Kapitel 26

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Als ich eilend an meinem Arbeitsplatz ankomme, sitzt Damian bereits am Computertisch und checkt den Terminplan.

Meine Begrüßung fällt trocken aus, und so knapp wie möglich. „Morgen."

Demonstrativ blickt er auf die Uhr, an seinem Handgelenk - nur, um mir vorzuführen, dass ich zu spät komme - und grinst mich frech an. Doch an Stelle von blöden Sprüchen, die ich in dem Moment erwarte, zwinkert er mir nur zu.

Wieso ist er heute so gut gelaunt?

Bei dem Anblick seines Lächelns, schlägt mein Herz schneller. Und genau das ist der Grund, wieso ich heute so spät hier bin - von diesem Lächeln, das seine Lippen umschmeichelt, und von gewissen anderen Dingen, die er mit seinen Lippen anstellt, wollte ich nicht aufwachen.

Ich habe meinen Wecker drei Mal umgestellt, um den Traum weiter zu träumen, doch leider musste ich irgendwann doch aufstehen.

Bei dieser Erinnerung spüre ich, wie meine Wangen anfangen zu glühen.

„Sorry, es gab da einen Stau", versuche ich mich zu rechtfertigen und lenke gleich vom Thema ab. „Wann haben wir denn heute die ersten Termine?"

„Der Erste ist in einer halben Stunde, der Nächste um elf."

„Gut, dann haben wir ein bisschen Zeit, um nach der Ordnung zu sehen."

Damian mustert mich belustigt. Habe ich heute was im Gesicht, oder wieso grinst er so?

„Willst du mich nicht loben, dass ich den Plan aufgerufen habe, ganz ohne deine Hilfe?" Mit schief gelegtem Kopf wartet er neugierig auf meine Antwort.

Ich unterdrücke das Verlangen zu grinsen, wobei es mir nicht so einfach fällt, weil seins so ansteckend ist. „Ein Fenster auf dem Bildschirm zu öffnen ist keine Forschung."

„Sicher? Gestern hast du aber ganz schön damit zu kämpfen gehabt."

Okay, das Verlangen ist weg ...

Macht er sich über mich lustig? Versucht er es heute mit einer anderen Taktik, mich fertig zu machen?

Meine Wangen fangen augenblicklich an zu glühen.

Ich gehe auf seine Bemerkung nicht ein, es ist mir einfach zu unangenehm. Wir laufen zu den Kindermöbeln und richten die von den Kunden verwüsteten Dekorationen wieder her. Ich nehme den Plüschhasen vom Boden und setze ihn auf das kleine Kindersofa mit Disneymotiven, während Damian die Decke am Babybett aufschüttelt.

Das gestrige Gespräch im Büro schießt mir durch den Kopf. „Das machst du echt gut. Hast ja Übung darin." Kaum habe ich es ausgesprochen, bereue ich es bereits.

Sein kühler Blick trifft meinen und die Stimmung schlägt schlagartig um. „Was meinst du damit?"

„Ich meine, dass du öfters das Bettchen deiner Tochter machst. Wieso hast du mir nichts von ihr erzählt?"

Damian schmeißt das Kissen zurück aufs Bett. „Dazu hatte ich nicht zu oft die Gelegenheit!" Seine Augen sehen schmerzerfühlt aus. Ich habe wohl das falsche Thema erwischt. „Und ich habe es dir nicht erzählt, weil es dich nichts angeht."

Autsch ...

Ich schweige, weil ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll, und er tut es mir gleich. Wieso habe ich bloß damit angefangen? Der Tag wäre bestimmt erträglicher mit seiner guten Laune. Aber wem mache ich hier was vor - nicht seine Launen sind schuld daran, dass ich es kaum ertragen kann, in seiner Nähe zu sein, sondern ich selbst. Es ist einfach nicht möglich für mich, mich in seiner Gegenwart normal zu fühlen. Ich bin gereizt, eingeschüchtert und einfach nur hohl im Kopf, wenn ich ihn sehe. Wenn ich ihn überhaupt ansehe; denn ich vermeide es so gut es geht, weil ich weiß, welche Wirkung er auf mich hat.

Jess - Strength of FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt