Lügen und ein Drachenangriff

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Rowin:
Inzwischen war es ungefähr eine Woche her, dass ich auf der Berserker Insel angekommen bin und alles in allem war das Leben dort sehr schön. Heidrun hatte mir angeboten in ihrem Gästezimmer zu wohnen und ich hatte das Angebot dankend angenommen. Allerdings plagten mich noch immer Schuldgefühle, Dagur, Heidrun und alle anderen auf der Insel, ich hatte sie alle in Bezug auf meine Herkunft und Erinnerungen belogen. „Sollte ich es ihnen sagen?", fragte ich mich immer wieder aufs Neue. Aber an diesem Tag gab es andere Dinge, die wichtig waren, denn heute waren endlich meine Wunden verheilt. Langsam nahm ich die Verbände ab und betrachtete die darunter liegende Haut, alles war perfekt verheilt, lediglich zwei Narben erinnerten noch an die Verletzungen.

Schweigend zog ich mir die Lederkleidung an, die ich auch getragen hatte, als Dagur und Heidrun mich gefunden hatten. Einmal hatte Heidrun mich gefragt, ob ich wüsste was für ein Leder das wäre, da keiner auf der Insel es zuordnen konnte, und ich hatte gesagt, dass ich es auch nicht wüsste, noch eine Lüge. Langsam trat ich aus der Hütte und sah mich um, die Sonne ging gerade über dem Meer auf und tauchte den Horizont in ein wunderschönes, rotes Licht. „Wie ich sehe, geht es dir wieder gut", hörte ich Heidrun neben mir sagen. „Ja, dank eures Heilers", erwiderte ich. „Gorm ist eben der Beste auf der ganzen Insel", meinte sie. „Das merkt man", erwiderte ich.

Eine Weile lang standen wir einfach nur dort und betrachteten den unglaublichen Ausblick. „Was ich mal fragen wollte, was genau hat eigentlich diese Tätowierung auf deinem Arm zu bedeuten?", fragte Heidrun. Augenblicklich musste ich schlucken, von allen Dingen, nach denen sie hätte fragen können, musste sie sich nach dem Tattoo erkundigen. „Ich weiß es nicht genau", log ich schließlich, „ich kann mich weder erinnern was es bedeuten könnte, noch wie ich es bekommen habe." „Ist nicht schlimm, ich hatte mich einfach nur über eines dieser Zeichen, genauer gesagt das mit dem Drachen, gewundert", erzählte sie, „Weißt du einer meiner Freunde hatte mal ein ähnliches Symbol als Wappen für seine Drachen Akademie gewählt." „Eine Akademie in der lernt Drachen zu töten?", fragte ich. „Nein, er hat damals einen Weg gefunden Drachen zu zähmen und es in der Akademie verfeinert. Ich glaube, ich hatte dir von ihm erzählt", meinte sie. „Ach ja, dieser Hicks, oder?", fragte ich. Ich wusste noch ganz genau, wie mir Heidrun erzählt hatte, dass sie es geschafft hatten Drachen zu zähmen. Erst konnte ich es nicht glauben, da ich glaubte mein Stamm wäre der Einzige der mit Drachen Freundschafft schließen konnte, aber offenbar war das Gegenteil der Fall. „Ganz genau", antwortete Heidrun, „Darf ich es mir vielleicht noch einmal ansehen?"

Über diese Frage dachte ich sehr lange nach, eigentlich sollte ich nein sagen, doch aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht. „Klar, wenn du meinst, dass es hilft", erwiderte ich daher, krempelte den Ärmel hoch und entblößte das Tattoo. Auf dem Handrücken prangte das Drachensymbol, welches von einigen, im Kreis angeordneten Runen umgeben war. Am untersten Punkt des Kreises liefen die weiter in Richtung Ellenbogen und wanden sich dabei mehrmals um den Unterarm. Eine ganze Weile betrachtete Heidrun die Zeichen und dachte anscheinend konzentriert darüber nach. „Und fällt dir irgendetwas dazu ein?", fragte ich nach einigen Minuten. „Nein, leider nicht. Ein paar von den Runen sehen aus wie Buchstaben, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie bedeuten könnten", antwortete sie. „Nicht schlimm, ich bin sicher, dass es sich noch aufklärt, was das bedeutet", meinte ich, obwohl ich längst wusste, was die Zeichen zu bedeuten hatten.

„Also, da deine Verletzungen jetzt wieder verheilt sind, dachte du würdest dich vielleicht über einen kleinen Rundflug über die Insel freuen", bot sie plötzlich an. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Gerne, solange Windfang mich auffängt, wenn ich hinunterfalle, was ich werde, bin ich dabei", antwortete ich. Nun musste auch sie lachen. „Keine Sorge, sie fängt dich auf, aber solange du dich gut festhältst, wirst du schon nicht hinunterfallen", meinte Heidrun dann. „Gut, wann wollen denn los?", erkundigte ich mich. „Na ja, ich muss noch ein paar Sachen erledigen also, wie wäre es, wenn wir uns in einer Stunde bei den Ställen treffen?", fragte sie. „Einverstanden", erwiderte ich.

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt