𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟗

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Mariella

Das Leben ist komisch, wirklich.

Du blickst einmal durch das Fenster, an irgendeinem Tag, an dem du dich mal dazu entschlossen hast dein stickiges Zimmer zu verlassen und es beginnt. Die Realisierung nimmt dich ein. Und wenn es schon einmal geschehen ist, taucht das bekannte Stechen in deiner Brust nicht auf. Du fühlst keinen Schmerz oder irgendeine Enttäuschung. Du blickst einfach auf das Feld. Oder hoch zur Sonne. Und du denkst. Du bemerkst, wie komisch das Leben ist. Wie alles davon abhängt, was du daraus machst. Du bemerkst, wie du in dem jetzt und hier lebst und es irgendwann in der Zukunft bloß eine Erinnerung sein wird. Du bemerkst, dass es so schnell vergehen kann. Du bemerkst, dass du daraus mehr machen solltest.

Und dann bemerkst du wie oft du dir das schon vorgenommen hast und gibst es zu. Du schluckst die Lügen und hoffnungslosen Vorstellungen runter und akzeptierst es, dass dein Leben an dir vorbei ziehen wird. Du gestehst dir ein, dass du es immer und immer wieder hinterfragen wirst und versuchen wirst, es das nächste mal anders zu machen - du nimmst dir das Ziel vor Augen endlich zu leben.

Und das nächste mal wenn du wieder vor diesem Fenster stehst oder vor irgendeinem Teich, seufzt du auf.

Denn du gibst es mental zu. Du lügst schon wieder.

Adam brauchte Tage bis man seine kühle Anwesenheit wieder spürte. Essen tat ich allein, die Zimmerbesuche fielen aus. Es blieb still. Zu still, um etwas gutes zu bedeuten.

Und als eines Tages Juri anklopfte, um mich zu informieren, dass Adam nach mir wünschte, realisierte ich auch, dass etwas schlechtes anstand.

Der Weg zu seinem Büro verlief schnell. Es verging nicht so schnell wie beim ersten Mal. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mich an das gewöhnt habe, was dieses Anwesen so mysteriös machte. Egal, ob es die Wände, Flure oder die Leute betraf. Alles hier wirkte nicht richtig. So kontrolliert und gezwungen. Ich fragte mich, wie es früher war oder ob es überhaupt ein Früher gab.

Das Eintreten schien ebenfalls schneller zu laufen. Wenn ich mich nicht täuschte, antwortete Adam schneller als das letzte Mal auf Juris Klopfen.

Zwei Schritte rein in das Zimmer und das erste was passierte war das Begegnen unserer Augen. Ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte.

"Juri", sprach Adam und lehnte sich in seinen Stuhl rein. Sein Griff um das Glas gefüllt mit Alkohol wurde stärker. "Raus."

Juri sprach nicht. Und da ich nicht hinschaute, schätzte ich, dass er bloß nickte und somit den Raum verließ. Das leise Schließen der Tür machte das Szenario realistischer.

Ich hatte immer noch nicht den Blick abgewendet.

Die Art, wie er mich anschaute, war fesselnd. Die Art wie seine Augen kleiner wurden und durch mich durch zu schauen schienen, beirrte mich. Es wirkte beinahe so, als versuche er mich zu analysieren.

Ich versteckte die Hände hinter meinem Rücken und schluckte die Trockenheit in meinem Mund runter, die mich davor bewahren will zu reden.

"Du bist wieder da", stellte ich leise fest.

Seine harten Gesichtszüge zuckten nicht. Stattdessen wurde sein Blick nur kühler und die Anspannung in seinem Kiefer stärker. Unbeeindruckt hob er die Augenbraue. "Vermisst?"

Alles aber das, Adam.

"Was hast du gemacht?", fragte ich vorsichtig, ohne auf seine Provokation einzugehen. Meine Stimme bettelte darum die Neugier zu zeigen, doch ich bekämpfte den Drang, sobald ich die Gefahr darin verstand.

"Was sind das für Fragen?", fragte er mich. Die Falten auf seiner Stirn zeigten, dass ihn meine Themenentscheidung nicht zufrieden machte.

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte sein Misstrauen abzuspielen. "Nur daran interessiert was du gemacht hast."

𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt