XIII | Auf zum Verbotenen Wald

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Am nächsten Tag kamen weder Dean noch Seamus wirklich zur Ruhe und noch schwerer fiel es ihnen, sich auf etwas zu konzentrieren. Nachher würden sie sich mit den Professoren vor dem Eingang treffen und zusammen würden sie anschließend in den Verbotenen Wald gehen. Mit der Hilfe ihrer Freunde überlegten sie sich die ganze Zeit, welche Zauber sie dort gebrauchen könnten - ob zum Schutz oder zum Angriff. 

"Wie habt ihr die Lehrer eigentlich dazu überreden können?", hakte Ginny nach. "Sie lassen niemanden von uns nach draußen gehen, geschweige denn in die Nähe des Waldes."

Dean war derjenige, der sich für eine Antwort an die Rothaarige wandte. "Wir haben unsere Hilfe angeboten und daraufhin meinten sie, dass wir beide sie begleiten dürfen, da wir zu den erfahrensten Schülern gehören. Naja, weil wir eben im letzten Jahr sind. Seamus sogar schon zum zweiten Mal."

Seamus quittierte dies mit einem Nicken. "Um ehrlich zu sein hatte ich in den letzten Tagen sogar schon die Vermutung, dass es bald heißen könnte, die Abschlussschüler sollen ebenfalls mal auf Patrouille gehen, zumindest am Tag." Warum er das nun laut aussprach, wusste er selber nicht so ganz. Er vermutete es, doch er hoffte es nicht.

"Ich bin froh, dass ihr das nicht machen müsst", meinte Ginny und griff dabei nach Harrys Hand. 

"Der ganze Aufwand für ein paar Werwölfe, die sich in der Nähe aufhalten", bemerkte Neville. "Die werden doch bestimmt bald von alleine verschwinden. Weshalb sollten sie so lange an einem Ort bleiben? Außerdem hängt das bestimmt auch mit der Mondphase zusammen." 

Lange wollten sie sich darüber aber nicht mehr unterhalten und es dauerte auch nicht mehr lange, bis sich Dean und Seamus auf den Weg in die Eingangshalle machten. Angst hatten sie keine, doch sie konnten nicht verbergen, dass sie sich Sorgen machten, vor allem um den jeweils Anderen. 

"Schön Sie zu sehen", begann Professor  Vektor, die Arithmantik unterrichtete und Teil der heutigen Patrouille vor Sonnenuntergang war. Direkt neben ihr stand Professor Slughorn. Nach einer kurzen Begrüßung verließen sie das Schloss. Im Moment schneite es nicht, das würde die Suche erleichtern, auch wenn sie durch einen Schneefall nicht ganz so leicht zu erkennen gewesen wären. 

Es war dennoch ziemlich kalt, aber das machte den beiden Gryffindors nicht viel aus. Sie wären sowieso die ganze Zeit auf den Beinen und das Gehen würde sie warm halten. Als sie den Verbotenen Wald erreicht hatten, blieben die Vier nochmal stehen. Viel zu besprechen hatten sie allerdings nicht, da sie die ganze Zeit zusammen bleiben würden. Sie einigten sich nur darauf, wie sie vorgehen müssten, sollte es tatsächlich zu Schwierigkeiten kommen. 

Im Wald wirkte alles sehr ruhig. Manchmal war ein Knacksen von kleinen Ästen zu hören, die von Schnee bedeckt waren, was die Patrouille auch manchmal aufmerksam machte, doch sie hatten nichts zu befürchten. Es war alles in Ordnung und sie mussten ihre Zauberstäbe noch nicht bereit halten. Hin und wieder warf Seamus Dean einen prüfenden Blick zu, doch eine Zeit lang sagte keiner von ihnen etwas. Sie hatten eine Aufgabe, jetzt ging es nicht um sie oder das, was sie im Moment fühlten. 

Die beiden bekamen genau so gut mit, wie sich die Professoren immer mal wieder zu ihnen umdrehten, um ganz sicher zu gehen. Mit der Zeit konnte das ganz schön lästig werden, doch sie konnten es auch verstehen, obwohl es so schien, als wäre niemand oder nichts anderes in ihrer Nähe. Es gab nicht mal erkennbare Spuren, die auf einen Werwolf oder sonst etwas deuteten.  Es wirkte, als würden sie zusammen nur einen Spaziergang machen, oder Kräuter sammeln.

"Ist dir kalt?", wollte Dean von seinem besten Freund wissen, als sie schon eine Weile unterwegs waren. Der Gryffindor konnte gut erkennen, wie sich der Atem seines Nebenmannes in der Luft zeigte und wenn er genauer hinschaute, konnte er auch erkennen, dass dieser bereits ein wenig blass wirkte. 

"Es geht schon. Hab mich warm genug angezogen", antwortete Seamus. Den Gryffindorschal hatte er sich ebenfalls um den Hals gelegt und die Hände verstaute er zum Aufwärmen immer mal wieder in den Taschen seines Mantels. "Und dir?"

Dean zuckte mit den Schultern. "Könnte schlimmer sein", meinte er. "Solange wir nicht stehenbleiben müssen." Daraufhin schaute er noch zu den Professoren vor sich und beim Vorbeigehen zwischen die Bäume hindurch. Im Winter konnte es im Verbotenen Wald wirklich ruhig sein, nicht mal von den Zentauren gab es eine Spur. 

Ein paar Meter weiter gab es im Wald eine kleine Lichtung und da sie dort nicht von den Bäumen direkt um sie herum geschützt waren, mussten sie an dieser Stelle besonders vorsichtig sein. Mittlerweile waren sie schon ziemlich weit in den Wald vorgedrungen. Es schien jedoch so, als wäre dieser Platz anders, denn plötzlich waren mehrere Geräusche zu hören, obwohl sie den knacksenden Ästen nun nicht mehr ganz so nah waren. 

Die Professoren hielten an und baten die beiden Schüler, es ihnen gleich zu tun. Sie wollten nur ganz sicher gehen. Ein anderes Geräusch, das nicht direkt von den Bäumen zu kommen schien, ließ die Patrouille weiterhin inne halten. Die Professoren schauten sich wachsam um.

"Nehmen Sie Ihre Zauberstäbe zur Hand. Ich möchte ganz sicher gehen", meinte Professor Vektor. Sie hielt ihren Zauberstab bereits in der Hand, wenn auch noch nicht erhoben. 

Die beiden Gryffindors taten wie ihnen geheißen und bewaffneten sich ebenfalls und das nicht umsonst, denn gleich darauf war wieder ein Rascheln zu hören, das definitiv nicht vom Wind oder den schneebedeckten Bäumen stammte. 

Die beiden Professoren schienen nun ganz auf ihre Umgebung fokussiert. Gerade hier, wo sie so gut wie gar nicht geschützt waren. Sie schauten sich um und baten die beiden Jungen, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Wieder war das Rascheln zu hören und dieses Mal war es für mehrere Sekunden zu hören, so als würde sich jemand oder etwas durch das kahle Gestrüpp schleichen. 

Als das Geräusch gleich darauf noch lauter und auffälliger wurde, konnte Seamus sein Herz schneller schlagen spüren und mit einem Mal war ihm gar nicht mehr so kalt. Den Zauberstab hielt er fest in der Hand. Sie waren definitiv nicht allein und kurz musste er sich vorstellen, wie plötzlich ein Werwolf vor ihnen auftauchte, wobei es eine seltsame Vorstellung war, einem solchen Wesen am Tage zu begegnen. 

"Passen Sie auf!", mahnte Professor Slughorn, als er den beiden Schülern einen schnellen Blick zuwarf. Ein kratzendes Geräusch brachte alle Vier jedoch dazu, den Blick nach vorne an einen Baum zu richten. Dort erkannten sie, wie sich eine Klaue erhob, die Krallen sich in die Rinde des Baumes schlugen und schließlich tiefe Kratzer hinterließen. 


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