Die Kälte klirrte. Meine Wangen waren mittlerweile total taub. Ich schippte den Mist der Pferde. Es war zwar warm im Stall, aber ich war mittlerweile so durchgefroren, dass selbst diese Wärme mich nicht erreichte.
"Ich hatte dir doch gesagt, zieh dir einen dickeren Schal an, Liebes."
Ich zuckte zusammen. "Du schaffst es immer wieder, mich zu erschrecken, Esmeralda."
Wer Esmeralda ist, fragt ihr euch? Esmeralda begleitet mich schon seit meinem 5. Lebensjahr. Sie war meine innere Vernunftsstimme. Sie war zum anderen Teil auch meine Ersatzmutter. Nachdem meine Mutter bei einem Autounfall gestorben war und mein Vater zum Alkoholiker wurde, half sie mir aus diesem tiefen Loch. Wir kämpften zusammen und lernten miteinander zu leben. Ich konnte halt niemandem erzählen, dass ich sie bei mir trug. Man hätte mich schneller in die Klapse eingeliefert, als uns lieb wäre.
"Immer wieder gerne, Liebes." Esmeralda lachte.
Als ich die Box fertig hatte, schloss ich die Tür und fuhr die Schubkarre weiter. Die Pferde kannten mich und wussten, dass ich meistens noch ein paar Leckerlis dabei hatte. Ich öffnete die nächste Tür.
"Morgen Brave, ich hoffe, du hast gut geschlafen."
Brave war eine braune, fast schwarze Hannoveraner Stute. Sie kam auf mich zu und stupste mich mit ihren Nüstern an. Ich kramte in meiner Tasche und holte ein paar zerkleinerte Möhrchen und gab sie ihr. Sie war glücklich und ließ mich ihren Mist wegschaufeln.
Mein Bauch grummelte, so wie in den letzten Tagen auch.
"Du musst mehr essen."
"Du weißt genau, ich habe nicht viel Geld", antwortete ich ihr seufzend.
"Ich weiß doch, aber du bist mittlerweile nur noch ein Stück Knochen und ich habe Sorgen, dass du mir umkippst." Esmeraldas Mutterinstinkt lullte mich ein.
"Wenn wir wieder zu Hause sind, kann ich mal schauen, was wir noch haben." Ich gab nach, da ich wusste, dass sie recht hatte.
"Mach das, mein Liebling." Sie klang zufrieden.
Ich schloss die Stalltür wieder und Brave verabschiedete sich mit einem Schnauben. In der nächsten Box stand Silver.
Er war ein Holsteiner Hengst mit dem Fell eines Apfelschimmels. Silver war ziemlich temperamentvoll, aber in meiner Anwesenheit wurde er zu einem kleinen Knuddelbär.
Kaum hatte ich die Tür offen, wurde ich schon mit einem liebevollen Schnauben begrüßt.
"Liebling?"
"Mmh."
"Ich liebe dich." Durch ihre Stimme lief mir ein wohliger Schauer über den Rücken.
Silver schaute mich mit schrägem Blick an. Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um ihn hinter den Ohren zu kraulen. "Dir auch einen guten Morgen, Silverchen." Er kam mir mit dem Kopf entgegen. Ich holte mir aus meiner Jackentasche ein paar Möhrchen und gab sie ihm. Er genoss sie und schaute mir interessiert beim Wegmachen seines Mistes zu. Als Verabschiedung kraulte ich ihm nochmal hinter den Ohren. "Bis morgen"
Ich schloss die Boxentür und brachte die Schubkarre zum Misthaufen.
"Ach Celina, gut, dass ich dich noch erwische." Melissa kam aus dem Haupthaus. Melissa war eine Frau im mittleren Alter, sie hatte blondes Haar und trug ein rot kariertes Hemd. Ich fror schon bei ihrem Anblick.
"Ich wollte dir deinen Lohn für diesen Monat geben." Sie drückte mir den Umschlag in die Hand.
"Schau rein, Liebling."
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Garnoks Gefährtin
أدب الهواةCelina dachte, dass sie nach dem Studium sofort eine Anstellung auf Jorvik findet. Aber so war es nicht. Seit einer sehr langen Zeit, hält sie sich, mit ihrem Pferd Snow, mit Minijobs über Wasser. Jede Bewerbung die sie an die Firmen schickt, endet...