𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟏

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Mariella

Mein Nacken schmerzte. Meine Augen brannten. Und etwas bohrte sich in meine Handgelenke.

Wimmernd öffnete ich die Augen und stellte erschrocken fest, dass ich an einem Stuhl gebunden war. Das Seil um meine Handgelenke bohrte sich in meine Haut rein und das Tuch, welches um meinen Kopf gebunden wurde, um mich vom Sprechen abzuhalten, nahm mir die nötige Luft.

Ich blickte um mich. Ich saß in einer großen Halle umgeben von Kartons und kaputten Möbeln.

Alles kam mir vor wie ein krankhaftes Deja Vu.

Wo war ich? Wer war das?

"Na sieh mal einer an. Da wurde jemand wach."

Erschrocken keuchte ich auf und blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ängstlich weiteten sich meine Augen.

Ein fremder Mann stand vor mir. Keine drei Meter trennten uns voneinander. Seine riesige breite Silhouette war das erste, was meine Aufmerksamkeit erregte. Blonde wilde Haare. Grüne giftige Augen. Und er trug einen blauen Anzug. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, als er begann zu grinsen. Zwei Grübchen zierten seine markanten Gesichtszüge. Sein junges attraktives Gesicht kam mir bekannt vor, ich konnte nur nicht identifizieren, woher ich ihn kannte.

"Du bist schöner, als ich dich in Erinnerung hatte", lächelte er leicht. Ängstlich schaute ich ihm zu, wie er einen Schritt näher trat. Er hielt inne sobald er meine Reaktion bemerkte.

"Ah", murmelte er und befeuchtete seine Lippen. "Ich sollte mich erst vorstellen, oder?"

Ich schluckte unter dem Tuch, als er sich einen Stuhl nahm und sich darauf niederließ. Er spreizte die Beine und legte seine Ellbogen auf seine Oberschenkel ab. Seine intensiven Augen bohrten sich in meine.

"Erkennst du mich wieder?", fragte er leise und legte den Kopf schief.

Ich schüttelte zögerlich mit dem Kopf. Er seufzte leise auf als er seine Augen über meine zerkaute Figur gleiten ließ.

"Tut mir leid die Umstände. Ich habe den Hunden gesagt, sie sollen sanft mit dir umgehen", er zog eine Grimasse und stand auf, bevor er mir näher trat und sich auf Augenhöhe runter kniete. Ängstlich lehnte ich mich zurück, als er seine Blick sehnsüchtig über mein Gesicht gleiten ließ.

"Ich habe dich vermisst", murmelte er und hob die Hand. Wimmernd versuchte ich meinen Kopf wegzudrehen und er hob sofort die Hände. Abwehrend erhob er sich und trat einen Schritt zurück.

"Ich tue dir nichts. Lass mich dir die Fesseln abnehmen, in Ordnung?", schlug er ruhig vor. Ich merkte den Akzent in seiner Stimme. Ich merkte auch wie seine Stimme klang. Rau und tief. Er rollte das R. War er auch Russe? So wie Adam? Hatte das ganze etwas mit ihm zutun? Vielleicht ein Feind von ihm?

Er hob wieder die Hände, dieses Mal aber, um mich von den Fesseln zu befreien. Als er die Hand ausstreckte, um mir das Tuch vom Mund zu nehmen, verlangsamte er seine Bewegung, als wolle er mir nicht noch mehr Angst machen, als ich schon sowieso hatte.

Als er mich komplett befreit hatte, seufzte er leise auf und schaute mich verträumt an.

Was war das für ein Psycho? Schluckend rieb ich über meine aufgerissenen Handgelenke.

"Mein Name ist Iwan", sprach er und blickte mich so an, als erwarte er irgendeine Art von Reaktion.

Ich atmete zittrig aus. "Ich kenne sie nicht", krächzte ich zögerlich und begann sofort zu husten. Mein Hals war staubtrocken.

Als ich mich beruhigte, hielt er mir eine Flasche Wasser hin. Ich blickte erst das Getränk an, dann ihn. Er seufzte leise, als ich keine Anstalten machte, sie anzunehmen.

𝐔𝐧𝐬𝐞𝐫 𝐅𝐞𝐡𝐥𝐞𝐫 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt