Repeat [Deamus]

XXI | Eine kurze Pause

Das Feuer brannte bereits einige Minuten. Davon war aber noch nicht so viel zu spüren und die beiden Gryffindors saßen immer noch ziemlich zusammengekauert auf den Sesseln. Zwar hatten sie ihre Blicke in die Bücher gesenkt, doch noch konnten sie sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Seamus versuchte bereits, sich ein paar kleine Notizen zu machen, das war zumindest ein Anfang, auch wenn er sich noch nichts davon merken konnte.

"Das nervt", murmelte er. "Wenn ich schon etwas für den Unterricht nachholen muss, sollte wenigstens alles andere passen."

"Aber vielleicht ist die Kälte gar nicht der Hauptgrund", überlegte Dean schmunzelnd. "Es wäre ja möglich, dass du einfach keine Lust hast, zu lernen, besonders jetzt... so kurz vor den Ferien."

Beide merkten gleich, dass sie schon wieder vom Lernen ablenkten, weshalb sie verstummten und versuchten, sich erneut auf die Bücher zu konzentrieren.

Seamus hatte es sich leichter vorgestellt, doch nun, da er alleine mit Dean in der riesigen Bibliothek saß und sie beide froren, galt seine Aufmerksamkeit weniger den Schulsachen. In den vergangenen Tagen waren sie die meiste Zeit zusammen gewesen und das war nicht einfach spurlos an ihm vorbeigegangen. Zum Teil war es sogar sehr beruhigend. Er konnte die Zeit mit seinem besten Freund nachholen, die sie im letzten Jahr nicht gehabt hatten. Seamus dachte nicht gerne daran; all die Monate war er ziemlich verunsichert gewesen. Die Schule hatte sich verändert und er hatte nicht gewusst, wo sein bester Freund war und wie es ihm ging. Harry und Ron waren auch nicht hier gewesen und so hatte er sich den Schlafsaal all die Monate nur mit Neville geteilt.

Er rieb sich angestrengt über die Schläfe und wollte seine Gedanken beenden - dieses Mal endgültig.

Wieder vergingen ein paar Minuten und nun wirkte es auch so, als kämen die beiden mit dem Lernen tatsächlich voran. Bislang hatten sie noch nicht mitbekommen, dass ein anderer Schüler die Bibliothek betreten hätte. Der Unterricht war auch noch nicht vorbei, aber das war auch nicht wichtig.

Seamus hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ihm wärmer wurde, was seine Laune bereits ein wenig besserte, selbst wenn er es äußerlich nicht zeigte.

"Hoffentlich verpassen wir es nicht, wenn die anderen in die Große Halle gehen", kam es plötzlich von Dean.

Nicht ganz sicher, ob er sich über die erneute Unterbrechung beschweren sollte, hob Seamus den Blick. "Hast du etwa vor, bis zum Abendessen zu lernen?", fragte er dennoch nach.

Dean zuckte mit den Schultern. "Kommt darauf an", meinte er. "Immerhin müssen wir nicht nur für ein Fach lernen."

Die nächsten Minuten war es abgesehen von dem Knistern des Feuers sehr still. Schließlich legten beide die Arithmantikbücher beiseite und suchten die Unterlagen für alte Runen zusammen.

"Machen wir eine kurze Pause?" Mittlerweile es am Feuer angenehm und beide Schüler streckten sich ein wenig, blieben aber dabei sitzen.

Als im Hintergrund ein Geräusch zu hören war, zuckte Seamus leicht zusammen, woraufhin Dean gleich verwirrt dreinschaute. "Alles klar?"

Der andere nickte. "Ja. War wohl die Tür", murmelte er als Antwort. Er tippte etwas nachdenklich auf dem Einband des Buches herum.

Dean wartete noch kurz mit seiner Antwort und versuchte einen weiteren Blick auf die Tür zu erhaschen. "Eine Pause... klingt gut", meinte er schließlich. Kurz überlegte er, ob er vielleicht ein paar Minuten aufstehen sollte, ließ es dann aber doch bleiben, stattdessen änderte er nur seine Sitzposition.

Erst nach einer Weile hörte Seamus mit dem Tippen auf den Bucheinband auf. Aufgeschlagen hatte er es allerdings noch nicht und im Moment war das auch gar nicht nötig. Allerdings tat er sich gerade auch schwer, passende Worte zu finden. Er wusste noch nicht, ob nun jemand die Bibliothek betreten hatte oder nicht.

Er räusperte sich leicht. "Daran könnte ich mich gewöhnen", murmelte er. "Nicht in den Unterricht gehen und stattdessen selbständig lernen."

Dean begegnete dem Blick seines besten Freundes. "Ja? Ich mag das auch, aber Vieles können wir uns nicht selber beibringen und außerdem ist es unser letztes Jahr."

"Ja, das stimmt schon", meinte der andere daraufhin. "Trotzdem tut es gut, besonders nach dem Aufenthalt im Krankenflügel." Ihm fiel auf, dass er an diesem Tag noch gar nicht wirklich daran gedacht hatte, dabei kam es immer wieder zu ernsteren Gesprächen zwischen seinem besten Freund und ihm.

Nach diesen Worten dachte Dean über ein wenig über Seamus' Verhalten nach. Mittendrin wurde dieser beinahe aus dem Nichts sehr ernst und bevor diese Gespräche zu lange dauerten, veränderte er sich wieder. Früher war ihm das nicht aufgefallen und eigentlich war es so auch nicht gewesen. Wahrscheinlich hatte die große Schlacht noch andere Auswirkungen. Aber wenn er dabei an sich selber dachte...

"Bezieht sich das jetzt auf das selbständige Lernen, oder doch etwas anderes?"

Seamus spürte plötzlich eine Hitze in sich aufsteigen, und im Vergleich zu dem Kaminfeuer fühlte sich diese Hitze einen Moment lang unangenehm an. Sein Blick huschte ein wenig umher, während er nach einer Antwort suchte. Er könnte doch einfach etwas sagen, aber er wollte es auch nicht wie eine Ausrede wirken lassen, vor allem nicht vor Dean.

"Es geht darum, dass wir unsere Ruhe haben. Da macht sogar Lernen mehr Spaß", erklärte er. "Außerdem haben wir Zeit für uns Ich meine... darauf haben wir doch lange Zeit verzichten müssen."

"Das verstehe ich", meinte Dean nur wenig später. "Wir haben zwar jetzt nur diesen Vormittag für uns, während alle anderen im Unterricht sind, aber ich kann mir denken, was dir das bedeutet. Darüber haben wir schon mal geredet."

Seamus nickte. Wenn er doch bloß mehr sagen könnte. Er war leicht verunsichert, dabei wollte er die Zeit hier doch genießen. "Aber dir passt das alles auch, oder? Dass nur wir hier sind."

"Natürlich passt es mir", lautete Deans Antwort.

Darüber war Seamus sehr erleichtert, obwohl es nicht so wichtig sein sollte. Sie konnten es doch genießen, auch wenn sie nicht darüber redeten.

Nach kurzer Zeit senkte Dean den Blick auf das nächste Schulbuch, doch sein bester Freund hielt ihn zurück, indem er nach dessen Handgelenk griff. Sofort schaute er wieder hoch und Seamus bemerkte den verwirrten, auch überraschten Blick. Jetzt musste er irgendetwas tun oder sagen.