𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟔

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Adam

„Er hat die Systeme gehackt. Wir sind jetzt drinnen."

Seufzend blickte ich von meiner Zigarette auf. Giovanni blieb mit verschränkten Armen vor mir stehen und drehte sich ebenfalls in die Richtung des Gartens. Jedoch schien er keine Ansichten zu machen, sich ebenfalls auf der Bank niederzulassen.

Müde atmete ich den Rauch aus. „Hat es jemand bemerkt?"

„Dieser Typ müsste ungefähr jetzt davon erfahren haben, dass wir etwas planen", sprach Giovanni und nickte. „Aber das ist egal. Es ist nicht so, als ob er uns groß aufhalten könnte."

Wie ironisch. Wir wussten so viel.

So viel. Nur nicht, wer sie gefangen hielt.

Es machte mich verrückt, ich hätte mir am liebsten eine Kugel durch den Kopf gejagt. Welcher Hurensohn wagt es mir meine Frau zu nehmen?

Ich werde den Wichser fesseln und foltern bis er mich anbetteln wird ihn zu töten. Jede Sekunde werde ich genießen.

„Hörst du mir zu?", hörte ich seine ungeduldige Stimme fragen.

Ich nickte und blickte gedankenverloren in den roten Himmel. Sein verächtliches Schnauben neben mir ignorierte ich gekonnt.

„Wie viel Gramm hast du zu dir genommen?", hörte ich ihn ernst fragen.

Ich blickte runter auf die fertig gerauchte Zigarette und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Das kleine Funkeln zwischen dem Gras erlosch schon fast sofort, dass es mich sogar enttäuschte.

Es hätte sich auch ausbreiten können. Auf der ganzen Wiese. Bis Feuer entsteht. Bis dieses Haus in Flammen steht. Bis diese ganze Stadt in Flammen steht. Mir egal.

Sie können alle sterben

Was ist diese Welt ohne sie?

„Ich werde sie finden", höre ich ihn murmeln. „Und wenn es so weit ist, werde ich sie ein für all Mal wegbringen. Raus aus diesem Viertel. Raus aus dieser Stadt. Weg von euch verdammten Psychopathen."

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich versuchte ruhig auszuatmen. „Provozier mich nicht."

Du kannst sie mir nicht nehmen. Ich würde sie überall finden.

Ich spürte, wie er sich neben mir niederließ und zu mir drehte. „Du denkst du verdienst sie?"

Der Spott in seiner Stimme weckte meine Neugier. Mit gehobener Augenbraue blickte ich in seine Richtung und traf auf seinen hasserfüllten Blick.

„Nicht einmal aufpassen kannst du auf sie. Warum sonst bin ich hier? Weil du ohne Hilfe sie nicht finden wirst", stellte er fest und schnaubte verächtlich auf.

Ich spannte den Kiefer an. „Ich habe dich hergerufen weil ihr Bruder am meisten über sie weiß. Mein Ziel hierbei ist die Vergrößerung meiner Informationsquelle."

Er schüttelte den Kopf und lachte humorlos auf. Angespannt lehnte er sich zurück und blickte raus in den Garten. „Meine Schwester hat das alles nicht verdient."

Ich schluckte leise und sagte nichts dazu.

„Ich hätte sie lassen sollen", er schien mit sich selbst zu reden. „Sie hätte ihr Abitur machen können. Sie hätte studieren können. Sie hätte was aus ihrem Leben machen können - sie wäre endlich diesem ehlenden Loch entflohen. Aber ich hab sie wie der letzte Versager aufgehalten aus Angst ich würde die falsche Entscheidung treffen."

Innerlich machte ich mir eine Notiz sie dafür anzumelden das Abitur nachzuholen, sobald ich sie wieder zu mir geholt habe. Ich werde ihr alles ermöglichen. Sie wird studieren können in der besten Universität und ihren Traum verwirklichen. Alles was sie verpasst hat, wird sie nacherleben. Sie wird sich keinen Kopf machen müssen über Finanzen oder Aufenthalte. Ich werde ihr alles geben.

Meine starke Frau verdient nur das Beste.

„Weißt du...", begann er und lehnte sich vor, bevor er seine Ellbogen auf seinen Knien ablegte. „Als du angerufen hast, habe ich nur darauf gewartet dich endlich vor mir zu haben. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich dich umbringen würde, nachdem du zum zweiten Mal meine Schwester vor mir versteckt hast. Aber dann hast du gesagt, dass sie weg war und wir sie finden müssen..." er schluckte. „Ich hatte irgendwie alles böse vergessen. Ich will sie nur finden."

Sein Kopf drehte sich in meine Richtung. „Sobald ich sie habe, wirst du sie nie wieder sehen. Das verspreche ich dir", flüsterte er und nickte mit gedankenverlorenem Blick, als stimme er seiner eigenen Idee innerlich zu.

„Versuch es", sprach ich kalt und zündete mir die nächste Zigarette an.

Ich hörte ihn auflachen. „Du hast doch schon alles erreicht? Du hast mir doch schon alles geraubt? Was bringt dir das? Lass sie doch einfach gehen."

Ich nahm einen tiefen Zug. „Das ist keine Option."

„Du liebst sie nicht", hörte ich ihn sprechen. „Männer wie du können nicht lieben."

Ich spannte den Kiefer an und blickte runter auf die Wiese. „Ich will keinen Krieg mehr", sprach ich ruhig und wechselte das Thema.

Es wurde kurz still.

Und dann begann er laut aufzulachen.

Unbeeindruckt schaute ich ihm dabei zu, wie er begann sich nach vorne zu lehnen, um seine Belustigung noch deutlicher zu machen. Als sein Lachen leiser wurde und er begann sich zu beruhigen, wich er sich eine imaginäre Träne von der Wange und schüttelte leicht den Kopf.

„Wiederhol das mal bitte", bat er mich mit belustigter Stimme.

„Keinen Krieg mehr.", sprach ich und warf die Zigarette zu Boden. „Ich lasse dein Viertel in Ruhe. Du meins. Kein Randalieren mehr, keine Schlägereien, keine Toten. Waffenstillstand."

„Warum?", fragte er sofort.

Mein Kiefer zuckte.

„Du lebst für diesen Rechtsextremismus. Dein größtes Ziel ist Rache. Warum auf einmal jetzt an einen Waffenstillstand glauben?", fragte er verständnislos.

Ich schluckte. „Ich habe einen anderen Sinn gefunden."

Mein Kopf drehte sich in seine Richtung. „Und du wirst mir zustimmen."

Er hob eine Augenbraue. „Und wie kommst du darauf?"

„Weil wir den selben Sinn teilen", sprach ich knapp. Ich warf die fertig gerauchte Zigarette zu Boden.

„Hör auf den Guten zu spielen!", zischte er und stand auf. Unbeeindruckt blickte ich zu ihm auf.

„Ich war nie der Gute", sprach ich kalt.

„Warum tust du das dann?", knurrte er frustriert.

Hätte ich gewusst, dass ihn der Gedanke an einen ‚netten' Adam so sehr dazu bringt die Fassung zu verlieren, hätte ich das schon längst versucht.

Wie sehr sich mein Leben doch verändert hat.

„Für sie", sprach ich und legte das Feuerzeug neben mich.

Es wurde still.

„Du beendest die ganze Scheiße wegen einer Frau?", fragte er verständnislos. „Du?!"

Mein Mundwinkel verzog sich. „Hast du deine verdammten Tage?"

„Ist das wieder einer deiner kranken Pläne?", fragte er zornig und ging meiner Provokation aus dem Weg.

Ich habe nur noch einen Plan.

Sie nach Hause zu holen.

Sie richtig zu heiraten.

Und sie glücklich zu machen.

Und sie so lange zu küssen, zu berühren und zu schmecken, bis sich mein Duft an ihr abfärbt.

„Ich hab was gefunden!"

Der seltsame Freund von Giovanni kam vor uns zum Stehen und legte schweratmend den Laptop auf dem Tisch ab. Mit zusammengezogenen Augenbrauen versuchte ich die Code Schrift zu verstehen.

„Der Anführer", gab er mit heiserer Stimme von sich. Angestrengt stützte er sich an seinen Knien ab und atmete aus.

„Der Anführer hat sie."

Iwan.

𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt