XIX | Zusammen ist es leichter

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Als Seamus nach seiner Hand griff, spürte Dean sofort die Hitze in sich aufsteigen und er schaute zwischen ihren Händen und dem Gesicht seines Gegenübers hin und her. Nachfragen wollte er nicht. Er ließ es zu und fühlte sich dabei wirklich gut. Diesen Moment wollte er wirklich genießen. Dass sie beide weiterhin vor dem geöffneten Fenster standen und es draußen schneite, war dabei nicht wichtig.

Am Abend, bevor sie in den Verbotenen Wald gegangen waren, waren sie auch zusammen an einem Fenster gestanden und hatten sich an der Hand gehalten. Jetzt war es aber nochmal ein wenig anders. 

"Warte kurz", hauchte Seamus, woraufhin er die Hand seines besten Freundes kurz drückte, bevor er sich löste, um nochmal zu seinem Bett zurückzugehen. Zurück kam er mit einer Decke, die er so gut es ging um sie beide legte. "Besser?", fragte er sanft nach.

"Viel besser", bestätigte Dean. 

Seamus sah sehr zufrieden aus und er griff erneut nach Deans Hand. Durch das weiterhin geöffnete Fenster fühlte sie sich schon kalt an, aber das würde sich gleich wieder ändern, solange es sich Dean nicht anders überlegte. Der rotblonde Junge konnte kaum aufhören, zu lächeln. Gerade fühlte er sich besser als noch vor dem Kampf im Verbotenen Wald. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und zog die Decke erneut über Deans Schultern, als diese immer weiter nach unten rutschte. 

"Moment." Dean drehte sich leicht zur Seite und warf einen Blick nach hinten. Nun wirkte er doch ein wenig nervös. "Was sollen wir machen, wenn Madam Pomfrey den Raum betritt, oder unsere Freunde?"

Seamus hatte gerade überhaupt nicht daran gedacht. Seit vorhin waren sie beide allein und sie hatten ihre Ruhe. Er glaubte, dass es auch noch länger so bleiben würde. "Mach dir keine Sorgen", meinte er ruhig. "Wenn jemand herkommen sollte, sagen wir einfach, dass uns kalt ist. Was soll denn so schlimm daran sein? Wir teilen uns doch nur eine Decke."

Bei diesen Worten konnte sich Dean besser beruhigen. Zumindest würde so niemand sehen, dass sie sich an den Händen hielten, während sie vor dem Fenster standen. "Freust du dich auf die Ferien?", wollte er nach einer kurzen Pause wissen.

Die meiste Zeit hatte Seamus nach draußen gesehen, doch nun wandte er sich wieder ganz seinem Nebenmann zu. "Eigentlich schon", antwortete er. "Zu Weihnachten nach Hause zu kommen, ist immer etwas Tolles."

Dabei musste Dean doch wieder an die letzten Jahre zurückdenken, in denen sie alle kaum sicher gewesen waren, doch jetzt konnte er den Worten seines besten Freundes wieder zustimmen. Er freute sich auch, obwohl es bedeutete, weit von Seamus entfernt zu sein.

Daraufhin wurde es erneut still. Seamus hatte offenbar herausgefunden, woran Dean eben noch gedacht hatte. Allzu schlimm sollten sie es aber auch nicht sehen. Im Vergleich zu den letzten fünf Monaten, in denen sie schon zusammen hier waren, würden die Ferien nur ein paar Tage dauern. "Versprichst du mir, dich in den Ferien noch weiter zu erholen?"

"Okay. Ich verspreche es dir", antwortete Dean ohne lange zu überlegen.

"Und... versprichst du mir auch, dass du das hier nicht vergessen wirst?" Kurz senkte Seamus den Blick zu ihren Händen.

Dean folgte dem Blick des Kleineren und schmunzelte leicht. "Das werde ich auf keinen Fall vergessen", beharrte er. Erst in diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, dass er seiner Familie alles erklären müsste - über den Kampf im Verbotenen Wald, wobei er jedoch vermutete, dass die Schule seiner Familie bereits eine Eule geschickt hatte. Er schaute noch eine Weile nach draußen, wo der Schneefall wieder stärker wurde. Schließlich konnte er ein Ziehen an seiner Brust aber nicht länger ignorieren und so fasste er mit einer Hand an diese Stelle.

Seamus bemerkte die Reaktion zeitig und zog leicht die Augenbrauen zusammen. "Hast du Schmerzen?", fragte er nach. "Du solltest dich besser wieder hinsetzen." Ohne die Decke von ihren Schultern zu nehmen, kehrten die beiden mit langsamen Schritten zu den Betten zurück. 

"Es geht schon", murmelte Dean währenddessen. "War schon mal schlimmer." Sie hatten jetzt doch eine lange Zeit vor dem Fenster verbracht und so war es nun wohl besser, bevor Madam Pomfrey es bemerkt hätte. 

Als sie auf einem der Betten Platz genommen hatten, schlüpfte Seamus aus der Decke, sodass er sie ganz seinem besten Freund überlassen konnte. Beschweren konnte er sich nicht; sie hatten Händchen gehalten und es hatte Dean überhaupt nicht gestört. Jetzt war es vollkommen in Ordnung und auch verständlich, dass sie sich nach ihrem kleinen Ausflug durch den Krankenflügel wieder ausruhten. 

"Warum bist du aufgestanden? Du kannst gerne sitzen bleiben", kam es von Dean.

Seamus reagierte eher zögerlich darauf. "Aber wenn ich hier sitze, kannst du dich nicht richtig hinlegen."

"Ach was. Das geht schon", meinte Dean. Um dies zu demonstrieren, schlüpfte er unter die warme Bettdecke und legte sich, woraufhin er Seamus deutete, er könne sich ohne Probleme zu ihm setzen. Seamus widersprach nicht weiter und nahm wieder auf dem Bett Platz.

Einen Moment lang dachte Dean noch daran, wie Seamus die Decke geholt und diese um sie beide gelegt hatte. Es hatte ihm gefallen. "Das war schön. Morgen schaffen wir bestimmt schon einen Spaziergang durch den ganzen Krankenflügel." 

Seamus grinste belustigt. "Denkst du? Dann müssen wir das auch versuchen."

Dean wurde von dem Grinsen seines besten Freundes angesteckt. Das machte die Zeit im Krankenflügel wirklich um Einiges erträglicher und seine Verletzung spürte er auch kaum noch. Es war wohl einfach nur ein Zeichen dafür gewesen, es an diesem Tag mit dem Stehen nicht zu übertreiben. "Okay, dann gehen wir morgen spazieren", bestätigte er. 

Am späten Nachmittag bekamen die beiden erneut Besuch - dieses Mal wieder von ihren Freunden, die versprochen hatten, nach dem Unterricht nochmal vorbeizuschauen. Dass Seamus dabei nicht in seinem Bett lag sondern bei Dean saß, schien für die Anderen ganz normal zu sein, zumindest sprach es niemand an, zumindest nicht direkt. Sie fragten sich nur, ob alles in Ordnung war und ob sich die beiden Verletzten schon gut genug zum Aufstehen fühlten, und Seamus bejahte. 

Kurz bevor Madam Pomfrey das Abendessen in den Krankenflügel brachte, kehrte Seamus in sein eigenes Bett zurück und die anderen Gryffindors machten sich ebenfalls auf den Weg. Die beiden wussten noch nicht viel über die aktuelle Lage im Verbotenen Wald, doch momentan fragten sie auch nicht nach. Es war ihnen lieber, erst mal nichts mehr von den Werwölfen zu hören.

Repeat [Deamus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt