Kapitel 14

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Gespannt wandert mein Blick wieder zu Liam und Celina. Liam versucht anscheinend irgendwas zu erklären. Celina schaut währenddessen zur Seite und dann motzt sie ihn richtig an. Ich kann zwar nichts hören, sehe aber die Mimik und das Stampfen ihrer Füße. Liam nimmt beide Hände in die Luft, als würde er sich verteidigen, doch dann hält er die Luft an und winkt ab. Während Celina sich unserer Richtung nähert, stampft Liam in die andere davon.

Als Celina mich entdeckt, bleibt sie kurz stehen, schnappt nach Luft und läuft dann letztendlich doch weiter auf uns zu.

„Hi, Jessy. Ich wusste gar nicht, dass du auch kommst", begrüßt sie mich, mit einem Lächeln, welches mir aber zu aufgesetzt erscheint, und schlingt die Arme um meinen Körper, bevor sie mir zwei Küsschen auf die Wangen gibt.

„Hi. Was war denn das gerade eben?"

„Was denn?", Erschrocken blitzen ihre Augen auf. „Ach so, du meinst, das mit Liam? Nichts weiter, nur eine Familienangelegenheit."

Eine Familienangelegenheit? Was heißt das? Das kommt mir zu seltsam vor. Wieso sagt sie mir nicht einfach, was los ist? Oder ... hat sie ihn vielleicht mit jemandem hier gesehen, obwohl er sich mit mir verabredet hat und hat ihn zur Rede gestellt? Oder hat er sie vielleicht mit jemandem erwischt ... Nein, so ist sie nicht. Also bleibt nur eine logische Erklärung für mich.

Kurz überlege ich mir nach ihm zu suchen, schiebe den Gedanken aber beiseite. Wenn er sich immer noch nicht gemeldet hat, dann will er mich wahrscheinlich auch gar nicht sehen. Zeit hätte er ja, wie man sieht.

„Kommt, wir gehen tanzen", schlägt Mia vor. Ich nicke und Mia ergreift meine Hand, um mich zum Aufstehen zu bewegen, bevor wir die Treppe runternehmen.

Die Tanzfläche ist zu voll, die Musik sehr laut und die Leute zu betrunken. Letzte Woche hat es mir nichts ausgemacht, was daran lag, dass ich selbst angetrunken war, aber heute stört mich irgendwas. Beim Tanzen finde ich den Rhythmus nicht, sondern bewege mich nur unbeholfen hin und her und schaue gedankenverloren durch die Gegend. Ich schweife meinen Blick durch die vielen Menschen im Raum und suche unwillkürlich nach einem attraktiven, tätowierten Mann, der mich anscheinend mehr beeindruckt hat, als ich mir eingestehen wollte.

„Was ist denn los mit dir?", schreit mir Laura durch die Musik ins Ohr.

„Ich weiß nicht. Ich glaube ich brauche einen Schluck Wasser. Ich bin gleich wieder da", schreie ich zurück. Laura nickt etwas skeptisch.

Ich laufe an ihr vorbei und die Treppe hoch. Ich brauche was zu trinken, aber da ich weiß, dass die Mädels Tequila trinken, gehe ich gleich zur Bar.

Zwei Barhocker stehen frei. Ich setze mich auf den einen und winke dem Barkeeper zu. Er lächelt mich an und kommt sofort zu mir rüber, ohne auf die anderen wartenden Gäste zu achten.

„Heeey. Wen haben wir denn da?" Cem streckt mir seine Hand zur Begrüßung aus, ich ergreife sie und er küsst gentlemanlike meinen Handrücken. „Ich habe dich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen! Du siehst toll aus." Ich habe nicht mal damit gerechnet, dass er mich immer noch kennt.

„Danke Cem. Du auch." Und das stimmt. Cem ist ein smarter lockerer Typ. Immer charmant und witzig. Und so wie er aussieht mit seinen zerrissenen T-Shirts und hochgestellten Haaren, könnte er als Model sein Geld verdienen.

„Hey Man, wir sind auch noch hier!", schreit einer der Wartenden.

„Ich komm sofort!", entschuldigt sich Cem und wendet sich mir wieder zu. „Was kann ich dir denn machen?"

„Einen Mojito, bitte."

„Kommt sofort." Lächelnd macht er sich an die Arbeit.

Eigentlich sollte ich nichts trinken, vor allem, weil ich mit meinem Auto da bin, aber einen Drink gönne ich mir trotzdem.

Jess - Strength of FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt