Adam
Mit einem dröhnenden Kopf stellte ich das leere Glas auf meinem Schreibtisch ab und lehnte mich zurück in den Stuhl. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, nur um sich keine weitere Sekunde wieder zu öffnen.
Ich wollte jemandem weh tun. Jemanden anschreien und ihm die Schuld geben. Ich wollte mich vor den Spiegel stellen und auf das spucken, was ich vor mir sah.
Man hatte mich als Kind vor ihnen gewarnt. Man hatte mich gewarnt, als ich langsam den Platz meines erbärmlichen Vater einnahm. Und man hatte mich gewarnt, als ich mir vor ihnen das Blut von den Händen wusch.
Sie taten es oft. Doch sie brauchten es nicht zu tun. Ich hatte bereits genug Hass in mir. Ich brauchte keine Beispiele oder Wörter, die ihre Existenz in den Dreck zogen.
Ich wusste alles was ich wissen musste.
Doch vor einer Sache haben mich diese Bastarde nicht gewarnt.
Vor einem 19-jährigen Zwerg, welcher nicht die Klappe halten konnte.
Wenn ich etwas in meinem erbärmlichen Leben hasste, dann waren es Menschen, die meine Struktur und Ordnung durcheinander brachten. All die Pläne veränderten und für Fragen sorgte, denen ich niemals, und damit meine ich nicht einmal eine Sekunde meiner Zeit schenken sollte.
Mariella Venetien.
Jung. Klein. Naives Herz. Schlauer Kopf. Und die dumme Gewohnheit alles zu sagen, was ihr durch den Sinn kommt.
Sie haben mich nicht vor ihr gewarnt.
Nein. Denn sie hatten gedacht, ein einzelner Kopfschuss hätte alles sofort zu Ende gebracht.
Ea gab nur ein verficktes Problem.
Es kam nie zu diesem Schuss.
Stattdessen machte ich sie zu meiner Frau.
Ein Mädchen, mit italienischem Blut. Mit Augen, die meinem Feind gehörten.
Ein reines, sauberes, gesundes, hübsches Gesicht, welches ihrer Mutter gehörte.
Ich sah Bilder von ihr. Sie sahen sich endlich.
Jedes Mal wenn sie ihren Mund aufmachte, fällt alles zusammen. Es ist so, als würde ich mein jüngeres ich in ihr sehen. Aber etwas war anders. Sie sprach die Dinge aus, die ich nie ausgesprochen hatte. Sie hatte etwas, was mir vor Jahren gefehlt hatte.
Mut.
So klein. So dumm. So zerbrechlich.
Und doch in der Lage mich zum Verstummen zu bringen.
Dann war da dieses Provozieren.
Die Art wie sie immer zu ihrem Wort steht. Wie sie es liebt mir zu widersprechen.
Ihre Reife.
Sie stimmt mir zu. Sie argumentiert. Sie diskutiert.
Sie dreht sich nicht einfach rum und rennt weg.
Und dann war da noch dieses kleine Unbewusste ihrerseits.
Ich hasste es, wenn sie diese verfickt kurzen Kleider trug. Ich hasste es, wenn sie meine Männer eine Sekunde zu lang anschaute - sie anlächelte - sich bedankt - versucht ihnen zu helfen.
Ich wollte mir heute die Haare aus dem Kopf reißen, als ich sah, wie sie sich vor die Waffe stellte, um diesem unbedeutenden Mann zu helfen. Ihn zu schützen. Als wäre er etwas besonderes. Als wäre er es wert.
War sie immer so dumm? So schwach? So verfickt nochmal gut zu jedem, dass ich sie einfach in einen Raum sperren will, damit kein Bastard mehr auf dieser Welt ihr Mitleid ausnutzen kann.
Keiner würde sie sehen. Keiner würde sie anfassen.
Daran ist nichts falsch.
Ich seufzte auf und biss die Zähne fest zusammen.
Ich will sie ruinieren.
Ich will ihr Herz in einen Käfig sperren, damit keine Dämonen kommen, und es holen, wenn sie mal wegschaut.
Ich will sie und jeden anderen leiden sehen, der Schuld daran ist.
Ich will all ihre Kleider zerreißen.
Ich will sie anlügen und manipulieren.
Ich will, dass sie mit all ihren Gedanken zu mir kommt. Nur zu mir. Ich bewahre sie auf. Passe auf sie auf. Alle haben doch Angst vor der Dunkelheit? Bei mir wären sie sicher.
Ich will-
Ich will sie gegen diese Wand drücken und -
Ich nahm mir das Glas zur Hand und schleuderte es gegen die Wand, bevor tausende von Scherben auf dem Boden landeten. Zufrieden betrachtete ich sie.
Ich konnte nicht entscheiden ob ich das mit ihrem Herz machen wollte, oder mit jedem Hurensohn, den sie je angeschaut hat.
Eine verfickte Krankheit war das.
Eine Krankheit.
Nicht mehr.
Aber sie wird vergehen.
Sie muss vergehen.
Sie ist der Feind. Ich bin das Monster, welches sie hier eingesperrt hat.
Es ist einfach. Das einzige was man tun muss, ist das Herz auszuschalten und den Kopf immer wieder zu laden, so, dass niemals die Warnung kommt, dass das Akku zu schwach ist.
Mehr braucht es nicht.
Nach vorne schauen.
Ignorieren.
Und sündigen.
Ich lebe für meine Pflichten.
Und sobald sie ausgeführt sind, habe ich keinen weiteren Grund auf dieser Welt zu verbleiben.
Alles andere sind Illusionen.
Alles, was den Eindruck macht, dass es andere Gründe gibt weiter zu atmen, als nur für seine Pflichten.
Ich werde sie alle zerstören.
Auf die Knie zwingen und zum ersten Mal glücklich lächeln, wenn ich ihre Tränen sehe.
Ich sterbe bevor dieses Mädchen zu meiner Sünde wird.
Das schwöre ich auf den Tag, an dem all die Unschuld meinen Körper verlassen hat.
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𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓
RomanceMariella Venetien. Ein ruhiges Mädchen - nett und hatte die Angewohnheit immer zu sprechen, wenn ihr danach war. Im Schatten ihres älteren Bruders hatte sie nicht viel Einfluss auf Veränderungen. Selbst wenn ihr Bruder das ganze italienische Viertel...