Kapitel 15

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„Noch einen Kurzen!", ruft Melanie und Laura schenkt den Nächsten ein.

Der Tequila schmeckt scheußlich. Ich hasse Tequila! Wenigstens gehen uns die Zitronen nicht aus, dank Cem.

„Prost!", sagt Laura und gibt den Salzstreuer an mich weiter.

Ich gebe etwas Salz an die weiche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinder an meinem Handrücken, und schiebe den Salzstreuer weiter zu Mia.

„Prost", gebe ich zurück. Ungenüsslich lecke ich das Salz ab, kippe den Kurzen runter und beiße in die Zitrone.

Fuck, ist das sauer! Mittlerweile ist es mein dritter. Oder vierter?

Nachdem Liam abgehauen ist, wollte Damian mich zu einem Drink einladen, doch ich lehnte dankend ab. Nach dem ganzen Theater brauche ich Ruhe von den Männern. Immer noch habe ich nicht so ganz begriffen, was das Ganze sollte.

Liam hat behauptet, er habe die ganze Woche versucht, meine Nummer rauszukriegen, aber das ist doch nur eine lahme Ausrede, denn zufälligerweise weiß ich, dass er Celinas Schwager ist. Es wäre für ihn ein Kinderspiel, an meine Nummer zu kommen, wenn er es nur gewollt hätte.

Und dann das Vorgeworfene - ich hätte was mit Damian! Das ist absurd. Und vor allem weiß ich gar nicht, was er sich überhaupt erlaubt. Er hat mich um ein Date gebeten, ja, aber ich bin nicht mit ihm zusammen, oder so. Also braucht er sich auch nicht so anzustellen!

Nach dem ganzen Theater, wollte ich eigentlich nach Hause, aber die Mädels haben mich abgefangen und überredet dazubleiben.

„Noch einen!", fordert Sandra.

„Meinetwegen! Aber dann gehen wir wieder tanzen!", antwortet Laura und schenkt wieder ein.

Ich streue mir wieder Salz an den Handrücken und gebe es an Celina weiter. Sie greift danach, aber ich lasse erstmal nicht los, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und es funktioniert.

„Hey Celina, darf ich dich mal was fragen?"

„Klar. Schieß los."

Ich lasse den Salzstreuer los und sie lächelt. „Wieso hast du dich mit Liam gestritten?"

Sie starrt mich überrascht an. „Ich hab dir doch vorhin schon gesagt, dass es nichts weiter als eine Familienangelegenheit war." Sie leckt das Salz ab und kippt den Tequila runter. Ich tue es ihr gleich.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich wieder so viel getrunken habe, oder daran, dass mir alles so komisch vorkommt, aber dann frage ich: „Ist diese 'Familienangelegenheit' auch schuld daran, dass du ihm meine Nummer nicht geben wolltest." Ich beiße in die Zitrone.

Nun haben wir die Aufmerksamkeit all meiner Freundinnen, doch ich achte nicht darauf. Ich beobachte nur Celina und ihre Reaktion. Sie reißt die Augen auf und ihre Pupillen rasen nervös hin und her. Sie hat die Frage nicht kommen sehen.

„Jessy ... Ich ... Hast du ihn gesehen? Was hat er zu dir gesagt?"

So nicht, meine Liebe! „Du hast mir die Frage nicht beantwortet. Hat er dich nach meiner Nummer gefragt?"

Ihr Blick wandert zu Boden. ,,Ja."

„Und wieso hast du sie ihm nicht gegeben?", frage ich ganz ruhig, obwohl mir gar nicht so ruhig zumute ist. Ich merke, dass ich die Einzige hier in der Runde bin, die etwas verpasst.

Celina sieht sehr nervös aus. So kenne ich sie gar nicht. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch Melanie kommt ihr zuvor: „Das ist meine Schuld." Ich sehe sie fragend an, sage aber nichts. „Ich wollte halt, dass du lieber mit Damian was anfängst. Du weißt schon; was Harmloses. So wie wir es geplant haben." Auch sie wirkt angespannt.

Jess - Strength of FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt