Kapitel 10

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Er öffnet zart seine Lippen und ich bin nicht abgeneigt. Der Kuss ist sehr sinnlich, sehr gefühlsvoll. Ganz anders, als das wilde Geknutschte mit Damian.

Seine Hand umfasst meine Hüften und er rückt ein Stück näher. Ich genieße diesen Kuss, lege ihm die Hände um den Nacken. Liam ist so verführerisch, auf seine eigene Art, so ...

Aber das kann ich doch nicht machen! Was mache ich denn? Das ist schon der zweite Mann, denn ich heute küsse! Das bin doch nicht ich!

Ich erstarre.

„Alles okay?", fragt Liam und mustert mich eindringlich.

„Ja ... nein ... ich weiß nicht."

„Tut mir leid, ich sollte dich nicht einfach so küssen." Er zieht sich von mir zurück und hinterlässt eine Leere in mir. „Es war nicht geplant, tut mir leid."

„Nein, mir tut es leid. Ich sollte nicht hier sein!" Ich stehe auf.

„Jess, sag das nicht. Am besten vergessen wir die ganze Geschichte und gehen schlafen, okay? Und morgen früh haben wir beide einen klaren Kopf."

„Gut", murmle ich verlegen.

Wir gehen rein und da fällt mir was auf. „Hier gibt es kein Schlafzimmer."

„Nein."

„Und wo schlafen wir?"

Liam deutet auf das Sofa. „Es lässt sich aufklappen." Meine Augen weiten sich. „Ich meine, du kannst auf dem Sofa schlafen und ich lege mich auf den Boden."

„Ich will aber nicht, dass du auf dem Boden schläfst." Er tut mir leid. Diese ganze Situation tut mir leid.

„Aber noch weniger willst du, dass ich mit dir in einem Bett schlafe, richtig?" Ich wende den Blick ab. „Keine Sorge, ich habe hier viele Decken. Und da es sowieso schon fast Morgen ist, werden wir eh nicht viel Schlaf bekommen."

Er sieht traurig aus. Ist es wegen meiner Abweisung vorhin? „Liam, es liegt nicht an dir, ich ...", platze ich heraus, doch ich weiß nicht, wie ich es erklären sollte.

Er kommt wieder auf mich zu und legt mir seine Hände auf die Schultern. „Keine Sorge, ich verstehe schon. Brauchst du was zum Anziehen fürs Schlafen?", fragt er dann wieder ganz normal, als ob nichts gewesen wäre.

„Nein, ich schlafe so, wie ich bin."

„Sicher? Das ist doch total unbequem. Ich kann dir ein T-Shirt geben."

„Gut", seufze ich.

Nachdem er mir ein weißes T-Shirt aus der Kommode gegeben hat, verschwindet er im Bad. Ich ziehe mich rasch aus, ziehe mir das T-Shirt über den Kopf und springe unter die Decke auf dem Sofa, den wir für mich fertiggemacht haben. Es sieht viel bequemer aus, als Liams provisorisches Bett aus Decken auf dem Boden.

Liam erscheint an der Tür. Er trägt nichts weiter, als eine Jogginghose, die locker an seinen Hüften sitzt.

„Sorry, ich habe vergessen ein Shirt mitzunehmen." Seine Stimme ist fast ein Flüstern. Er holt ein weiteres T-Shirt aus der Kommode.

Wie gefesselt starre ihn an. Sein Körper ist der erotischste, den ich je gesehen habe: breite Schultern, starke Brust und Arme, und auf dem Bauch Abzeichnungen eines Sixpacks. Sein Körper ist nur zur Hälfte tätowiert. Die rechte Seite ist komplett leer, die linke dafür vollbeladen. Es sieht aus, als ob sein Körper zweigeteilt wäre - genau in der Mitte. Die Hälfte des Bauchs und der Brust ist tätowiert, genau wie die linke Schulter und der ganze Arm. Der Rücken genauso.

Was bedeutet das? Da kommt mir ein Gedanke: Hat es was mit seiner Persönlichkeit zu tut? Hart und speziell auf der einen Seite, romantisch und gefühlvoll auf der anderen? So habe ich ihn nämlich kennengelernt.

Jess - Strength of FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt