XVII | Bettruhe

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Am nächsten Morgen konnten die beiden verletzten Jungen das Ausmaß des Kampfes erst richtig spüren. Die Schmerzen ihrer schlimmsten Verletzungen waren zwar nicht mehr so groß, doch jetzt fühlten sich ihre Körper schwer und überanstrengt an - als hätten sie sich im Verbotenen Wald eine Schlägerei mit den Werwölfen geliefert und wären im Anschluss zurück zur Schule gelaufen, doch zu ihrem Glück mussten sie noch nicht aufstehen. Madam Pomfrey betrat mit einem verschlafenen Gesichtsausdruck den Krankenflügel und wünschte den beiden sanft schmunzelnd einen guten Morgen.

In den Händen hielt sie wieder ein großes Tablett, auf dem das Frühstück für die beiden stand. Dieses stellte sie wie schon am Abend wieder zwischen den zwei Betten ab und überreichte beiden jeweils einen Teller mit Toastbrot und eine Schüssel mit Brei. "Wie fühlen Sie sich heute Morgen?", fragte sie nach, bevor die beiden zu essen beginnen konnten. 

"Die Wunde spüre ich kaum noch", antwortete Dean. "Aber es fühlt sich so an, als hätten mich mehrere Klatscher hintereinander getroffen."

Die Ärztin nickte. "Sie haben auch einen schweren Kampf hinter sich. Sie spüren aber keine Nebenwirkungen der Medizin, oder?"

Dean schüttelte den Kopf und sah für eine Sekunde ein wenig irritiert aus. "Nicht dass ich wüsste. Jedenfalls hat mich die Medizin gut schlafen lassen."

"Gut." Madam Pomfrey war froh über diese Antwort, woraufhin sie sich an Seamus wandte. 

"Mir geht's ähnlich", meinte er. "Fast so, als würde ich schon viel länger hier liegen und das, ohne mich irgendwie bewegt zu haben."

Madam Pomfrey schenkte den beiden noch ein aufmunterndes Lächeln. "Sie beide werden früh genug wieder zu Kräften kommen, aber jetzt ist es vor allem noch wichtig, dass sie sich ausruhen." Nach diesen Worten ließ sie die Jungen wieder allein, sodass sie in Ruhe frühstücken konnten. 

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Zur Mittagszeit wurde die Ruhe schließlich gestört. Die Tür zum Krankenflügel wurde geöffnet und ein paar Gryffindor-Schüler betraten den Raum, um nach ihren Freunden zu sehen. Harry und Ron traten in Begleitung von Hermine, Ginny und Neville näher an die zwei Betten heran. Sie alle wirkten erleichtert darüber, dass es den beiden besser zu gehen schien. 

"Wie war der Unterricht?", wollte Seamus gleich wissen, bevor die Neuankömmlinge irgendwelche Fragen stellen konnten.

Ron zuckte mit den Schultern. "Eigentlich ganz okay", antwortete er. 

Seamus wollte offensichtlich über normale Themen reden, doch Dean konnte nicht mehr länger mit einer bestimmten Frage warten. "Haben die Lehrer beim Abendessen noch etwas gesagt? Oder beim Frühstück?"

Harry warf Ginny einen kurzen Blick zu, bevor er Seamus und Dean nacheinander musterte. "Sie haben etwas gesagt", meinte er. "Aber genauer und wirklich ernst sind sie noch nicht geworden. Ich glaube aber, dass uns die Professoren heute noch alle in die Große Halle bitten werden."

"Ich warne euch schon mal vor", kam es plötzlich von Neville. "Sie werden auch bald hier auftauchen und mit euch darüber reden. Wahrscheinlich schon gleich nach dem Essen. Sie wollen das Geschehnis auch noch von euch hören, bevor sie sich an den Rest der Schule wenden."

Seamus nickte daraufhin. "Das kann ich mir gut denken."

Nachdem sie sich bereits über das ernste Thema unterhalten hatten, wandte sich Dean an Harry. "Wie sieht's jetzt mit Quidditch aus?", wollte er wissen. Mit einer guten Antwort rechnete er allerdings gar nicht.

"Ich muss noch mit Madam Pomfrey darüber reden", antwortete Harry. "Es wird aber bestimmt noch eine Weile dauern, bis du wieder trainieren und spielen kannst." Er warf Dean einen mitfühlenden Blick zu. Er selber war auch des Öfteren im Krankenflügel gelandet und er kannte das Gefühl der Enttäuschung gut, wenn es hieß, dass er nicht spielen durfte. "Aber das nächste Spiel findet sowieso erst im neuen Jahr statt. Bald sind Ferien und davor werden die anderen Spieler auch nicht mehr oft trainieren."

Harry klopfte Dean noch aufmunternd auf die Schulter, bevor er sich auf den Weg zu Madam Pomfreys Arbeitszimmer machte, um mit ihr darüber zu reden. 

Seamus warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen war es sehr bewölkt und grau und er konnte die großen Schneeflocken gut erkennen. Die ganze Situation trübte die Stimmung und es war bedrückend, nicht aufstehen zu dürfen, doch bei dem Wetter verpassten Dean und er sowieso nicht viel und zumindest war es in dem Bett angenehm warm. Solange sie hier bleiben mussten, würden sie sich auch die Ansprachen der Schulleitung über die Werwölfe ersparen und darüber, dass sie sich nach wie vor nicht vom Schulgelände entfernen durften, wobei er glaubte, dass diese Regeln nun nochmal strenger wurden. Zum Teil fühlte er sich deswegen auch schuldig, aber das würde er erst mal nicht ansprechen, nicht mal vor Dean.

"Das alles hat aber auch etwas Gutes", meinte Neville, als er bemerkte, dass es mit der Laune der beiden Verletzten weiter bergab ging. "Die anderen Schüler, besonders die Jüngeren, bewundern euch dafür. Ihr seid quasi die neuen Helden."

Deans Mundwinkel zuckten leicht. "Aber wir haben es doch gar nicht geschafft, die Werwölfe zu vertreiben. Sie haben uns fertig gemacht. Wir waren zu Viert."

Daraufhin suchte Neville nach den richtigen Worten. Er konnte gut verstehen, dass die beiden den letzten Tag als Niederlage ansahen. "Aber dennoch- ihr beide wart so ziemlich die Einzigen, die sich überhaupt freiwillig dafür gemeldet hätten. Viele Schüler haben auch schon so Angst vor dem Verbotenen Wald und ihr habt euch zusätzlich mit zwei Werwölfen angelegt."

Diese Worte hatten nun doch einen positiven Effekt auf die beiden, dennoch würden sie sich niemals als Helden bezeichnen.

Nach ein paar Minuten kam Harry aus dem Arbeitszimmer zurück und er sagte das, was sich Dean bereits gedacht hatte. "Es wird noch eine Weile dauern, bis du wieder trainieren darfst. Deine Verletzung muss gut verheilen, ansonsten ist die Gefahr einer Verschlimmerung zu groß, wenn dich zum Beispiel ein Klatscher treffen würde. Tut mir leid, aber ich halte es auch für das Beste, wenn du dich in nächster Zeit noch ganz auf deine Gesundheit konzentrierst."

Das konnte Dean verstehen, selbst wenn es schwer war. Er war endlich offiziell im Quidditchteam der Gryffindors und schon fiel er wieder für mehrere Wochen aus. Als er den Kopf leicht zur Seite drehte, bemerkte er, wie ihm Seamus einen mitfühlenden Blick zuwarf. Diese Geste half ihm dabei, besser über diese Neuigkeiten hinweg zu kommen - sowieso war es für ihn etwas sehr Gutes, dass Seamus bei ihm war.

Repeat [Deamus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt