Der letzte Test

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Sebastians POV:

Einige Wochen vergingen, in denen ich zwar weiterhin zur Schule gehen durfte, allerdings von allen außer von ihr gemieden wurde. Dass meine Freunde (und Garreth) für mich ausgesagt hatten, änderte nichts an der Tatsache, dass niemand mir glaubte. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich hatten sie ja nicht Unrecht ... Ich habe unverzeihliche Flüche verwendet, sogar mehrmals, an meinen Feinden und sogar an meinen Freunden und an meiner Familie. Ob ich daraus etwas gelernt habe, weiß ich nicht, wenn es die Situation verlangt, macht es doch keinen riesigen Unterschied, welchen Zauber man nun zum Töten des Gegners verwendet. Man tötet ihn eben auf die eine oder auf die andere Weise.

Am Ende sind es nicht die Zauber, die schlecht sind. Genauso wenig, wie ein Schwert allein für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, den sein Meister erstochen hat. Doch was ist nun der richtige Weg? Sollte ich wahre Reue zeigen und mich der Verantwortung stellen, die Strafe für meine Taten zu akzeptieren? Wann bin ich denn vom rechten Pfad abgewichen? Meine Absichten und Begründungen werden niemanden interessieren, für sie bin ich ein Krimineller. Werde ich für den Rest der Schulzeit jetzt so leben müssen, gefangen, überwacht, verachtet ...

Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, verlor ich mich mal wieder in meinen dunklen Gedanken. Da bemerkte ich plötzlich, dass sie mich unter dem Tisch in der großen Halle mit ihren Füßen kickte, um mich zurück in die Realität zu holen. Stimmt, wir waren gerade beim Mittagessen. Um uns herum waren seit dem Vorfall immer einige Plätze frei geblieben. Nicht mal Natai oder Ominis setzten sich je zu uns. Ich habe das verdient, doch wenn ich sehe, wie selbst sie jetzt von allen gemieden wird, weil sie meine persönliche Leibgarde geworden ist, wird mir ganz schlecht.

Der Schulleiter hatte uns gebeten heute in sein Büro zu kommen, vielleicht mache ich mir deshalb so viele Gedanken. Sie stand auf und kam um den Tisch herum zu mir, legte ihre Hand auf meine Schulter und signalisierte mir, dass wir losmussten. Langsam gingen wir die endlosen Stufen bis zu Blacks Büro hinauf, ein sonderbares melancholisches Gefühl überkam mich währenddessen. Als würde mein Herz erkalten und zerfallen. Bereitet sich mein Körper auf die möglichen Konsequenzen dieses Treffens vor? Meine Hände zitterten.

„Es wird alles gut." Sagte sie mit zarter und irgendwie unsicherer Stimme.
„Sicher," antwortete ich. Dann nahm sie meine Hand und drückte fest zu, bis wir angekommen waren.

Leser POV ab hier:

Sebastian war nervös, ich auch. Wir wussten beide nicht, was der Schulleiter von uns wollte, aber ich konnte es mir denken. Er wollte wohl überprüfen, ob Sebastian etwas aus der ganzen Sache gelernt hat. Ich wüsste nicht, was es sonst sein könnte.

Wir öffneten die Tür und Schulleiter Black stand bereits mit verschränkten Armen vor seinem Schreibtisch. Er signalisierte, dass Sebastian erstmal draußen warten solle. Als Sebastian hinausging, fing er an zu sprechen.

Black: „Mr. Sallow tat gut daran, seine Füße stillzuhalten. Doch wir haben beschlossen, ihn einem Test zu unterziehen, um sein Herz zu prüfen."

Ich: „Sir? Um was für einen Test handelt es sich?" Ich fing an zu schwitzen, Schulleiter Black war gerissen und berechnend, er könnte Sebastian an seine Grenzen bringen. Selbst ich konnte nicht sagen, ob er aus seinen Fehlern gelernt hat.

Black: „Nun, uns ist bei einer genaueren Untersuchung nicht entgangen, dass Sie, junge Dame, die Erinnerungen eines Schulkameraden verändert haben. Zwar erst, nachdem dieser ausgesagt hatte, aber leider können wir so einige Geschehnisse nicht mehr nachträglich überprüfen, wie geplant. Leider müssen wir nun auch davon ausgehen, dass sie ihre eigenen, sowie Mr. Sallows Erinnerungen ebenfalls manipuliert haben."

Ich schluckte schwer, sie hatten tatsächlich die Erinnerungen der Anderen überprüft?! Ich habe lediglich die Erinnerungen von Ominis verändert, in denen Sebastian die Flüche angewendet hat, aber sie haben es trotzdem gemerkt? Mein Körper bebte vor Angst.

Black: „Also wird sich Mr. Sallow einem sogenannten Wesenstest unterziehen müssen, indem wir feststellen, ob er einen unverzeihlichen Fluch leichtfertig anwenden würde oder nicht. Sind sie damit einverstanden? Sie haben keine Wahl, aber das würde es einfacher für uns alle machen."

Ich starrte ihn an und nickte langsam. Keine Ahnung, was das bedeuten soll, aber ich muss wohl mitmachen. „Enttäusch mich nicht, Sebastian!", betete ich.

Black: „Sie werden in Kürze in einen Raum voller Irrwichte transportiert werden, nur wird Mr. Sallow das nicht wissen. Die Irrwichte werden nur auf seine Ängste reagieren und Sie werden nicht eingreifen, egal was passiert. Wir möchten SEIN Inneres und SEINE Rechtschaffenheit prüfen, nicht Ihre."

Ich nickte. Sebastian wurde hereingeholt und wir sollten daraufhin einen Portschlüssel berühren. Sie sagten ihm nicht, was nun passieren würde. Weder, dass er getestet wird, noch, dass sie alles, was dort passieren wird, sehen können.

Es wurde schwarz als wir den Portschlüssel berührten. „Lumos", rief Sebastian sogleich.

Sebastian: „Ist alles in Ordnung? Wo sind wir hier?" Er legte seinen Arm schützend um mich und wir gingen ein Stück. Ich hielt mich schmerzvoll an ihm fest und unterdrückte meine Tränen.

Sebastian: „Was hat Black gesagt? Ich hoffe doch, das hier soll keine Strafe sein."

Dann fing es an. Irrwichte tauchten auf, einer nach dem anderen näherte sich uns. Sebastian hatte zwar ihre Präsenzen bemerkt, jedoch nicht erkannt, um was für Lebewesen es sich handelt.

Anne: „Sebastian! Hilfe!" Sagte plötzlich einer der Irrwichte, der die Gestalt von Anne angenommen hatte.

Sebastian: „Anne?! Was machst du hier?! Bist du verletzt?!"

Er stürmte blind drauflos und vergaß jedes rationale Denken. Ich hielt mir die Hände vor den Mund, um nicht zu schreien.

Anne: „Er ist hier, Sebastian! Er bringt mich um!"

Dann tauchte ein weiterer Irrwicht in der Gestalt seines Onkels Salomon auf.
Ich hätte es wissen müssen. Sebastian hatte keine Angst vor seiner Schwester, er hatte Angst, dass sein Onkel schuld ist, dass sie an ihrem Fluch stirbt.

Sebastian war außer sich vor Wut. Er hatte mich völlig vergessen und merkte nicht, dass er gegen seine eigenen Dämonen kämpfte.

Sebastian: „Verschwinde Salomon! Du bringst Anne um! Ich habe sie nicht aufgegeben!"

Er schleuderte einen mächtigen Zauber nach dem Anderen auf die Illusion, doch erreichte damit nichts. Tränen liefen sein Gesicht hinab und er wurde immer verzweifelter. Meine Hände zitterten, während ich mit ansah, wie er den Verstand verlor. „Nicht mehr lange ..." dachte ich. Er würde nicht mehr lange brauchen, bis er wieder einen unverzeihlichen Fluch auf ihn schleudern würde. Meine Beine verloren den Halt und ich fiel zu Boden.

Da sah ich die Finsternis in Sebastians Herzen so deutlich, wie noch nie aufflammen

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Da sah ich die Finsternis in Sebastians Herzen so deutlich, wie noch nie aufflammen. Er verlor die Kontrolle. Immer mehr Irrwichte verwandelten sich in seine inneren Dämonen, die ihn heimsuchten, während er gnadenlos auf das Abbild seines Onkels feuerte.
Dann machte er eine plötzliche Feuerpause und atmete einige hastige Atemzüge.

„Er wird es tun! Er wird es ganz sicher tun! Was soll ich machen?! Er hat mich sofort vergessen, obwohl er hätte wissen können, dass es nur Illusionen sind." Dachte ich voller Angst und Adrenalin. Ich hatte jetzt nur zwei Möglichkeiten.


Eingreifen (Ende 1)

oder

Nicht eingreifen (Ende 2)

Im Schatten der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt