13 Jahre später
Talia:
Konzentriert verfolgte ich die Bewegungen der Waffe meiner Gegnerin vor mir. Zum Glück war das hier nur eine kleine Übung und kein richtiger Kampf. „Dein Blick ist so scharf wie eh und je, gut", bemerkte Rani meine beste Freundin lächelnd. „Danke, nur hat mir das bisher nicht sehr viel genützt", gab ich zurück. „Weil du zögerst, du verschwendest zu viel Zeit damit, dir zu überlegen, ob sich ein Gegenangriff auch wirklich lohnt. Stattdessen solltest du dich lieber auf deine Instinkte verlassen und zuschlagen, wenn sie es dir sagen", erklärte Rani. „Du hast leicht reden", bemerkte ich, „immerhin hast du auch einen Drachen in deiner Seele, der dir mit seinen Instinkten helfen kann." Bei dieser Aussage verdrehte meine Freundin nur verärgert die Augen und schlug mit ihrem Kampfstab gegen meine linke Seite, ich jedoch blockte den Hieb mit meinem Stab. „Du hast Recht, mein Seelenbruder Garf hilft mir von Zeit zu Zeit, aber das ist nicht das Geheimnis. Das Geheimnis ist nicht zu zögern, wenn sich dir die Gelegenheit bietet, es einfach tun und nicht lange darüber nachdenken", erklärte sie mir. Irgendwie ergab es ja schon Sinn was sie sagte, aber ich konnte es nicht umsetzen, nur warum? „Na wenn haben wir denn da? Zwei Mädchen die Krieger spielen wollen?", fragte plötzlich eine ekelhaft klingende Stimme hinter uns. „Kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen Surk?", fragte ich so selbstbewusst wie möglich. „Oh, oder was? Was willst du denn schon machen, Kleine?", fragte er lachend weiter. „Sie sagte, du sollst sie in Ruhe lassen", wandte sich nun auch Rani an den jungen Albtraumkrieger. „Und wenn nicht?", erkundigte er sich einfach weiter. „Wenn nicht, zeige ich dir persönlich wie es ist, in Todsinger Bernstein festzustecken!", blaffte sie und fauchte leicht bedrohlich. „Gut, gut! Mach nicht gleich so einen Aufstand!", zog sich Surk schließlich doch zurück. „Du solltest dir sowas nicht immer gefallen lassen, besonders nicht als Tochter des Nachtschattenkriegers", wandte sich Rani an mich. „Ich weiß, aber... ich bin eben nicht wie mein Bruder...", meinte ich kleinlaut.Am Abend saß ich zusammen mit meinen Eltern Rowin und Heidrun, sowie meinem Bruder Oswald im großen Esszimmer unseres Hauses. Es gab knusprig gebratene Geflügelkeulen mit Gewürzsoße und frisch gebackenem Brot zum Aufsaugen, eine meiner Leibspeisen. „Habt ihr eigentlich irgendwelche besonderen Wünsche für euren Geburtstag kommende Woche, immerhin werdet ihr 13?", fragte Mutter plötzlich. „Ich persönlich nicht, für mich reicht schon die Seelenwahl als Besonderheit", antwortete mein Bruder sofort. „Gut, wie ist es mit dir Talia?", erkundigte sich Vater. „Ehrlich gesagt habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Ich viel zu aufgeregt wegen der Seelenwahl, denn was ist... was ist, wenn etwas schiefläuft und ich meinen Seelenpartner nicht finden kann?", fragte ich besorgt zurück. Nach diesen Worten herrschte erst einmal eine drückende Stille, die keiner von uns zu brechen wagte. „Keine Angst", meinte Vater schließlich, „ich fühlte mich damals auch nicht bereit, meine Kleine." Bei dieser Aussage wurde ich sofort hellhörig, mein Vater war für mich immer der große starke Held, weshalb ich das nicht so recht glauben wollte. „Tatsächlich? Du?", hakte ich also nach. „Oh ja, ich war kaum mehr als ein wandelndes Nervenbündel. Als ich im Seelenstein war, hat es nicht lange gedauert, bis ich mich aus Angst irgendwo in der hintersten Ecke dieses Kristalls versteckt habe", erklärte mir mein Vater. „Aber wenn du dich versteckt hast, wie hast du dann Feuerblitz gefunden und den Seelenbund mit ihm geschlossen?", fragte mein Bruder interessiert. „Na ja, genau genommen habe damals nicht ich Feuerblitz gefunden, sondern er hat mich gefunden. Anscheinend hatte er Mitleid mit mir, weil ich so verängstigt und frustriert dasaß, also schmiegte er sich an mich und versuchte mich zu trösten. Doch dass er sich als perfekter Seelenpartner für mich herausstellen würde hätte keiner von uns erwartet", erzählte Vater. Während Oswald bei dieser Geschichte nur überrascht nickte, brachte sie mich nur zum Schlucken. „Was euer Vater damit sagen wollte, ist dass man auch mit einer Menge Furcht im Herzen noch einen Seelenbund schließen kann", schaltete sich da unsere Mutter ins Gespräch ein. „Ist gut...", meinte ich kleinlaut und konzentrierte mich wieder aufs Essen.
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Dragons: Der Seelenbund
FanfictionDie Geschichte spielt kurz nach dem Ende der 8. Dragonsstaffel. Das bedeutet Johanns Imperium wurde zerstört, Krogan ist verschwunden, Hicks und die Anderen sind nach Berk zurückgekehrt und der Frieden ist über das ganze Inselreich gekommen. Während...