Ein schmerzhafter Bund

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Rowin:
Am nächsten Morgen wurde ich einem lauten Freudenschrei geweckt. Etwas mürrisch streckte ich mich im Bett, eigentlich wollte ich noch nicht aufstehen, es war gerade so gemütlich, aber ich wusste auch genau, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Daher stand ich auf und zog mir meine schwarze Lederkleidung an, noch immer musste ich darüber lächeln, dass ich ausgerechnet diese Kleidung getragen hatte, als mich Heidrun zur Rede gestellt hatte. Langsam öffnete ich die Tür und trat hinaus ins Freie, da ich bei Weitem noch nicht völlig wach war, stürzte ich mich kopfüber ins Meer und nahm im Fall meine Nachtschattenform an. Kaum war ich in das kalte Meereswasser eingetaucht, schwamm ich auch wieder Richtung Oberfläche und flog zurück auf den Steg. Nach diesem Bad, wenn man es denn so nennen wollte, machte ich mich auf den Weg ins Gemeinschaftshaus, wo Heidrun schon am Kochen war. „Guten Morgen", grüßte ich, „Wann bist du denn aufgestanden?" „Schon vor einer Weile", antwortete sie, während sie den Tisch noch schnell fertig eindeckte, „Ich hatte einen ziemlich bösen Albtraum, der mich kurz nach Sonnenaufgang aufgeweckt hat und danach konnte ich beim besten Willen nicht mehr einschlafen." „Geht es denn wieder?", fragte ich besorgt. „Ja, nur keine Sorge", erwiderte Heidrun, „ich habe die freie Zeit genutzt, um schon mal ein paar Yak-Koteletts zum Frühstück zu machen."

Kaum war sie mit dem Sprechen fertig, war der Tisch auch schon fertig gedeckt und sie setzte sich hin, ich folgte ihrem Beispiel und machte mich über die Koteletts her. „Also, wenn du mich fragst, bist du auch eine erstklassige Köchin, Heidrun. So leckeres Fleisch habe ich lange nicht mehr gegessen", lobte ich. „Danke", erwiderte sie, „aber dein Fisch von gestern war mindestens genauso gut." „Wo ist eigentlich Windfang?", fragte ich schließlich. „Die ist oben am Fluss und fängt einige Fische", antwortete sie. Mit vollem Mund nickte ich und machte mich weiter über das Fleisch her. Nachdem wir das Frühstück beendet hatten, traten wir nach draußen auf die Klippe oberhalb der Gebäude und blickten dem Horizont entgegen. Zwar stand die Sonne längst weit über dem Meer, aber dennoch war das Farbspiel wahrhaft malerisch. Irgendwann kam Windfang dazu und leistete uns etwas Gesellschaft, obwohl wir hier bestimmt schon eine Stunde lang standen, konnten wir uns einfach nicht sattsehen. Der Moment war einfach nur perfekt, doch bevor ich mir genauere Gedanken darüber machen konnte, erschienen fünf Drachen am Horizont.

„Sind das Hicks und die anderen?", fragte Heidrun mit zusammengekniffenen Augen. Ich blickte ebenfalls unseren Besuchern entgegen, doch was ich erkannte, trieb mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Das sind nicht deine Freunde, das sind Leyla und einige ihrer Freunde", erwiderte ich dann und zog mein Schwert. Auch Heidrun zückte ihre Axt und klappte sie überraschend aus, sodass der Stiel doppelt so lang und an beiden Seiten eine Klinge hatte. Windfang nahm ebenfalls eine angriffslustige Stellung ein und gemeinsam wichen wir drei einige Schritte vom Rand der Klippe zurück, um besser mit einem Angriff umgehen zu können. Schließlich waren die Drachen so nah, dass ich erkennen konnte welche Arten es genau waren. Natürlich war an der Spitze ein Klingenpeitschling, Leyla, gefolgt von einem Riesenhaften Albtraum, Tödlichen Nadder, Feuerschweif und einem Skrill. Langsam kamen sie näher, setzten zum Landeanflug an und ließen sich genau vor uns auf der Klippe nieder.

Bevor einer von den fünf auch nur ein Wort sagen konnte ergriff ich die Initiative. „Verschwinde von hier Leyla! Wenn du kommst, um mich ins Seelenreich zu bringen, verschwendest du nur deine Zeit!", rief ich und Windfang untermalte es mit einem wütenden Knurren. Zornig blickte Leyla erst mich, dann Heidrun an und verwandelte sich in einen Menschen. „Du hast IHR von uns erzählt?!", fragte sie und spuckte das ‚ihr' schon fast aus, „Du weißt doch, was das für sie bedeutet, oder?" „Ich weiß wie du es dir vorstellst", antwortete ich kühl. Immer noch zornig blickte Leyla Heidrun an, bevor sie fragte: „Du magst sie und nur ihretwegen wolltest du nicht nachhause kommen? Ist doch so, oder?" Noch während sie diese Worte aussprach biss ich mir auf die Lippen, was Leyla wohl schon als Antwort reichte. „Na schön", meinte sie erschreckend ruhig, „wenn sie der Grund ist, aus dem du nicht zurückwillst, dann werden wir sie eben aus dem Weg räumen. SCHNAPPT SIE EUCH!"

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt