Kapitel 1 - Mutter sein

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Eine der größten Ängste als sie zum ersten Mal ein Kind erwartete war, dass sie niemals eine gute Mutter sein würde. Im Gegensatz zu ihrer eigenen Mutter war sie nicht dafür geboren Mutter zu sein und eine ganz lange Zeit hatte sie sich gefragt, ob sie überhaupt Kinder haben wollte in der Zukunft. Sie hatte erst die Zweisamkeit mit ihrem Mann genießen wollen. Beide waren viel beschäftigt gewesen und genossen die Zeit, die sie nur zu zweit hatten – egal ob diese Zeit Reisen beinhaltete oder ein Date oder einfach nur ein Abend Zuhause. Eine weitere Angst als sie schwanger war, war damit einhergehend, dass sie und Harry sich auseinanderleben würden, sobald sie ein Kind hatten. In ihrer Vorstellung lief das ganze so ab: sie würden so sehr mit dem Baby beschäftigt sein, dass sie keine Zeit mehr füreinander hätten, irgendwann nichtmehr miteinander reden würden, unglücklich werden und trotzdem weiterhin zusammenleben würden, weil eine Scheidung zu aufwändig ist.

Doch keine ihrer Ängste wurde wahr. Sie und Harry liebten sich immer noch – vielleicht sogar noch mehr als vorher. Und auch die mütterliche Seite, von der sie nicht wusste, dass sie so eine besaß, kam zum Vorschein. Zwar nicht auf die Molly Weasley Art, aber dennoch liebte sie ihre Kinder bedingungslos und würde alles für sie tun. Oft erinnerte sie sich an eine Frage in einem Interview zurück, wo ein Reporter sie gefragt hatte, ob sie Harry oder ihre Kinder mehr liebe. Erst war sie ziemlich irritiert von dieser Frage gewesen, denn sie hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht und wollte das eigentlich auch gar nicht. Liebe ist nichts was man ranken sollte. Sie antwortete also schlichtweg damit, dass sie die Liebe zu Harry nicht mit der Liebe zu ihren Kinder vergleichen könne, weil es zwei verschiedene Arten von Liebe waren. „Es wäre auch sehr unangebracht, wenn ich die gleiche Liebe für meine Kinder empfinden würde, wie für meinen Mann", hatte sie dazu noch hinzugefügt.

Und jetzt nach fast zwölf Jahren des Mutterseins, wurde ihr Mutterherz zum ersten Mal gebrochen. Denn es war Zeit, dass ihr Ältester nach Hogwarts ging.

Auch joggen gehen, was sie sonst immer ihren Kopf freibekommen ließ, hielt sie nicht davon ab daran zu denken. Sie wollte James nicht gehen lassen, wusste aber, dass er die Zeit seines Lebens in Hogwarts haben würde – vor allem, da sein Lieblingscousin Freddie ebenfalls gehen würde.

Ginny betrat das Haus nach einer extra großen Runde und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Harry auf dem Sofa saß und einen Bericht einer seiner Auroren durchlas. Irgendwann hatte sich anscheinend der Kater, den sie sich vor zwei Jahren angeschafft hatten, auf seinen Schoß gesetzt und schlief dort seelenruhig, während eine von Harrys Händen seinen Kopf kraulte.

Als Ginny eintrat, schaute er automatisch auf und schenkte ihr ein Lächeln, während er den Bericht beiseitelegte.

„Konntest du deinen Kopf freikriegen?", fragte er, doch seine Frau schüttelte den Kopf.

„Nicht wirklich." Sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken, um sich zu dehnen. Ein kleines Ziehen durchfuhr ihre Schulter, was sie leise zischend einatmen ließ.

Harry schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Du hast die nächsten zwei Tage Sport Verbot."

„Wer sagt das?"

„Ich", erwiderte er schlicht. „Du hast es in letzter Zeit glaube ich etwas übertrieben oder liege ich falsch, wenn ich behaupte, dass dir deine Schulter wieder Probleme macht?"

Auch das würde Ginny am liebsten ausblenden: ihre Schulter. Es war mittlerweile zwei Jahre her, dass sie sich bei einem Spiel für die Holyhead Harpies verletzt hatte und ihre Profikarriere mit 32 nach über fünfzehn Jahren beenden musste. Grund dafür war ein Klatscher gewesen, der sie ausgerechnet an der Schulter ihres Wurfarmes getroffen hatte und so gut wie alles zerstört hatte, was es zu zerstören gab. In ihren vielen Jahren als Profisportlerin hatte sie schon einige Verletzungen einstecken müssen. Oftmals hatte sie mit gebrochenen Rippen oder verstauchten Knochen gespielt; in der magischen Welt war es nämlich einfach solche Sachen schnell zu heilen. Doch bei ihrer Schulter hatte auch Magie nicht mehr gereicht. Jetzt nach fast zwei Jahren war zwar alles wieder so gut wie geheilt und sie konnte wieder Quidditch spielen, jedoch nur in ihrer Freizeit, denn damals hatten die Heiler ihr abgeraten, weiterhin professionell zu spielen und tatsächlich hatte sie einmal in ihrem Leben darauf gehört. Eigentlich hatte sie noch ganz viel Glück gehabt, denn der Klatscher hätte auch ihre Wirbelsäule treffen und sie für immer lähmen oder sogar töten können.

TRUSTING (until the end) - Hinny FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt