Rowin der Nachtschattenkrieger

47 7 5
                                    

Leyla:
Wie vom Donner gerührt, starrte ich meinen Vater an, der gerade in Begriff war, Rowin zu erstechen. Ich wollte noch etwas sagen, ihn umstimmen, doch ich konnte es nicht, auch konnte ich nicht nach meinem Schwert greifen, oder sonst etwas machen. Genau als ich dachte, dass es nun endgültig um meinen Kindheitsfreund geschehen war, griff jedoch plötzlich diese Heidrun zusammen mit drei anderen Wikingern und ihren Drachen ein. Zornig hieb mein Vater mit seinem Stab nach jemandem, der eine Axt und ein Schwert in den Händen hielt, nur um sofort von einem Dreifachstachel angegriffen zu werden. Auch die anderen Beiden griffen nun meinen Vater an, bewaffnet war die junge Frau mit einer Axt und der Mann mit einem brennenden Schwert. „Warte...Ein brennendes Schwert?", fragte ich mich augenblicklich. „Also die Erfindungen dieser Leute werden auch immer verrückter, und irgendwie auch erstaunlicher", murmelte ich leise. Im nächsten Moment riss mich ein wütender Schrei von Vater aus meinen Gedanken, er war inzwischen von den drei Wikingern und ihren Drachen umzingelt worden. Hinter ihnen konnte ich erkennen, dass Heidrun gerade dabei war, Rowin beim Aufstehen zu helfen und ihn in Richtung eines am Dorf angrenzenden Waldes zu tragen. „Lieg da nicht einfach so blöd rum, hilf mir gefälligst!", forderte Vater mit einem Blick in meine Richtung. Allerdings machte ich keine Anstalten dem nachzukommen, stattdessen blieb ich einfach auf dem Boden liegen. „Na schön", knurrte er, „dann nehme ich es eben mit euch allen zusammen auf!" Beiden letzten Worten hatte der Seelenherr bereits angefangen auf seine insgesamt sechs Gegner loszugehen.

Zunächst sah ich einfach nur zu, wie mein Vater seine übermenschlichen Kräfte benutzte, um die Überzahl seiner Gegner wieder auszugleichen. Es dauerte etwa 5 Minuten bis der Kampf entschieden war, Vater hatte alle seine Gegner zu Boden gerungen und trat gerade über den älteraussehenden Mann mit dem roten Bart. Kaum hatte er seinen Stab zum Todesstoß erhoben, schaffte ich es endlich, mich aus meiner Starre zu lösen und wusste auch ganz genau, was ich zu tun hatte. Mit einem Kampfschrei sprang ich auf die Füße, schnappte mir mein Schwert und rannte auf Vater zu, um ihn sofort mit einem Hagel aus Angriffen zu überhäufen. Scheinbar vollkommen überrascht schaffte er es nur mit viel Mühe und Not all meine Schläge zu parieren. „Meine eigene Tochter, wieso?", fragte er geschockt. „Das musst du noch Fragen?", erkundigte ich mich wütend, „Du hast doch nie darauf geachtet, was meine Interessen sind! Immer ging es nur um dich!" Kurz zuckten Vaters Augen, bevor er sich vor Wut schreiend auf mich warf und eine kraftvolle Gegenoffensive startete.

Rowin:
Unter Schmerzen stützte ich mich auf Heidrun, die mich zum nahen Waldrand brachte und dort an einen Baum lehnte. Besorgt sah sie mir in die Augen und öffnete das Visier meines Helms, um mir besser ins Gesicht blicken zu können. „Alles soweit in Ordnung Rowin?", fragte meine Freundin, ihre Stimme war gezeichnet vor Sorge. „Nein, nicht einmal im Ansatz", gab ich zurück. „Wie schnell denkst du, kannst du wieder auf die Beine kommen?", erkundigte sie sich, „Die anderen brauchen dringend Hilfe und du bist hier gerade der Einzige, der in der Lage ist Baldor zu besiegen!" „Dann sind wir verloren, denn ich bin viel zu schwach, um ernsthaft gegen ihn zu kämpfen, selbst wenn ich unverletzt wäre", meinte ich und fing mir dafür augenblicklich eine Backpfeife von Heidrun ein. Zwar schützte mich mein Helm etwas, aber trotzdem tat es sehr weh. „Was sollte das denn?", fragte ich während ich mir die Wange hielt. „Das ist das Dümmste, was du jemals gesagt hast!", schrie Heidrun aufgebracht, „ich habe gesehen, wie du gleich zwei Seelenkrieger gleichzeitig getötet hast, ohne dich wirklich anzustrengen. Da willst du mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du zu schwach wärst!" „Doch, denn ich kann diese Kraft nur benutzen, wenn ich wütend bin!", verteidigte ich mich. „Wo ist da das Problem, wütend zu werden ist nun wirklich kein Kunststück!", erwiderte sie. „So einfach ist es aber nicht, eine solche Aktion ist nämlich nicht mit den Werten der Seelenkrieger vereinbar, wir müssen unsere Gefühle stets unter Kontrolle halten, um nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren", argumentierte ich.

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt