4. Bonusteil: Familientreffen

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15 Jahren nach dem Verschwinden der Drachen

Astrid:
„Bist du dir ganz sicher, dass dieses Treffen ungefährlich ist, Schatz?", fragte ich besorgt. „Ja, das bin ich", antwortete Hicks und legte mir eine Hand auf die Schulter, „die Insel, auf der wir uns treffen, liegt abgelegener von den Dörfern der Wikinger, als alle anderen und hat keinen besonderen Wert. Sie ist nur ein Stückchen Land im weiten Meer, es gibt keine besonderen Bodenschätze oder Pflanzen, welche einen Grund liefern könnten, sich dort aufzuhalten. Also der ideale Treffpunkt, wenn man nicht gerade darauf erpicht ist, einen unerwarteten Besuch zu erleben." Wie gerne würde ich ihm glauben, allein um meine alte Freundin wiederzusehen und zu sehen, wie es um ihre Familie nun bestellt war, doch trotzdem blieb dieses ungute Gefühl. „Verstehe, ich möchte nur sicher sein. Nicht dass sie unseretwegen noch...", murmelte ich. „Astrid, ich weiß wie sehr du dich um sie sorgst und mir geht es dabei nicht anders. Vergiss nicht, dass einer meiner Freunde ebenso davon betroffen ist, von ihrer Familie einmal ganz zu schweigen, aber es wird schon nichts passieren. Seit 15 Jahren haben die Menschen keine Drachen mehr gesehen und somit auch keinen Grund mehr, nach ihnen Ausschau zu halten. Wenn sie sich klug anstellen, was sie uns in ihrem letzten Brief versichert haben und auch sonst von ihnen zu erwarten ist, werden sie schon nicht erwischt werden", erklärte mein Mann weiter. „Du hast Recht, bestimmt mache ich mir unnötig Sorgen", lenkte ich ein. „Na siehst du? Und jetzt höre auf dir vorzustellen, was wohl alles schiefgehen könnte und konzentriere dich auf das, worauf du dich freust", meinte er und brachte mich damit zum Lächeln. „Alles klar, was glaubst du eigentlich, wie Zephyr und Nuffink reagieren werden, wenn sie die Beiden treffen?", fragte ich und schmunzelte allein bei dem Gedanken. „Ich bin sicher ihnen werden die Augen aus dem Kopf fallen", erwiderte Hicks und lachte mit.

Am Abend des nächsten Tages standen Hicks, Zephyr, Nuffink und ich schließlich unten, am Anleger von Neu Berk und verabschiedeten uns. Wir verabschiedeten uns von so ziemlich allen, wie Grobian, Valka, den anderen ehemaligen Drachenreitern und... na ja praktisch dem gesamten Dorf. „Seid ihr sicher, dass euch sonst keiner begleiten soll?", fragte Valka besorgt. „Leider geht es nicht anders", gab Hicks betrübt zurück. „Wenn ihr uns wenigstens sagen würdet, wo ihr hinfahrt", meinte seine Mutter und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber das ist eine zutiefst persönliche und vertraute Angelegenheit", erklärte ich. „Dann wünsche ich euch alles Glück dieser Welt mit auf den Weg. Auf das ihr bald und unbeschadet zurückkehrt", erwiderte sie und umarmte ihren Sohn. Ansonsten verlief der Abschied eher ereignislos, hier und dort flossen ein paar Tränen, da wir unseren Freunden ja nicht sagen konnten, wo wir hinfahren, aber eben nichts Besonderes. Schließlich traten wir dann aber an Bord unseres Langschiffes, um endlich auslaufen zu können. „Wo fahren wir den hin?", fragte Nuffink neugierig. „Zu einem Treffen mit der Familie von ein paar alten Freunden", erklärte ich lächelnd.

Heidrun:
„Bei Odin, was ist denn nur mit dir passiert, Oswald?", fragte ich erschrocken. Mein Sohn hatte eine beachtliche Sammlung blauer Flecken an den Armen und im Gesicht, dazu einige Platzwunden und eine aufgesprungene Lippe. „Na ja, ein paar andere Kinder haben sich über Talia lustig gemacht und ich...", wollte er sich erklären, als er sich mit vor Schmerz verzogenem Gesicht an den Unterkiefer fassen musste. „Und du bist dazwischengegangen", beendete Rowin, welcher neben mir stand und unsere weinende Tochter in den Armen hielt, den Satz. „Ja genau", bestätigte er, dabei hielt er noch immer den Kiefer. „Komm rein, ich gebe dir etwas Eis und kümmere mich um alles, was dir sonst noch wehtut", entgegnete ich und legte Oswald meinen rechten Arm um die Schultern. „Gut, dann gehen wir rein und versuchen, deinen Tränenfluss zu stoppen, in Ordnung Talia?", fragte Rowin und versuchte dabei möglichst komisch zu klingen, aber es gelang ihm nur mäßig. Trotzdem nickte unsere Tochter leicht und ließ sich von ihm in ihr Zimmer führen, während ich mit Oswald ins Esszimmer ging und dort sofort auf einen Stuhl setzte. Danach eilte ich schnell ins nahe Vorratslager, schnappte mir dort ein paar kühlende Kräutersalben, sowie einen kleinen Eisblock und lief damit eilig zu meinem Sohn zurück.

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt