Die Flammen des Krieges

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Rowin:
Heidrun, Dagur, Hicks, Astrid und ich standen am Ende des Stegs des Hafens der Berserker Insel und starrten in Richtung Norden. So wie ich Baldor kannte, hatte er die Seelenkrieger schon im Voraus für den Krieg gewappnet, deshalb müssten die Truppen meines Volkes bald hier sein. Während wir warteten, musste ich mich bemühen nicht an die letzte Nacht zu denken, zwar ist sie wirklich sehr schön gewesen, aber das war jetzt kein guter Zeitpunkt. „Ein Seelenkrieger muss stets diszipliniert und ruhig bleiben, er darf sich besonders im Kampf unter keinen Umständen von seinen Gefühlen überwältigen lassen", ließ ich mir die Regeln meines Volkes durch den Kopf gehen. Diese stammten zwar größtenteils von Baldor, aber sie waren trotzdem sehr effektiv. Bis jetzt hatte es sich für mich immer ausgezahlt im Kampf ruhig zu bleiben und den Kampfstil meiner Gegner zu analysieren, bevor ich selbst angriff. Was im letzten Kampf gegen Leyla mit der Wut der Nachtschatten passiert war, war schon sehr grenzwertig, da ich mich vor Zorn kaum noch kontrollieren konnte. Daher musste ich versuchen, den Kampf ohne diese Macht zu gewinnen, sofern ich keine Möglichkeit fand, sie unter Kontrolle zu bringen.

Wir alle hatten uns für den kommenden Kampf gerüstet, Heidrun und ich trugen dabei natürlich unsere neuen Rüstungen im Stil der Seelenkrieger. Dagur war am zweitstärksten gerüstet er trug eine massive Rüstung aus Metall, sowie eine Doppelblattaxt und ein Langschwert. Hicks und Astrid waren leichter ausgerüstet, um beim Reiten auf ihren Drachen ungestört zu bleiben, außerdem zählten natürlich das Flammenschwert und die typische Axt zu ihrer Ausstattung. Als die Sonne dann schließlich ihren höchsten Punkt am Himmel eingenommen hatte, kam am Horizont ein schwarzer Fleck in Sicht. „Sie kommen", murmelte ich leise zu den Anderen. „Alle Mann kampfbereit machen! Der Feind ist im Anmarsch!", befahl Dagur und sofort wuselten seine Männer durcheinander. Katapulte, sowie Balliste wurden geladen, Bögen gespannt und Waffen ein letztes Mal geprüft. Ich starrte indessen nur dem Schwarm entgegen und stellte leicht erschrocken fest, dass an der Spitze ein Brüllender Tod flog. „Baldor hat seine Drachengestalt angenommen, das hat er nicht mehr gemacht, seit... Eigentlich erinnere ich mich gar nicht daran, dass er das schon mal gemacht hat", dachte ich mir im Stillen. Unter Schweigen beobachteten wir das Näherkommen der Seelenkrieger, die schon kampfeslustig brüllten. Genau wie geplant, warteten wir bis unsere Feinde den Eingang zur Bucht, in der der Hafen der Berserker Insel lag, passiert hatten.

Kaum hatten die vordersten Reihen von Baldors Armee den halben Weg zu uns hinter sich gebracht, starteten wir mit unserem Gegenangriff. Mit einem Hagel aus Pfeilen, Katapultgeschossen und Wurfnetzen schlugen wir tiefe Furchen in den feindlichen Schwarm, was der Moral der Seelenkrieger einen herben Schlag versetzte. Jedoch dauerte es nicht lange, bis Dagurs Leute nachladen mussten und unserem Feind so eine kurze Atempause verschafften. Aus diesem Grund nahmen Heidrun und ich unsere Drachenform an, um uns mit den anderen Drachenreitern in den Himmel zu erheben. Nicht nur Hicks, Astrid und Dagur, sondern auch alle anderen Krieger der Berserker Insel, die einen Drachen besaßen, zählten zu unserer Truppe. Gemeinsam versuchten wir die Seelenkrieger zurück zu drängen, zumindest solange bis die Leute an den Katapulten und Netzwerfen nachgeladen hatten. Während dieses Luftkampfes fiel mir auf, dass sich Baldor zurückgezogen und lediglich seine Krieger zu uns vorgeschickt hatte. „Seltsam, will er denn nicht selbst kämpfen?", fragte ich mich, bevor ich von einem anderen Seelenkrieger angegriffen wurde. Wütend versetzte ich meinem Angreifer einen kräftigen Prankenhieb gegen die linke Seite seines Kopfes, wodurch dieser benommen in Richtung Ozean stürzte.

Bevor ich die Gelegenheit hatte, mir einen weiteren Seelenkrieger vorzuknöpfen, hörte ich das Signal von Dagurs Leuten, was uns informierte, dass sie schussbereit waren. Eilig legte ich zusammen mit allen anderen Drachen auf unserer Seite die Flügel an und schoss in Richtung Wasser. Keine Sekunde später feuerten die Katapulte und Netzwerfer der Berserker eine weitere Salve ab, was unter unseren Gegnern erneut einiges an Panik stiftete. Allerdings hielt sich das Glück nicht lange auf unserer Seite, denn einige Seelenkrieger schafften es unsere Reihen zu durchbrechen und tiefe Furchen in unsere Luftverteidigung zu reißen. Noch dazu schafften es natürlich auch einige von ihnen im Dorf zu landen und dort einiges an Chaos zu stiften. Dadurch sahen Heidrun und ich uns schließlich gezwungen ebenfalls unsere menschliche Gestalt anzunehmen, um den Berserker-Kriegern im Kampf beizustehen. Gerade hatte ich mit einem Seelenkrieger in einer Feuerschweif-Rüstung zu tun, der am Dorfrand Ärger machte, als mir plötzlich jemand mit einer silbernen Klingenpeitschling-Rüstung auffiel. Dass es sich dabei nicht um Heidrun handelte, erkannte ich auf den ersten Blick, da diese Person hier ein Breitschwert und keine Axt in der Hand hielt. „Hallo Rowin", hörte ich Leylas Stimme unter dem Helm der Gestalt grüßen, „Sigfrid würdest du uns bitte allein lassen?" Augenblicklich leistete der Seelenkrieger, Sigfrid, dem Befehl Folge und verschwand in Richtung Dorfmitte.

Dragons: Der SeelenbundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt