𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒

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Mariella

Sein Finger lag auf dem Abzug und doch kam es mir so vor, als würde er nicht abdrücken wollen. Die Aufregung in seinen Augen verriet ihn.

„Schön wärs", murmelte er und ließ die Waffe wieder sinken. „Aber so einfach ist es nicht."

„Was wollen sie von mir?", fragte ich. Meine Stimme klang so schwach. Ich hasste es.

„Von dir?", fragte er mich und hob eine Augenbraue, bevor er begann mit dem Kopf zu schütteln. „Von dir gar nichts."

Fragezeichen bildeten sich in meinem Kopf und mir wurde immer mehr unwohl. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Wieso bin ich dann hier?"

Belustigung glänzte in seinen Augen auf, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen kehrte er mir den Rücken und legte seine Waffe auf einen der Wagen. Ich konnte spüren, wie sich mein Magen umdrehte, als ich sah, wonach er da griff.

Das Messer war scharf. Silberne Zeichen dekorierten die Klinge und wenn man genau hinschaute, konnte man die getrockneten Blutflecken darauf erkennen.

Wie es sich wohl anfühlt, diese Klinge in den Bauch gerammt zu bekommen?

So langsam als käme es mir vor wie in Zeitlupe, drehte er sich wieder zu mir um und kam mit quälend vorsichtigen Schritten auf mich zu. Mit jedem Stück Abstand, den er verringerte, wurde das Klopfen meines Herzes schneller. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Selbst die aufgeschnittenen Stellen an meinen gefesselten Gelenken, fühlten sich nun taub an.

Erst als uns nur noch ein Meter trennte, wurde er langsamer, bis er komplett stehen blieb und sich zu mir runter kniete. Mit dem Bewusstsein, dass das Messer immer noch in seiner Hand war, starrte ich ihm in die Augen. Ich sah nichts. Absolut gar nichts. Nur tote Ruhe.

„Du wirst mich umbringen, oder?", fragte ich leise und schaute zu, sein Griff um das Messer fester wurde.

„Willst du das denn?", fragte er mich und legte leicht den Kopf schief.

„Für dich ist das alles ein Witz, oder?", sprach ich ohne überhaupt darüber nachzudenken. „Es wäre kein Verlust. Schließlich wäre ich einfach eine weitere Seele, die du umbringst, um das zu bekommen, was du willst."

Ich erwartete Schock. Wut. Verwirrung.

Doch nichts.

Sein Blick wurde nur noch intensiver. Stumm starrte er mir in die Augen. Als erwarte er etwas. Nur was?

„Du bist mutig für jemanden, der gerade noch für sein Leben gebettelt hat", sprach er plötzlich und hob das Messer an, bis ich die Spitze unter meinem Kiefer spüren konnte.

Zittrig seufzte ich auf und wollte mich weg aus seiner Reichweite lehnen, doch mit jedem Versuch, drückte er die Klinge fester in meine Haut rein. Ich konnte spüren, wie etwas flüssiges meinen Hals hinunter floss und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ich wusste nicht mehr, ob es Blut oder Tränen waren. Ich wollte es nicht mehr wissen.

„Bring mich zum Leiden", flüsterte ich. mittlerweile mental komplett am Ende. „Das ist doch das was du willst."

„Nein", sprach er und zog die Augenbrauen zusammen und lehnte sich zu mir runter, bis wir auf Augenhöhe waren. „Das wäre zu harmlos."

„Dann bring mich um", sprach ich. Seine Miene verblieb stahlhart, während er den Kopf schüttelte.

„Auch nicht genug", murmelte er und konzentrierte sich wieder auf das Messer, dass er langsam meinen Hals runter gleiten ließ. Mit jedem Zentimeter, wurde der Druck fester, bis die Klinge wirklich anfing durch meine Haut zu schneiden.

𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt