Kapitel 35

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Mein Atem setzt einen Moment aus, während mein Herz schneller schlägt.

Damian!

Er läuft verträumt den Gehweg entlang, gekleidet wie immer lässig mit dunklen Jeans und einem hellen langen Shirt. Doch was mich irritiert, ist der Kinderwagen, den er vor sich schiebt. Unbewusst läuft er in unsere Richtung. Durch den Seitenblick sehe ich, dass Celina mich beobachtet. Panisch schaue ich um mich und überlege mir eine Fluchtmöglichkeit.

Celina legt mir ihre Hand auf meine. „Hey, ganz ruhig. Tief durchatmen ..."

„Shit, was mache ich denn jetzt?" Ich wollte ihn nicht sehen. Nicht jetzt und sonst nicht ...

„Süße, was hast du denn? Ich dachte du hast mit ihm abgeschlossen?"

Dachte ich auch, doch meine Reaktion sagt mir was anderes.

„Habe ich auch", lüge ich.

„Nein, das hast du nicht." Ich schaue sie erschrocken an und sie fährt fort: „Du hast Gefühle für ihn, Schatz. Das sehe ich doch. Glaubst du denn nicht, ihr hättet ein Gespräch verdient?"

Irgendwo hat sie ja recht. Es sind viele Dinge passiert, aber nichts wurde ausgesprochen und geklärt.

Und wer ist an dem Ganzem schuld? Ich!

Aber was soll ich denn machen? Soll ich ihn jetzt einfach so überfallen und mich entschuldigen? Will er das denn? Ganz bestimmt nicht. Nicht nachdem ich mich so verhalten habe.

Also bleibe ich einfach sitzen und lasse es auf mich zukommen.

Er kommt uns immer näher und mein Herz schlägt schneller mit jedem seiner Schritte.

Er sieht mich nicht und vielleicht ist es auch besser so, doch tief in mir drin hoffe ich, dass er mir seine Aufmerksamkeit schenkt.

Ich bin doch total bescheuert!

Als er fast schon an uns vorbeigeht und ich die angehaltene Luft ausatme, dreht er den Kopf und unsere Blicke treffen sich.

Er bleibt abrupt stehen. Ich fühle mich, wie erstarrt, kann mich nicht bewegen und auch nichts sagen.

Wahrscheinlich geht es ihm genauso wie mir, denn auch er sagt kein Wort.

Celinas Blick wandert hastig zwischen Damian und mir hin und her, bis sie das Wort ergreift. „Damian? Du bist es doch oder? Der Typ, der im Charlys aufgetreten ist!"

Sie ist eine bessere Schauspielerin, als ich gedacht hätte.

„Äh, ja." Er ist sichtlich nervös. „Kennen wir uns?"

„Nein, nein. Ich habe dich da bloß gesehen. Aber meine Freundin Jessy kennst du doch, oder? Ich glaub ihr habt damals miteinander geredet." Mit einer Unschuldsmiene deutet sie auf mich.

„Äh ... ja. Hallo Jessy."

„Hi", erwidere ich.

Er weiß genauso wenig wie ich, wie er sich verhalten soll. Vor allem vor Celina.

„Was machst du denn hier?", fragt er. Reiner Smalltalk.

„Wir sind mit unseren Kindern hier", antworte ich und deute Richtung Spielplatz.

„Hm ..."

Wieder Stille. Celina greift wieder ein: „Oh nein! Emily wirft wieder mit Sand um sich! Das muss ich mal klären. Damian, leistest du Jessy ein wenig Gesellschaft, bis ich wieder da bin? Ich hätte dann noch ein Paar fragen an dich."

Er sieht sie fragend an, willigt dann aber misstrauisch ein. „O-kay"

„Supi. Bin gleich wieder da."

Jess - Strength of FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt