden aber verstehen und beinahe hätte er schon vorgeschlagen, sie ebenfalls zu begleiten, doch mit den Lehrern wäre die Gruppe wohl groß genug. Er wusste, dass er nun endlich die Chance hatte, ein normaler Schüler zu sein, doch aus Gewohnheit würde er auch weiterhin auf alles Mögliche gefasst sein und er würde auch weiterhin dafür sorgen wollen, dass seinen Freunden und auch den Anderen keine Gefahr drohte.

Dean sagte immer noch nichts dazu, sondern saß ganz ruhig dort und war scheinbar so wie Harry in Gedanken versunken. Er dachte darüber nach, wie es am nächsten Tag wohl sein würde. Er würde mit seinem besten Freund und den Lehrern in den Verbotenen Wald gehen und es mit dem dort gesichteten Werwolf aufnehmen, falls sie ihn finden würden. Dean musste dabei aber vor allem an Seamus denken. Dieser wirkte sehr entschlossen und er wusste auch, dass der Junge mit den rotblonden Haaren stark war und dass er helfen wollte, dennoch machte er sich auch Sorgen um ihn und er hatte sich selber schon geschworen, die ganze Zeit nicht von seiner Seite zu weichen; nicht, weil die Lehrer es sagten, sondern weil er auf seinen besten Freund aufpassen wollte, auch deswegen hatte er so schnell noch sein Unterstützung angeboten. 

Seamus begann zu grinsen, als er Dean einen Blick zuwarf. Er stieß ihm sanft gegen die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Wenn wir beide das schaffen und die- du weißt schon was ich meine vertreiben, werden uns die anderen Schüler bestimmt sehr dankbar sein. Immerhin wollen wir es ihnen auch ermöglichen, wieder nach Hogsmeade gehen zu dürfen."

Dean erwiderte das Grinsen leicht. "Ja, das stimmt", bestätigte er, obwohl er noch ein wenig abgelenkt war. Jedoch glaubte er daran, dass sie das schaffen würden. Die Lehrer wären im Notfall auch noch dort, um einzugreifen.

Die beiden Freunde machten sich nach dem Abendessen auf den Weg zum Gryffindor-Turm, allerdings blieb Seamus auf halbem Wege im Flur stehen und schaute aus einem der großen Fenster. Dean runzelte leicht die Stirn und gesellte sich zu ihm. Auf den ersten Blick wirkte Seamus aber nicht traurig oder verunsichert. 

"Bist du böse auf mich, weil ich mich freiwillig gemeldet habe?", wollte Seamus plötzlich wissen, dessen Blick weiterhin nach draußen gerichtet war. 

Kurz schüttelte Dean den Kopf. "Nein, böse bin ich deswegen nicht", antwortete er. "Ich war nur überrascht und dann- ich will dich nicht alleine da raus gehen lassen."

Nun wandte sich Seamus von dem Fenster ab und schaute stattdessen zu Dean. "Ich bin froh, dass du auch mitkommen willst", meinte er. "Aber du musst dir keine Sorgen machen, oder so etwas. Ich- wir beide werden gut aufpassen."

Dean nickte. Er vertraute Seamus. Sie würden das schaffen. "Es ist nur so... wir beide haben früher eigentlich nie wirklich kämpfen müssen - bis zur Schlacht, und ich schon vorher während der Flucht, aber seitdem fühlt es sich so an, als würde uns so etwas von nun an öfter bevorstehen. Dabei wollten wir doch ein ganz ruhiges und normales Jahr verbringen." 

"Das stimmt auch, aber sei ehrlich; denkst du wirklich, dass das Jahr nach allem wirklich normal verlaufen kann? Ich bin mir da nicht so sicher." Seamus sagte das in ziemlich ernstem Ton, doch er meinte es nicht böse.

Daraufhin zuckte Dean mit den Schultern. "Ich wollte es zumindest versuchen", murmelte er. "Nicht mehr an das vergangene Jahr denken. Damit verdränge ich es nur, das weiß ich, aber es ist besser, als ständig mit diesen Erinnerungen herumzulaufen. Jetzt ist doch alles wieder gut."

"Alles ist gut", bestätigte Seamus leise. Er atmete tief aus und trat noch einen kleinen Schritt zur Seite, sodass er Dean näher war. Dieser schien nichts dagegen zu haben und Seamus konnte ein leichtes Kribbeln in sich spüren. "Ich bin froh, dass wir das zusammen machen. Wir können es mit den Werwölfen aufnehmen." Nach diesen Worten bewegte er leicht seine Hand und streifte damit die seines besten Freundes. Dean sträubte sich nicht dagegen, das war gut.

Zu Seamus' Überraschung bewegte auch Dean seine Hand, bis sie von der seines Nebenmannes umfasst war. Dessen Hand war angenehm warm.

Einen Moment lang blieben sie noch so stehen und schenkten sich ein Lächeln, woraufhin sich Dean räusperte und umschaute. Sie waren allein. "Gehen wir weiter?", fragte er sanft. 

"Ja." Seamus machte nicht die Anstalten, die Hand seines besten Freundes gleich wieder loszulassen, zumindest nicht, bis das Portrait erreicht hätten, das zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum führte. 

Hand in Hand gingen sie weiter und obwohl es ganz ungewohnt war, fühlten sie sich wohl, jedenfalls waren sie nicht angespannt oder allzu nervös. Immer wieder schaute Seamus nach oben in Deans Gesicht. Wie es jetzt genau dazu gekommen war, wusste er selber nicht, doch in diesem Moment fühlte es sich richtig an und es half ihm dabei, bei dem Gedanken an den nächsten Tag ruhig zu bleiben. 

Kurz bevor sie das Portrait erreicht hatten, ließen sie die Hände los. Seamus hatte aber weiterhin ein seichtes Gefühl, als würde er Deans Hand immer noch halten. Er schmunzelte in sich hinein. Er hatte sich getraut, diese Geste zu wagen, und Dean hatte sich nicht dagegen gewehrt. Das gab dem rotblonden Jungen mehr Hoffnung. 

Repeat [Deamus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt