IX | Rudel - aber keine Wölfe

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Der Schneefall hatte bis zum Abend aufgehört, doch an diesem Sonntag waren sowieso alle in der Schule geblieben. Am nächsten Morgen fiel kein Schnee mehr, das war eine gute Voraussetzung für das Training. Davor erwarteten sie allerdings noch ein paar Stunden Unterricht. An diesem Tag war das Thema Werwölfe unter den Schülern nicht mehr so verbreitet wie gestern, abgesehen von den Erstklässlern, die alle aufgeregt und ängstlich wirkten, als sie nach draußen zu den Gewächshäusern gehen mussten. 

Zu dieser Zeit tauschten auch zwei Lehrer mit denen, die in der Nacht die Patrouille übernommen hatten. Auf dem Schulgelände schien soweit alles in Ordnung zu sein, doch viele der Schüler taten sich dennoch zusammen, da sie Angst hatten, irgendwo alleine hinzugehen. Die Professoren mussten sie dazu gar nicht auffordern. Meistens waren es aber vor allem die Mädchen, die nur noch in Gruppen unterwegs waren, obwohl das eigentlich auch normal war, wenn keine Gefahr drohte. 

An diesem Morgen war auch eine größere Gruppe unterwegs, doch bei dieser war der Grund keine Angst oder allgemeine Unsicherheit. Harry begleitete Ginny noch bis zu dem Klassenzimmer, in dem die nächste Stunde stattfinden würde. Anschließend ging er mit den anderen Siebtklässlern weiter zu dem Raum, in welchen ihr Unterricht stattfinden würde. 

Es war noch kein Lehrer anwesend und die Schüler machten sich aus der Warterei einen Spaß; sie rannten in dem Klassenzimmer herum, redeten und lachten miteinander und verteilten irgendwelche Zettel untereinander - es wirkte genauso wie früher. 

Zusammen mit Ron nahm er in der Reihe hinter Dean und Seamus Platz. Letzterer war gerade dabei, sich Deans Schulbuch zu schnappen. 

"Hey, was hast du denn damit vor? Es ist doch nur ein Buch", beschwerte sich Dean und warf seinem Nebenmann einen irritierten Blick zu. 

"Ich weiß", antwortete Seamus. "Aber mein Buch hat bei der letzten... Explosion etwas abbekommen." 

Zuerst rechnete Dean schon damit, dass sein bester Freund das Buch irgendjemandem zuwerfen würde, um sich einen Spaß zu machen (wobei es dafür bestimmt etwas Spannenderes gäbe), doch zu seiner Überraschung schaute Seamus tatsächlich auf der Seite nach, die sie beim letzten Mal für den Zaubertrank benötigt hatten. 

"Der Lehrer ist doch noch gar nicht hier", meinte Dean. 

"Ich will mich trotzdem auf die Stunde vorbereiten", entgegnete Seamus ruhig.

Kurz dachte Dean nach. Er wusste, dass Seamus immer Schwierigkeiten in solchen Praktiken hatte, vor allem in Zaubertränke, doch bislang hatte dieser das noch nie so ernst genommen. "Seamus... dass dein Zaubertrank beim letzten Mal wieder explodiert ist, ist nicht so schlimm. Du hast es trotzdem noch geschafft."

"Darum geht's eigentlich nicht", meinte Seamus, ohne den Blick von dem Buch abzuwenden. "Und außerdem habe ich es nur mit deiner Hilfe geschafft." Er begann, sich auf einem Pergament ein paar Notizen zu machen. "Dieses Mal mal soll es besser funktionieren."

Im selben Moment betrat der Professor das Klassenzimmer, die restlichen Schüler verstummten und setzten sich an ihre Plätze. Seamus hatte die Schreibfeder währenddessen beiseite gelegt. Es war eine einfache Theoriestunde, in der nichts Besonderes passierte. Die Klasse war auch ziemlich ruhig und konzentriert. 

Bis zu den Weihnachtsferien standen noch ein paar Prüfungen an und dafür wurde schon zu lernen begonnen, auch weil sie aufgrund der drohenden Gefahr der Werwölfe draußen sowieso nicht viele Möglichkeiten hatten. Sie mussten sich alle in der Nähe der Schule aufhalten und wegen des Wetters waren momentan auch kaum Schüler draußen auf dem Hof unterwegs. 

Die Stimmung wirkte im Allgemeinen ganz normal, doch unter den Schülern ging doch ein wenig die Unsicherheit um und dass es in der Umgebung nun wieder nicht völlig sicher war, warf manche von ihnen in die alte Stimmung zurück - zu der Zeit bis vor ein paar Monaten. 

Am Ende der Stunde packte Seamus seine Notizen - die er in nächster Zeit auch zum Lernen nutzen würde - in seine Tasche, woraufhin er den Anderen aus dem Klassenzimmer folgte. 

Die Erstklässler kamen auch gerade aus den Gewächshäusern zurück. Sie wirkten ganz entspannt, immerhin waren die Gewächshäuser auch direkt neben der Schule.

Die erste Stunde nach dem Unterricht verbrachten Dean, Seamus und Neville in der Bibliothek. Es war ein dunkler Winternachmittag und das schlug auch auf die Stimmung über - vor allem, da es in der Bibliothek auch noch sehr ruhig war.

"Ich kann mich kaum konzentrieren", beschwerte sich Dean, der gerade über ein Arithmantik-Buch gebeugt war. 

Seamus hob daraufhin den Blick. "Was denn? Passt dir das Schmuddelwetter etwa nicht?"

"Es ist irgendwie deprimierend..."

Seamus nickte. "Aber bald ist die erste Prüfungsphase wieder vorbei und dann können wir erst mal die Weihnachtsferien genießen. Das letzte Weihnachten war sowieso nicht so schön..."

Dem konnte Dean nur zustimmen. Zu der Zeit war er auf der Flucht gewesen und für seinen besten Freund war die Zeit wohl auch ziemlich schwer gewesen.

Ein paar Minuten lang war es wieder vollkommen ruhig und sie waren ganz auf ihre Aufgaben fokussiert. Neville war nach einer Weile der Erste, der sein Buch zuklappte und es zurück ins Regal stellte. Seine Sachen packte er auch gleich zusammen und nachdem er seine Tasche geschultert hatte, warf er den beiden einen Blick zu. 

"Ich gehe schon mal nach oben in den Gemeinschaftsraum", teilte er ihnen mit. "Oder- soll ich gleich in die Große Halle gehen? Immerhin gibt es bald Abendessen." 

Dean und Seamus zuckten daraufhin mit den Schultern. 

"Naja, wir sind noch nicht ganz fertig, aber nachher werden wir gleich in die Halle gehen", erklärte Seamus und sprach damit auch gleich für Dean. 

Neville nickte. "Na gut. Dann bringe ich noch schnelle meine Sachen nach oben und ziehe mich um. Wir treffen uns also beim Abendessen, ja?"

"Klar", bestätigte Dean, doch nachdem sich Neville bereits auf den Weg gemacht hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis er das Buch ebenfalls zuklappte. "Das war's. Ich kann mir kein einziges Wort mehr merken."

"Zumindest haben wir das Wichtigste herausgefunden", meinte Seamus und tat es seinem besten Freund gleich. "Dann lass uns gehen. Für heute habe ich wirklich genug von Theorie und ich habe Hunger."

Wenig später verließen sie gemeinsam die Bibliothek und wollten in die Große Halle gehen, als Seamus Dean plötzlich an der Schulter zurück hielt und in die Nähe der Eingangshalle deutete. Es waren drei Stimmen zu hören. Die Schüler waren auf jeden Fall, das bemerkten sie gleich. So unauffällig wie möglich traten sie näher heran und was sie sahen, ließ in beiden Verärgerung aufkommen. 


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