XVI | Genesung

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Ihre Freunde hatten noch eine Stunde bei den beiden verbracht, bis sie zum Abendessen in die Große Halle aufbrauchen. Zur gleichen Zeit betrat Madam Pomfrey mit einem großen Tablett den Krankenflügel. Das Tablett stellte sie auf einem Tisch ab, woraufhin sie sich aber zunächst nach dem Zustand der beiden verletzten Jungen erkundigte. 

Nach einer kurzen Untersuchung durften sie sich aufsetzen und zu essen beginnen. Währenddessen verschwand die Ärztin in ihrem Arbeitszimmer, um neue Medizin für die beiden zusammen zu stellen, damit sie in der Nacht ohne Schmerzen schlafen könnten. 

Erst jetzt hatten Dean und Seamus ein wenig Ruhe und konnten sich alleine unterhalten. Allerdings hatten sie nach den letzten Stunden und der Anstrengung auch großen Hunger bekommen, weshalb sie sich erst mal auf das Essen konzentrierten. Die Ruhe würde ihnen jetzt gut tun, es würde sowieso einige Zeit dauern, bis sie das alles überwinden würden. Sie mussten sich sogar erst noch an die neue Situation gewöhnen. Eigentlich wussten sie noch gar nichts; weder was nun genau mit den Werwölfen geschehen war, noch wie es den beiden Professoren nach dem Kampf ging.

Als er bereits fertig gegessen hatte, war Seamus der Erste, der etwas sagte. "Ich bin froh, dass das jetzt vorbei ist", murmelte er. "Hab schon lange nicht mehr so große Angst gehabt. Dich hat es noch schlimmer erwischt als mich." 

Dean begegnete dem Blick seines besten Freundes. "Ich hatte auch Angst", sagte er. "Und ich habe mir Sorgen um dich gemacht." 

Daraufhin nickte Seamus. Wenn Dean nur wüsste, welche Sorgen er sich um ihn gemacht hatte. "Länger hätten wir es dort wahrscheinlich nicht ausgehalten. Wir hätten verbluten oder erfrieren können. Zum Glück hat Professor Slughorn es geschafft, die Biester zu besiegen." Nach dem letzten Satz verstummte er. Ja, ihr Lehrer hat die Werwölfe besiegt, er hatte sie alle gerettet, da sollte es nicht so schlimm sein, dass er einen unverzeihlichen Fluch benutzt hatte. Wenn es um das Leben drei anderer Leute ging, war es auch verständlich, so zu handeln, um der Gefahr ein Ende zu setzen. 

Seamus dachte noch ein wenig über den Kampf nach. In dieser Lichtung waren sie von zwei Werwölfen überrascht worden, welche sich voll und ganz dementsprechend verhalten haben. Nun wussten sie aber, dass sie sich tatsächlich im Verbotenen Wald, nahe der Schule aufhielten und dass sich niemand alleine draußen aufhalten sollte. Sie waren zu viert und schon sehr erfahren gewesen und waren dennoch nur knapp entkommen. 

Dean bemerkte, dass seinen besten Freund etwas beschäftigte, weil er die ganze Zeit so nachdenklich war. Gerne wollte er nun zu ihm rüber gehen und ihn wenn möglich aufmuntern, doch Madam Pomfrey war ganz in der Nähe und würde das bestimmt nicht erlauben, außerdem war es ihm wegen der Verletzung auch lieber, sich noch ein wenig still zu halten. Vielleicht würde es am nächsten Tag schon anders aussehen.

Kurz darauf sammelte Madam Pomfrey die beiden Teller ein und stellte sie - zufrieden damit, dass die beiden aufgegessen hatten - zurück auf das Tablett, woraufhin sie den beiden die Medizin für die Nacht auf den kleinen Beistelltisch stellte. Allzu spät war es noch nicht, doch falls die beiden Jungen an diesem Abend schon sehr erschöpft waren, wollte sie das gleich getan haben. 

Dean vermutete währenddessen, dass sich die Professoren mitsamt Schulleitung am nächsten Tag tiefgründig darüber unterhalten würde, wenn sie das nicht sogar schon jetzt taten, und er glaubte auch, dass im Anschluss nochmal eine Versammlung in der Großen Halle stattfinden würde.

"Wir haben nur helfen wollen", bemerke Seamus. Zumindest er hatte helfen wollen. Niemals hätte er seinen Freund in solche Gefahr bringen wollen, doch dieser hatte ebenfalls darauf bestanden, mitzukommen. "Aber jetzt werden uns die Lehrer gar nicht mehr gehen lassen. Vielleicht dürfen wir vor Weihnachten nicht mal mehr nach Hogsmeade..." 

Damit sprach der rotblonde Junge Deans nächste Gedanken aus. Einen positiven Abschluss hatte die Patrouille sicher nicht erzielt. "Naja, wir haben gewusst, worauf wir uns da einlassen", meinte er. "Und die Lehrer haben es auch gewusst. Das hätte heute jedem passieren können."

Seamus krallte sich mit beiden Händen im Saum der Bettdecke fest. "Es tut mir leid, Dean", begann er, ohne ihn dabei anzusehen. "Wir- du hast im letzten Jahr schon so viel durchgemacht und jetzt wurdest du wieder verletzt."

Darüber, dass sich Seamus entschuldigte, reagierte Dean sehr überrascht und er begann sich Sorgen zu machen, was ihn die Stirn runzeln ließ. "Aber das ist doch nicht deine Schuld", beteuerte er. "Du wurdest schließlich auch verletzt."

Daraufhin erwiderte Seamus nichts. Er war davon überzeugt, dass er mehr hätte tun sollen. Er hätte mehr Stärke zeigen müssen. Sie hatten es zu Zweit mit einem Werwolf aufgenommen, doch bis auf eine Attacke hatten sie nur Schockzauber verwendet und egal, wie oft sie es versucht hatten, es hatte am Ende nicht gereicht. Mit diesen Schuldgefühlen würde er wohl noch eine Weile leben müssen...

"Hey." Dean warf seinem besten Freund nun einen möglichst sanften Blick zu. "Mach dir deswegen nicht so viele Gedanken. Wir haben schon weitaus härtere Kämpfe hinter uns und auch wenn wir verletzt wurden, hatten wir trotzdem einen kleinen Erfolg. Die Lehrer wissen nun genau bescheid und werden sich einen Plan überlegen, das alles ein für alle mal zu beenden. Bald werden wir nichts mehr zu befürchten haben."

Auch wenn er nicht völlig überzeugt war, schaffte Seamus es, Deans Blick nun endlich zu begegnen und er rang sich zu einem schwachen Schmunzeln. Womöglich hatte Dean damit sogar recht. Irgendwann würden die Werwölfe schon verschwinden - ob mit Gewalt oder von selbst aus.

Ein wenig blieben die beiden noch wach und unterhielten sich über alles mögliche, das nichts mit Werwölfen oder dem Verbotenen Wald zu tun hatte. Kurz vor dem Schlafengehen nahmen sie noch ihre Medizin ein, um eine ruhige, schmerzfreie Nacht zu haben.

Trotz der Sorge und der vielen Gedanken war Seamus nach ein paar Minuten der Erste, der in den Schlaf fiel. Nach diesem Tag brauchte sein Körper die Erholung und er hätte sich auch gar nicht erst gegen den Schlaf gewehrt. Dean hatte schon die Befürchtung, noch etwas länger nicht schlafen zu können, doch wenig später hatten die Erschöpfung und der Schlaf auch ihn zu sich gezogen.

Repeat [Deamus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt