Sebastians POV:
Stunden um Stunden, verbrachte ich damit, mich mit der Theorie des Zeitreisens zu beschäftigen. Das alte Buch von Professor Fig, drang weitaus tiefer in die Materie ein, als ich angenommen hatte. Ich kam mir fast wie ein verrückter vor. Aber ich musste mich einfach damit beschäftigen, es würde mich sonst niemals loslassen. Mein Wunsch, ihr und allen Anderen denen ich so viel Leid zugefügt habe, ein normales Leben zu ermöglichen, brannte wie ein schwarzes Feuer in mir. Meine Gefühle schwankten stark zwischen purem Interesse an der Materie und dem Spaß an der Theorie, und dem immer wieder aufkommenden Gedanken es tatsächlich durchziehen zu wollen. So lebendig habe ich mich lange nicht mehr gefühlt.
Einige Male, übermannte mich beim lesen ein Gefühl der unendlichen Traurigkeit, immer dann, wenn mir klar wurde, dass es tatsächlich möglich war. "Ich könnte wirklich in der Zeit zurück reisen." Dachte ich, während ich nervös mit meinem Fuß wippte. Natürlich würde es nicht einfach werden, gar unerreichbar und unverzeihlich würden manche behaupten. "Aber nicht für mich, ich scheue nicht davor, mein eigenes Leben aufzugeben für die Menschen die mir lieb sind." Ich fing an mir Notizen zu machen. Ob ich es nur aufschrieb um mir Gewissheit zu verschaffen oder um tatsächlich einen Plan zu entwickeln, wusste ich selbst nicht. Allerdings saß ich fast die ganze Nacht an diesem Buch und meinen Skizzen. Letztenendes bin ich diese Nacht nicht mehr ins Bett gegangen und schlief auf meinem Werk des puren Wahnsinns ein.
Leser POV:
Mit glasigen Augen betrachtete ich den Vollmond durch das Schlafzimmerfenster, während ich darauf wartete, dass Sebastian endlich ins Bett kommt. Ich lag auf der Seite und konnte mich vor Kummer kaum bewegen. Dass ich auf seine Frage nicht antworten konnte, tat ihm bestimmt sehr weh, da war ich mir sicher. Er wusste vermutlich selbst nicht mal, was er hören wollte. Spürt er denn nicht, dass ich trotz allem, was passiert ist glücklich bin? Das ich dieses Leben für nichts auf der Welt hergeben würde? Natürlich könnte es noch perfekter sein, wenn wir ganz normal zur Schule hätten gehen dürfen, einen ganz normalen Abschluss machen könnten, in der Nähe unserer Freunde leben würden... .
Aber all das war uns nicht vorbestimmt, denn Sebastians Dunkelheit brauchte all die Fehler die er machte, damit er daraus lernen kann. "Was hätte es gebracht, ihn von all diesen Dingen ab- und fernzuhalten? Hätte sich die Dunkelheit, der Schmerz und die Wut einfach aufgelöst? Oder wäre er einfach nur zu einem späteren Zeitpunkt durchgedreht. Man kann es nicht wissen und das will ich auch gar nicht." Dachte ich trübsinnig. Kleine Tränen liefen meine Wange hinab und ich rieb sie mit meiner Decke ab. "Nein! Der Sebastian, den ich liebe, hat all diese Dinge getan und so viel durchgemacht, und sich trotzdem nicht darin verloren. Tief verborgen hinter all diesem Schmerz und Leid, spüre ich seine sanfte, liebevolle Art, bittere Verletzlichkeit und Unsicherheit." Ihn ändern zu wollen, würde für mich bedeuten alles was passiert ist zu verleumden und zu bereuen. Das wollte ich auf gar keinen Fall.
Jetzt erst verstand ich auch die Warnungen und Geschichten der Hüter, denen ich so lange keine Beachtung schenkte. Man darf Schmerzen nicht einfach nehmen, nur weil man denkt dass es das richtige ist. Man sollte die Erinnerungen an seine Freunde und Familie in Ehren halten und daran wachsen, anstatt sie und alles was sie erlebt haben auszuradieren. Es wäre sonst als hätten sie nie existiert.
Dann versuchte ich mich etwas zu beruhigen und mich nicht in diesen Gedanken zu verlieren. Da viel mir auf, wie spät es bereits geworden war.
Vorsichtig schlich ich mich die Treppe hinunter und sah, das das Kerzenlicht im Arbeitszimmer noch brannte. Meine Knie wurden so weich, wie lange nicht mehr und ich traute mich einfach nicht, ihn nochmal zu stören. Unsagbar Niedergeschlagen ging ich zurück ins Bett und versuchte zu schlafen. Ich fühlte mich komisch.
DU LIEST GERADE
Im Schatten der Liebe
FanfictionObwohl sie sich schon lange kennen, hat Sebastian nie romantisches Interesse an ihr gezeigt, oder doch? Trotz der eindeutigen Anziehungskraft zwischen ihnen wagt sich jedoch keiner so recht, den ersten Schritt zu tun. Wird er es schaffen, die Finste...