Oneshot 3 Scham (18+)

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Wenn wir das Gefühl haben, Normen und Werte gebrochen zu haben, ihnen nicht zu entsprechen, ihnen einfach nicht gerecht zu werden, schämen wir uns.

Ein Gefühl, das uns überdeckt und uns verschwinden lassen möchte.

Die gesamte Haut kribbelt vor Bluteinfluss und das Herz schlägt im Takt der Flucht.

Ein Moment, in dem das Bewusstsein und das Unbewusstsein einander in die Augen schauen.

Die von der Umwelt geprägte Moral schlägt Alarm und will dem Ich verdeutlichen, was es zu verdecken bedarf.

Das darfst du nicht empfinden!

Das darfst du dir nicht wünschen!

Das darfst du nicht machen!

Und die Menschen, die uns umgeben in diesem Moment, lösen die Intensität der Scham aus.

Schamlosigkeit bei dem einen bedeutet die reinste Scham bei dem anderen.

Fourth spürt die intensivsten Auswirkungen seiner Scham gegenüber Gemini.

Er möchte sich am liebsten in Luft auflösen.

Sein Herz rast und seine Haut brennt.

Und sein Zimmer kommt ihm plötzlich so klein vor.

Gemini steht vor der Zimmertür und sein Blick ist auf dem von der Panik gebissenen Fourth gerichtet.

Er läuft in seinem Zimmer hin und her.

Als wolle er einen kühlenden Wind erzeugen, der ihm die glühende Röte nehmen soll.

Kein Wort.

Nur ein aufgelöster Fourth, der sich am liebsten verstecken würde.

Gemini betrachtet Fourths Abwehr und kann seine Unruhe wüten spüren.

Was kann Fourth nur so belasten?

Warum guckt er ihn nicht an?

Was kann das alles nur bedeuten?

Und die Zimmertür wird er niemals freigeben.

Geminis versteinerte Statur steht schützend vor der Tür und sein Elfenbein-Gesicht nimmt wieder den Blauschimmer der Unsicherheit ein.

Er wird Fourth nicht fliehen lassen.

Er wird ihn nicht loslassen.

Er will wissen, was das alles zu bedeuten hat.

Und nach Minuten, die sich wie Stunden anfühlen, ertönt seine tiefe Stimme in dem Zimmer der tiefsten Scham.

„Fourth, sprich endlich mit mir!", fordert er und sieht, wie Fourths Körper bei seinem Schall erstarrt.

Ein leises Seufzen ist seine Antwort.

Und Fourth stoppt seine fliehenden Beine.

Er geht zum Fenster und sucht seine innere Ruhe.

Und Gemini traut sich nicht, sich zu bewegen.

Eine bewachende Statue steht vor der Tür und starrt auf die Rückseite seiner Liebe.

Fourth öffnet das Fenster und atmet die frische Luft.

Mögen seine Lungen diese Frische in all seine Zellen transportieren.

Ihm den Mut für dieses Gespräch geben.

Es ist doch Gemini.

Seine Sonne, die er liebt.

Warum kann er nicht mit ihm sprechen?

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