Mariella
Der Abend kam schneller, als er sollte und ehe ich mich versah, stand schon ein wütender Juri am Türrahmen und brachte mich mit seinen Augen um.
„Wieso bist du nicht angezogen?", zischte er.
Verunsichert verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und blickte zu dem knappen Kleid, dass auf dem Bett lag. Anastasia hatte es mir vor ungefähr einer Stunde gebracht.
Es war viel zu kurz. Nicht einmal mein Bruder hat mich so etwas tragen lassen. Als ob das nicht genug ist, saß der Ausschnitt auch noch sehr sehr tief und der Stoff sah so aus, als würde er an meinem Körper so kleben würden, wie eine zweite Haut.
So konnte ich doch nicht gehen?
Die Vene an seiner Stirn wurde dicker und er kam einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. Knapp nickte er an mir vorbei. „Hinter dir ist ein Bad. Du hast 5 Minuten. Solltest du nicht fertig sein, werde ich Adam rufen."
Ich sagte nichts und presste die Zähne zusammen. Mit einem letzten Seufzen, drehte sich Juri um und verließ das Zimmer.
Ich würde lügen wenn ich sagen würde, ich hätte keine Angst. Meine Hände zitterten.
Wieso musste ich ihm Gesellschaft leisten? Warum in diesem Kleid? Ich verstand nichts mehr.
Mit einem pochendem Herz, dass nicht aufhörte meine Ohren zu betäuben, lief ich auf das große Bett zu und griff nach dem roten engen Stück Stoff, bevor ich es es an meinen Körper hielt. Schluckend blickte ich an mir runter.
Ich bete zu Gott, dass es das alles hier wert ist.
~
Die Villa war größer als ich dachte, stellte ich fest, als mich Juri durch das große Anwesen führte. Die Wände sahen immer gleich aus. Entweder waren sie schwarz oder mal grau. Sie alle waren leer. Kein einziges Bild hing an ihnen und das, obwohl, der freie Platz praktisch darum bettelte.
Jede paar Minuten, liefen Wachmänner und Dienstmädchen an uns vorbei. Jedes Mal erwischte ich mich dabei, wie ich nach ihren Blicken suchte, doch sie blickten immer zu Boden. Als wäre es verboten aufzuschauen.
Ich hatte mit der Zeit angefangen zu zählen. Bis wir den bestimmten Saal erreicht hatten, bemerkte ich, dass der Teil, den wir durchquert hatten, insgesamt 25 Räume besaß.
Und ich war mir sicher, dass all dieses Vermögen nicht einmal ansatzweise die Hälfte war.
All dieser Luxus, erschaffen mithilfe von schwarzem Geld. Blutgeld.
Adam wartete bereits auf uns, als wir den Raum betraten. Juri wich mir sofort von der Seite und stellte sich zu den anderen Männern, die an der Ecke standen und ich stand nun alleine da. Alleine vor dem Teufel, der mich mit seinen Augen verbrannte.
Der Tisch, der im Zentrum des Saales stand, hatte die Länge meines alten Zimmers. Kein Zentimeter war nicht bedeckt. Überall standen die verschiedensten Gerichte und ich versuchte nur verwirrt nach den anderen Personen zu suchen, die uns Gesellschaft leisten würden. Doch all diese Hoffnung fiel zu Asche, als ich nur einen Stuhl sah.
Er befand sich am kompletten Ende des Tisches, während der Stuhl am anderen Ende Adam gehörte. All dieses Essen für bloß zwei Menschen.
Was zum Teufel war sein Ziel?
„Willst du dich nicht setzen?" Seine Stimme war seelenruhig und doch so laut in diesem stillen Raum, als sie mich zurück in die Gegenwart riss. Mit gekrauster Stirn blickte ich zu ihm auf. Er deutete auf den Stuhl und hob unbeeindruckt eine Braue.
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𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓
RomanceMariella Venetien. Ein ruhiges Mädchen - nett und hatte die Angewohnheit immer zu sprechen, wenn ihr danach war. Im Schatten ihres älteren Bruders hatte sie nicht viel Einfluss auf Veränderungen. Selbst wenn ihr Bruder das ganze italienische Viertel...